Listinus Toplisten



Routenplanung und Realität

Was bisher geschah

Nach knapp viermonatiger Renovierung von LA GITANA sind wir endlich am 26.08.2005 in Hyères in Südfrankreich zur Weltumseglung gestartet. Zunächst ging es zur Shake-Down-Cruise erstmal auf die Balearen. Eigentlich wollten wir mindestens vier Wochen im Mittelmeer segeln bevor es dorthin gehen sollte. 

Mitte September 2005 hatten wir Südspanien erreicht, wo die Farewell-Party stattgefunden hat. Anschließend ging es über Gibraltar nach Portugal und von dort auf einen Abstecher nach Marokko. Nach 2 Wochen Rundreise durch Marokko segelten wir auf die Kanaren, von wo wir am 1. Januar 2006 den Sprung über den großen Teich in die Karibik gewagt haben. Dort haben wir ein paar einsame Ankerbuchten gesucht und wenige gefunden, bevor uns im Juni 2006 die Hurrican-Saison langsam Richtung Südamerika getrieben hat. In Trinidad haben wir nicht nur eine äußerst inaktive Hurrican-Saison 2006 abgesessen, sondern auch einige Arbeiten an LA GITANA vorgenommen.

Mit unserer Abreise aus Trinidad Ende August 2006 fingen die Höhepunkte unserer Reise erst so richtig an. Zunächst wagten wir ein Abenteuer und befuhren als eines der ersten Segelschiffe den Dschungel im Orinoco-Delta. Weiter ging es durch die Inselwelt Venezuelas, wo uns einsame Ankerbuchten mit herrlichem Wasser erwarteten. Los Testigos, Blanquilla, Tortuga, Los Roques und Las Aves zogen uns mit ihrer Ursprünglichkeit in ihren Bann. Es folgten die Niederländischen Antillen mit Bonaire, dem Tauch-, Kitesurf- und Funparadies sowie Curacao im November 2006.

Rechtzeitig vor dem Aufkommen des Winterpassats schlichen wir uns entlang der kolumbianischen Küste um das berüchtigte Cabo de la Vela ins fantastische Cartagena. Kolumbien nimmt uns mit offenen Armen auf und wir verbringen viel mehr Zeit dort, als wir ursprünglich planten. Unter anderem Weihnachten 2006 sowie den Jahreswechsel nach 2007.

Aber irgendwann mußten wir uns wieder losreisen, denn wir wollten ausreichend Zeit für die San Blas Inseln vor der Küste Panamas mitbringen. Und die knapp zwei Monate die wir Anfang 2007 in diesem echten Paradies verbrachten, waren noch zu kurz.

Auf den Tag genau 18 Monate, nachdem wir in Südfrankreich die Leinen zur Weltumseglung losgeworfen hatten, sind wir am 26. Februar 2007 am Panama-Kanal und damit am Ende von Atlantik und Karibik angekommen. Hier entschlossen wir uns spontan zu einem Kurzurlaub in Deutschland, um unsere Familie und unsere Freunde nicht noch länger unter Entzug zu setzen.

Die Durchfahrt durch den Panamakanal Anfang April 2007 war für uns ein Highlight. Denn jetzt haben wir endlich das Ziel unserer Träume vor dem Bug: Den Südpazifik mit seinen bezaubernden Inseln und Atollen.

Auf dem Weg dorthin machten wir den obligatorischen Stopp auf den Galapagosinseln und waren von der Natur und Tierwelt nahezu sprachlos. So müssen Mensch und Tier vor dem Sündenfall zusammengelebt haben.

Nach gut zweiwöchigem Intermezzo auf dem ecuadorianischen Archipel brachen wir zu unserer bisher längsten Segelstrecke auf. Über 3.000sm ging es quer durch den größten Ozean der Welt. Ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht und seine schönen wie auch schwierigeren Momente hatte.

Der Landfall auf der Marquesas-Insel Fatu Hiva nach 20 Tagen auf See war jedenfalls etwas ganz Besonderes. Und das nicht nur aufgrund der langen Zeit auf dem offenen Meer. Die Menschen in den Marquesas haben uns mit offenen Armen und Herzen empfangen und die Natur war von einer überwältigenden Schönheit.

Da wir im Juli Besuch an Bord in Tahiti bekamen, ging es nach zu kurzer Zeit weiter durch die Tuamotus. Diese Gruppe von Atollen galt früher als der gefährliche Archipel. Wir fanden jedoch unser privates Traumatoll und verbrachten drei Wochen im Juli in nahezu absoluter Einsamkeit auf Tahanea. Wir lebten von dem, was uns die Lagune und die Motus spendierten und genossen die besondere Atmosphäre über und unter Wasser.

So gut hat es uns in Französisch Polynesien gefallen, dass wir unseren Plan spontan änderten, von Tahiti aus nach Chile zu segeln. Wir wollen unbedingt mehr Zeit in den Marquesas und in den Tuamotus verbringen und beschlossen, von Tahiti aus wieder durch die Tuamotus zurück zu den Marquesas zu segeln.

Doch zuvor besuchten wir in Ruhe und mit Familie an Bord die Gesellschaftsinseln und verlebten intensive und traumhafte Tage auf Bora-Bora und Huahine. Auf Raiatea wurde schließlich noch LA GITANA aus dem Wasser gehoben, um das Unterwasserschiff für die nächsten 18 Monate auf Vordermann zu bringen, bevor es Anfang September 2007 wieder gegen den Wind zurück nach Tahiti ging.

Dort angekommen bereiteten wir uns auf acht Monate ohne nennenswerte Versorgungsmöglichkeiten vor. Einkaufswagen auf Einkaufswagen wurde auf LA GITANA verstaut, alle Systeme wurden nochmals gründlich geprüft und einige defekte Teile repariert oder ausgetauscht.

Anfang Oktober verliessen wir dann endgültig die Flotille der Weltumsegler und machten uns bei leichten Winden mit Kurs Nordost auf den Weg zurück in die Tuamotus. Doch leider erwiesen sich die Wetterprognosen als nicht sehr zuverlässig und wir verwöhnten Downwind-Segler bekamen Gelegenheit, mal so richtig zu segeln. Bei 7 Beaufort auf die Nase und entsprechender Welle kämpften wir uns mühsam nach Toau. Die Aufnahme in die dort lebende Familie entschädigte jedoch mehr als vollständig für die Strapazen der Anreise und wir konnten uns kaum mehr losreisen. Unter Ausnutzung der günstigsten Winde setzten wir langsam aber sicher unsere Reise gegen den Passat fort. Fakarava, Tahanea und Raroia waren die Stationen unserer Fahrt quer durch das Tuamotu-Archipel. Oberflächlich ähnlich, verbreitete jedes Atoll seinen ganz eigenen Reiz und wir lebten 2 Monate lang eine traumhafte Robinsonade. Die Einsamkeit, Einfachheit und Kargheit der Atolle haben uns ganz in ihren Bann gezogen.

Doch Anfang Dezember 2007 mußten wir uns wieder losreisen, denn bald schon begann das nur alle 4 Jahre stattfindende Kulturfestival auf den Marquesas, das wir auf keinen Fall verpassen wollten. Die Worte fehlen uns, um das dort Erlebte zu beschreiben. Wir durften eine Intensität an Tänzen und Gesängen erfahren, wie noch nie zuvor. Die Marquesianer feierten und zelebrierten ihre um ein Haar von den Missionaren vollständig ausgelöschte Kultur und Tradition mit einer solchen Begeisterung und Authentizität, dass wir mehr als einmal den Eindruck gewannen, dass wir heute Abend zum Essen eingeladen sind – als Hauptspeise!

Aber wir nutzten die Zeit auf den Marquesas auch, um unseren Vorrat an dem hier üppig wachsenden Obst für die Zeit auf den Atollen Kiribati aufzustocken. Um den zerstörerischen Zyklonen auszuweichen, ging es Ende Januar 2008 auf die 2.000sm lange Segelstrecke zum kaum bewohnten Atoll Kanton, wo wir für vier Monate den Alltag mit den 5 Familien teilten, die dort leben.

Ende Mai segelten wir nach Samoa, wo wir wieder auf die stark besegelte Barfußroute stiessen und nach langer Zeit viele Segler trafen. LA GITANA blieb in Samoa, wir flogen für 2 Monate nach Hause, um im August voller Tatendrang unser Hilfsprojekt SAIL2HELP umzusetzen. Von American Samoa aus ging es für weitere 2 Monate zurück nach Kanton. Ende Januar 2009 segelten wir dann mit Gästen an Bord 1.000sm nach Tarawa, der Hauptinsel in Kiribati, wo wir nur bis Anfang März bleiben durften.

Die restliche Zyklonensaison 2009 verbrachten wir dieses Mal in Tuvalu bevor wir uns nach 3 Monaten auf den Weg nach Fiji machten. Natürlich sind wir auch in Tuvalu länger geblieben als geplant. Aber die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen hielt uns fest und wir hätten ewig bleiben können.

Anfang Juni 2009 erreichten wir dann Fiji und seine 330 Inseln. Allein hier könnte man Jahre segeln, ohne dass es einem langweilig würde. Vanua Levu, die zweitgrößte Insel Fijis, hatte es uns mit ihrer Ursprünglichkeit besonders angetan. Also blieben wir einfach im Norden und machten einen 7-wöchigen Ausflug in die "verbotene" LAU-Gruppe, für die wir ausnahmsweise eine Erlaubnis bekamen. 7 Wochen einsam in der Natur mit fliegenden Hunden, bellenden Tauben und beissenden Schweinen... 2010 erkundeten wir dann u.a. das kulturelle Dreieck (Kioa, Rabi, Taveuni und Vanua Levu), wo Polynesier, Mikronesier und Melanesier in unmittelbarer Nachbarschaft zusammen leben. Danach machten wir uns nach Westen auf, wo wir uns das touristische Fiji in Viti Levu anschauten. Ausserdem brauchte LA GITANA dringend einen neuen Unterwasseranstrich und Volker einen Fernsehsender für die Fußball-WM ;-)

1.500 Seemeilen nach Norden mit Ziel Majuro, in den Marshall Inseln. Im September 2010 machten wir zunächst einen Zwischenstopp in Rotuma, der nördlichsten Insel Fijis und einen längeren Stopp in Tuvalu, wo wir unsere Familie in Nukufetau besuchten. Pualeia Michaela heisst der neue Familiensproß, der bereits 5 Monate alt war bis wir in Nukufetau ankamen. Nach 4 Wochen trennten wir uns schmerzlich von der Familie und segelten weiter nach Norden. Unser Herz brach, als wir an Kiribati, an Tarawa, vorbeisegeln mussten. Doch wir hatten einen strammen Segelplan und konnten uns leider keinen weiteren Stopp leisten.

Nach 10 Segeltagen kamen wir im regenreichen Majuro an, von wo aus wir nach kurzem Aufenthalt weiter in die Outer Islands segelten. Wir hatten uns Maloelap als erstes Atoll ausgesucht und dort die Zeitzeugen (Wracks) des 2. Weltkrieges hier im Pazifik angeschaut. Danach ging es nach Ailuk, dem traditionellsten Atoll der Marshalls. Dort konnten wir u.a. viele traditionelle Kanus in ihrem täglichen Einsatz sehen und erleben. In Ailuk haben wir nicht nur neue Freunde gefunden, sondern auch viel über die marshallesische Kultur & Geschichte gelernt. Eine neue Regelung (alle Yachten dürfen nun 6 Monate bleiben!) von Immigration bescherte uns unverhofft eine Planänderung, die uns noch einmal zu den äußeren Atollen führte. Wir wollten nach Utrok, wo wir die 2. Yacht waren, die sich jemals über das Riff getraut hatte. Die Nachbarinsel Toke ist ein unbewohntes Naturparadies, wo wir mit Genehmigung des Chiefs, einen Monat lang die Natur für uns ganz alleine hatten! Utrok, eines der 4 Atolle die von der USA nach dem Atombombentests als verstrahlt anerkannt wurde, war ein weiteres spannendes Kapitel unserer Reise. Hier "erlebten" wir das Erdbeben in Japan und zitterten bis der Tsunami vorbei war, der Gottseidank dann doch keiner war.

Im Mai machten wir uns erneut auf die Reise zurück nach Fiji, denn wir hatten beschlossen, die längst fällige äußere Sanierung von LA GITANA dort machen zu lassen bzw. zu machen. Aus der Lackierung wurde eine Großbaustelle, die 7 Monate dauerte bis aus LA GITANA wieder ein bewohnbares Schiff wurde. Damit war es zu spät, um noch in den Norden segeln zu können. Mal wieder kam Plan B zum Einsatz: LA GITANA wurde ins Loch gestellt und die Crew flog nach Hause, nach Deutschland. Noch einmal "wetterten" wir die Zyklonensaison in Deutschland ab und sind nun auf dem Sprung, zurück nach Fiji, zurück zu unserer LA GITANA. Auf zu neuen Abenteuer...

Eine traumhafte Zeit, die wir bisher in der Südsee verbringen durften!!! Unsere Erlebnisse auf den Inseln gibt es im Logbuch nachzulesen...