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Montag 23. April 2007

Der Weg ist das Ziel

Unser Standort: Unterwegs von Panama zu den Galapagos Inseln - Tag 5

Seit Panama gesegelt: 490sm

Noch zu segeln: 460sm

Etmal: 129sm

 

Ach wie tut das gut! Die blausamtene Decke auf dem Ozean beginnt sich zu kräuseln. Da ist er endlich, der ersehnte Wind. Wenn auch eher in Form eines Luftzuges als einer echten Brise. Zwei bis drei Beaufort aus Südwest zeigt unser Anemometer an. Das ist für unsere schwere Lady zwar nicht viel. Mit Fahrtwind und da wir gegenan müssen, springt dann doch ein scheinbarer Wind von 10-15kn heraus.

 

Los geht's! Wir sind wie elektrisiert. Endlich vernünftig segeln! Wir ziehen alles Tuch hoch, was wir haben und bringen LA GITANA hoch an den Wind. Da der wenige Wind keine Welle aufbaut, können wir auch eine schöne Höhe laufen, ohne dass das Schiff sich feststampft. Unser Tag ist gerettet und wir geniessen herrlichstes und gemütliches Segeln in tropischen Temperaturen. Da das Meer sehr ruhig ist, können wir aber wenigstens alle Decksluken zur Durchlüftung offen lassen. Traumhaft!

 

Allein - wenn wir mal drüber nachdenken - bei dem Wind kommen wir nie nach Galapagos, sondern segeln glatt nördlich dran vorbei. Da werden wir wohl kreuzen müssen. Und das heißt doppelter Weg und vierfache Zeit zum Ziel. Volker beschäftigt sich lange mit der neu hereingekommenen Wetterdatei. Als Ergebnis lautet die Devise: Je weiter südlich wir kommen, desto eher dreht der Wind auf Süd, vielleicht sogar auf Südost. Das ist genau das, was wir brauchen.

 

Auf dem derzeitigen Backbordbug haben wir keine Chance, dorthin zu kommen. Also wenden wir notgedrungen und laufen nach Südosten ab. Holebug nennt man das wohl... Und wir verschenken einige Dutzend wertvolle Meilen, die wir bereits nach Westen gut gemacht hatten. Die mit uns segelnde Gammeldansker entscheidet sich für den anderen Weg. Sie kneifen was das Zeug hält gegen den Südwest an, um möglichst nahe an der Kurslinie zu bleiben, auch wenn sie 20° zu wenig Höhe laufen und zu weit nach Westen kommen. Mal schauen, wie sich die unterschiedlichen Strategien auszahlen. LA GITANA mit dem höchst spekulativem Kurs nach Südost. Gammeldansker mit der konservativen Variante, so nahe wie möglich an der Kurslinie zu bleiben. Ein bißchen Regatta darf ja schon sein, oder?

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + + + + + + HEUTE: Sternengucker Die derzeit oftmals dunklen und klaren Nächte erlauben es uns, in Ruhe den langsam aber sicher über den Horizont heraufziehenden südlichen Sternenhimmel zu bewundern. Ein Traum! Alles ist anders. Zwar steht zu Beginn der Nacht noch immer der große Wagen am Himmel und auch unser Wintersternenbild Orion ist noch gut zu sehen. Im Süden tauchen jedoch immer neue Sternbilder auf. Das Kreuz des Südens, die Waage, der Wassermann, der südliche Fisch. Und während die Sternbilder des Nordens von geheimnisvollen Mythen, Sagen und Göttern berichten, haben die Entdecker der Aufklärung den Sternbilder im Süden ihren Stempel aufgedrückt. Schluss mit Romantik und Heldensagen. Herausgekommen sind so exotische Namen wie Teleskop, Winkelmaß, Zirkel und chemischer Ofen (kein Scherz!). Da die Entdecker im 16. bis 18. Jahrhundert aber auch auf Segelschiffen unterwegs waren, gibt es wenigstens einen ganzen Sternenbildkomplex nur für uns: Kompass, Segel, Schiff und Schiffskiel stehen für uns nach Sonnenuntergang im Südwesten und weisen uns den Weg nach Galapagos.

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Bild des Tages:

Unter Vollzeug in den Tropen. Auch wenn der Wind ein wenig schwach ist, kommen wir zufriedenstellend voran. Wenn das nicht schön ist...