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Samstag 08. April 2006

Abschiedsvorbereitungen

Unser Standort: In der Marina Rivière Sens, Basseterre, Guadeloupe

 

Ein Hurrican hat uns zwar nicht erwischt. Dennoch ist das Wetter heute Nacht umgeschlagen. Nach langen Wochen mit schwachem SO-Passat hat sich heute Nacht ein kräftiger bis stürmischer NO-Passat eingestellt. Pünktlich zum Abschied von Moni und Günter verspricht damit die Überfahrt nach Pointe-a-Pitre rau und nass zu werden. Wollen wir uns das antun?

 

Wir grübeln und überlegen. Schließlich kommt uns dank der Mithilfe eines benachbarten Skippers die errettende Idee: Warum fahren wir nicht nach Basseterre und nehmen uns dort einen Mietwagen, um die beiden morgen Abend zum Flughafen zu bringen? Dorthin sind es nur 10sm bei halbem Wind. Und für die Weiterfahrt nach St. Martin müssten wir nicht wieder komplett um Basseterre rumsegeln.

 

Das ist die Lösung, die uns allen gefällt und wir gehen rasch Anker auf, um rechtzeitig in Basseterre einzutreffen. Die Überfahrt wird trotz halbem Wind recht ruppig und nass und bei der Südspitze von Guadeloupe haben wir über 30kn Wind. Trotz erstem Reff in Groß und Genua läuft LA GITANA 8kn über Grund. Und nur eine Woche nach dem Austausch des Wellenlagers schlägt es schon wieder granatenmäßig. Da gibt es kein Vertun, der Motor muß dringendst gerichtet werden.

 

Als wir angelegt haben, folgt dann jedoch eine böse Überraschung nach der anderen. Die Autovermietungen in der Marina haben entweder schon geschlossen oder kein Auto mehr. Letzter Ausweg ist ein 20 minütiger Fußmarsch nach Basseterre. Doch auch hier das gleiche Bild: Alle Rolläden sind zu. Die Stadt ist so tot wie die Münchener Innenstadt am Heilig Abend um 20:00Uhr. Wie schaffen die es bloß alle hier bei diesen Arbeitszeiten zu leben und zu überleben? In der Regel sind die Geschäfte Mo-Fr von 09:00 - 12:00 und von 15:30 - 18:00 geöffnet. Am Samstag dann noch den Vormittag. Dafür ist aber garantiert ein anderer Tag die Woche ganz geschlossen. Viele Läden haben sogar immer nur Vormittags geöffnet. Anscheinend scheint man hier von den Subventionen aus dem Französischen Mutterland und von der EU so gut zu leben, dass Arbeiten eher eine Freizeitbeschäftigung ist.

 

Wir finden jedenfalls keine geöffnete Autovermietung und latschen unverrichteter Dinge erneut 20 Minuten zur Marina zurück. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Was jetzt? Busfahrpläne waren ebenfalls keine aufzutreiben und Taxis haben wir keine gesehen. Wir probieren es mal mit den Telefonnummern, die wir bei den Autovermietungen aufgeschrieben haben. Und siehe da: Bereits die 2. Vermietung hat noch einen Wagen und bringt ihn uns in die Marina. Der Abend ist gerettet.

 

Zum Abschied feiern gehen wir in ein richtig schickes Restaurant in Basseterre zum Essen. Die Inneneinrichtung, das Ambiente, die Bedienung und die Speisekarte würde jedem Restaurant in Paris oder London gut zu Gesicht stehen. Es ist irgendwie schön, nach beinahe einem Jahr mal wieder richtig schick essen zu gehen. Und geschmeckt hat es auch noch.

 

Bilder des Tages:

Die Marina von Basseterre verbeitet einen sehr morbiden Charme. In der Folge des Hurricans Lenny sind die Steganlagen stark demoliert und bröckeln dahin. Für eine Reparatur fehlt wohl das Geld. Außerdem sind hier einige Fahrtenschiff-Leichen zu bewundern. So kann eine Langfahrt also auch enden. Kein angenehmer Anblick für uns.