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Sonntag 02. April 2006

Das Quallensuchgerät

Unser Standort: Vor Anker in der Bucht von St. Louis, Marie Galante

 

Wenn es ein Mißgeschick gibt, das passieren kann, dann passiert es uns. Garantiert! Irgendwie haben wir ein Abonnement auf Verluste, Bruch und alles sonst, was des Seglers Herz betrübt. Heute waren wir zum Beispiel auf dem Weg in eine neue Ankerbucht und Volker hatte die Seitenscheiben unseres Cockpits abmontiert, mit Süßwasser gespült und zum Trocknen aufs Vorschiff gelegt. Wind war keiner. Zumindest fast keiner. Denn plötzlich kommt eine Bö heran und die Seitenscheiben fangen das Fliegen an. Zunächst bleiben sie noch am Cockpitdach hängen. Volker ruft noch Michaela zu, sie schnell zu sichern. Doch zu spät. Da kommt die nächste Böe und schwusch fliegt eine Scheibe Günter an den Kopf. Er versucht noch, sie festzuhalten, doch sie segelt ins Wasser.

 

Moni ruft sofort "Ich spring hinterher" doch Volker sagt "Nein, das mache ich", haut den Rückwärtsgang rein und dreht LA GITANA. Die Scheibe ist im Wasser gut zu erkennen, sie schwimmt an der Oberfläche. Zumindest so lange, bis wir längsseits sind. Dann ist sie plötzlich verschwunden. Acht Augenpaare starren ins Leere. Wo ist das verdammte Ding denn auf einmal hin? Nichts mehr zu sehen! Volker schwingt sich mit der Taucherbrille über die Reling aber auch so ist sie nicht mehr zu finden. Was nun?? Wir werfen den Anker und machen die Tauchausrüstung klar. Eine geschlagene Stunde sucht Volker den Grund rund um LA GITANA ab bis ihm die Luft ausgeht. Von der Scheibe keine Spur. Wahrscheinlich ist sie durch die Strömung abgetrieben worden. Toll! Wieder ein Teil, das uns 100 oder 200 Euro in der Neuanschaffung kosten wird. Und wahrscheinlich warten wir noch ewig auf die Fertigstellung. Andere finden alles mögliche und wir verlieren alles mögliche. Muß aber wohl so sein, denn sonst würden die anderen ja nichts finden.

 

Schlecht gelaunt machen wir uns auf den Weg in die Bucht von St. Louis. Und die ist wunderschön. Es ist, als möchte uns die Natur für den heutigen Verlust entschädigen. Das Wasser ist tiefgrün und durchsetzt mit türkisenen Stellen, an denen der Sand das Seegras ablöst. Der Strand ist lang, weiß, menschenleer und mit Palmen bestanden. Und wir liegen nahezu alleine hier. So stellt man sich die Karibik vor. Hier haben wir wirklich ein kleines Paradies gefunden und das, obwohl Marie Galante ursprünglich nicht auf unserer Wunschliste stand.

 

Nun bleibt nur noch die Frage, wie es hier mit Quallen aussieht. Volker hat beim Tauchen erneut einige Nesselstiche abbekommen. Aber dazu haben wir ja unser Quallensuchgerät an Bord. Wir schicken Moni ins Wasser, die sich völlig ohne Furcht in die Fluten stürzt und gleich Richtung Strand schwimmt. Nach 50m gibt sie Entwarnung. Hier gibt es keine, na ja fast keine Quallen. So springen wir alle hinter unserem Quallensuchgerät hinterher.

 

Der Tag ist dann dennoch zu einem wirklich tollen Tag geworden. Volker freut sich über die Sichtungen von Skorpionsfischen, Geigenrochen und Knurrhähnen beim Tauchen nach der Seitenscheibe. Moni geniesst das quallenfreie Wasser, Günter den Ti'Punch und Michaela einfach alles. Dass die spanische Makrele, die wir auf unserer Fahrt nach Pointe-à-Pitre gefangen hatten, dann auch noch fantastisch vom Grill schmeckt, rundet den herrlichen Tag ab. Lediglich der Neueinbau unseres Motors liegt uns nun noch auf den Seelen. Und wenn wir daran denken, dass wir deswegen in knapp 2 Wochen wieder ans Land müssen, schnürt sich uns alles zusammen...

 

Bilder des Tages:

- Moni sucht nach Quallen

- LA GITANA schwankt sanft im karibischen Meer

- Ein Sonnenuntergang mit fantastischen Farben macht die Bucht zum Erlebnis