Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  04/2006  >  >>

Dienstag 04. April 2006

Das muß mal durchgekaut werden

Unser Standort: Vor Anker in der Anse Sous Le Vent, Les Saintes

 

Die heutige Segelstrecke von Marie Galante zu den Iles des Saintes sind 18sm. Für Moni und Günter dagegen eine ganze schöne Herausforderung, denn sie haben immer noch ein wenig Bammel seekrank zu werden. Wir bestehen jedoch drauf, dass sie eine Vomex-Tablette nehmen, was sie auch brav tun. Und siehe da: Selbst für die beiden wird die heutige Überfahrt ein Genuß!

 

Wir segeln mit einer tollen Backstagsbrise von 15kn unter Genua, Groß und Besan gemütlich dahin, sitzen im Cockpit und halten nach Walen und Delphinen Ausschau. Auch die Angel ist wieder draussen, aber das einzige Naturschauspiel, das sich uns bietet ist eine fantastische 360° Halo um die Sonne. So etwas hatten wir in dieser Deutlichkeit zuvor nie gesehen. Was das hier wohl für das Wetter bedeutet? Auch eine Warmfront wie bei uns?

 

Der Ankerplatz auf den Iles des Saintes entpuppt sich als Traum und wir liegen wieder gemeinsam mit der Morgi vor Anker mit einer Leine an Land. Schwimmen, Schnorcheln, Faulenzen steht auf dem Programm. Nur Volker werkelt ein wenig mit Edgar an einer verbogenen Relingstütze und dem verbogenen Bugbeschlag. Aber dann macht sich Volker mit dem Marlspieker (so eine Art überdimensionale Nadel mit 20cm Länge und 5mm Durchmesser) über einen zugezogenen Knoten her, um ihn aufzubrechen. Plötzlich nur noch ein lauter Schrei!! Volker steht an der Spüle und hält sich die Hand. Er ist mit dem Marlspieker abgerutscht und erwartet jetzt, dass gleich Blut schießt. Tut es aber nicht. Um nachzusehen spreizt Volker den Zeige- und Ringfinger der linken Hand, denn genau zwischen die beiden Fingerwurzeln ist er reingeraten. Und was er sieht, läßt ihn beinahe in Ohnmacht sinken. In der Hand klafft ein Loch vom Durchmesser des Marlspiekers und bestimmt 1cm tief. Komisch nur, dass kein Blut kommt.

 

Entsetzt rufen wir Claudia von der Morgi über Funk um Hilfe und die beiden sind auch mit dem Notfallkoffer in Nullkommanichts bei uns an Bord. Volker ist einigermassen unter Schock und hat die Beine hochgelegt. Claudia untersucht das klaffende Loch, das sich bereits langsam von alleine schließt, testet, ob alle Nerven funktionieren und ob das Gelenk betroffen ist. Ist es zum Glück nicht. Gar nicht auszumalen, wenn der Marlspieker 5mm versetzt eingedrungen wäre. Dann wäre sicherlich eine Gelenkkapsel ramponiert worden. So scheint es aber nochmal glimpflich abgegangen zu sein. Claudia desinfiziert die Wunde, schließt sie mit Steristrips und verbindet sie professionell. Und das am meisten faszinierende ist, dass Volker überhaupt keine Schmerzen hat. Und das bei dem Loch!

 

Als am Abend die Morgi-Crew auf einen Wein zu Besuch kommt, geht es Volker schon wieder deutlich besser. Der Abend wird mega-lustig und Moni leistet sich einmal mehr eine Super-Aussage. Wir unterhalten uns gerade über den Menschenfresser von Rothenburg und den Film der darüber in die Kinos kommen sollte. Keiner von uns hat Verständnis dafür, dass sich Menschen bei lebendigem Leib ihre Genitalien abschneiden und verfüttern lassen. Michaela findet das Thema sogar eklig und möchte es beenden. Da meint Moni ganz trocken: "Ja aber das muß doch mal durchgekaut werden!" Wir liegen alle unter dem Tisch vor Lachen!!

 

Bilder des Tages:

- Moni und Günter geniessen die Überfahrt unter Vollzeug

- Der Blick von unserem Ankerplatz auf die anderen Inseln

- Sonnenuntergang - endlich mal wieder mit Pelikan