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Samstag 21. April 2007

Ein Tag in der ITCZ

Unser Standort: Unterwegs von Panama zu den Galapagos Inseln - Tag 3

Seit Panama gesegelt: 237sm - Noch zu segeln: 688sm - Etmal: 142sm

 

In der Äquatornähe treffen die Passatsysteme der nördlichen und der südlichen Erdhalbkugel zusammen. Im Norden weht der Nordost-Passat, der uns so zügig über den Atlantik geblasen hat; im Süden der etwas launischere Südost-Passat, der unser Antrieb für den Südpazifik sein soll. In dem Bereich ihres Zusammentreffens entsteht eine Tiefdruckrinne, die entlang des Äquators über alle Meere um die Erde reicht - die äquatoriale Tiefdruckrinne oder international die innertropische Konvergenzzone (Intertropical Convergence Zone ITCZ).

 

Und da sind wir heute mitten drin. An sich nichts Unanständiges, wenn sich hier nicht eine ziemliche Wetterküche zusammenbrauen würde. Zum einen geht in der ITCZ generell kein bis wenig Wind. Die Passatsysteme egalisieren sich. Die ITCZ war daher bei den historischen Seglern, die sie Kalmen oder Mallungen nannten, nicht besonders beliebt. Kein Wind und dann noch unberechenbare Strömungen. Da ist man dann schon um einen Diesel froh.

 

Andererseits kann es hier aber auch ganz gewaltig blasen. Nämlich aus den riesigen Squalls und Gewitter, die sich hier in der labil geschichteten aufsteigenden Luft bilden, wie Champignons auf warmen Dung. Und so war es auch heute. Der Himmel war tief schwarz von der Unterseite riesiger Cumulonimbus Wolken. Überall um uns herum sahen wir Blitze zucken, hörten das Donnergrollen und sahen die heftigen Niederschläge in Vorhängen niedergehen. Als Vorsichtsmaßnahme wurde alle Navigationselektronik in den Backofen gesteckt, der uns als Faradayscher Käfig dient und die empfindliche Elektronik bei Blitzeinschlag schützen soll.

 

Zum Glück kam uns keiner der Blitze zu nahe, den Regen erwischten wir allerdings sehr ausgiebig. Aber so ist LA GITANA nun erst einmal wieder vom Salz befreit und die Segel endlich gewaschen. Denn Segeln konnten wir tatsächlich ein wenig. Aus den Gewittern und Squalls kam nach durchmotorter Nacht gerade so viel Wind, dass wir unter Vollzeug mit 7kn Richtung Galapagos rauschen konnten. Mit Einbruch der Nacht vielen die Gewitter leider jedoch wieder in sich zusammen und wir mußten in die Dunkelheit hineinmotoren.

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + + + + + + HEUTE: Gewitter-Slalom

Wie die Stangen bei einem Slalomlauf sind die Gewitter für uns aufgestellt. Eins links umfahren, eins rechts, dann eine Traverse und eine Doppelkombination links. Technisch ein anspruchsvoller Kurs. Unser Antrieb ist kein Berg, sondern der aus den Gewittern strömende Wind, auf dem wir quasi surfen. Mal kommt er von Backbord, dann von Steuerbord und zwischendrin geht's auch mal bergauf. LA GITANAS Segel blähen sich mal an Backbord, dann an Steuerbord; zwischendurch hilft der Dieselwind durch die Windstille. Action für die Crew, langweilig war es uns heute nicht.

 

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Bild des Tages:

Wolken, Licht und Wasser von Turner'schen Ausmassen sind unsere Aussicht für heute. Dramatisch!