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Dienstag 24. April 2007

Was für eine Nacht!

Unser Standort: Unterwegs von Panama zu den Galapagos Inseln - Tag 6

Seit Panama gesegelt: 599sm

Noch zu segeln: 405sm

Etmal: 108sm

 

Während unserer Kreuzschläge gegenan heute Nacht hat der Wind nochmal eine Mütze zugelegt, so dass wir zunächst den Besan bergen und dann auch noch die Genua ein wenig einrollen mußten. Denn natürlich legte mit dem Wind auch die Welle zu. Noch nicht übermäßig, aber doch spürbar. Und wir schossen bei 20kn Wind mit 7-7,5kn über die Wellen, so dass wir das Gefühl hatten, einen Rodeobullen zu reiten. Regelmäßig schoß der Bug von LA GITANA über einen Wellenkamm hinaus, stieg in die Luft und verharrte dann einen Moment frei schwebend bis schließlich die Schwerkraft siegte und unseren Bug mit Macht in das nächste Wellental drückte. Flatsch! Gischt und Spray steigt auf und weht übers Vorschiff und Deck. Aber wenigstens taucht unser Bug (fast) immer sehr weich in die Welle ein, so dass wir vor zu heftigen Schlägen verschont blieben. Dennoch eine ganz schöne Belastungsprobe für Crew und Material.

 

Nach dem Reffen überstand die Crew den Stresstest allerdings besser als das Material. Während Michaelas Wache tut es einen mordsmäßigen Schlag. Sie muß nicht lange nachdenken, sondern weiß sofort, dass etwas gebrochen ist! Nur was?? Das Problem ist aber schnell entdeckt. Der Bügel, an dem der Umlenkblock unserer Genua auf der Schotschiene befestigt ist, ist glatt durchgebrochen. Irgendwie war Volker diesem recht windig aussehenden Teil ja schon immer skeptisch gegenüber. Zu Recht, wie sich nun zeigt. Ersatz ist keiner an Bord (obwohl wir ja wirklilch alles dabei haben ;-) und wäre auch so ohne weiteres nicht zu befestigen. Dann muß eben eine Notlösung her, die auch ganz gut funktioniert. Am Wasserablauf der Fußreling schwebt die Genuaschiene ca. 10cm lang frei und um diese Stelle konnten wir einen Schäkel befestigen, an den dann wiederum der Umlenkblock geschäkelt wurde. Paßt doch. Mit Holepunkt verstellen ist jetzt zwar nichts mehr, aber bis Galapagos kommen wir damit allemal.

 

Bei einem Malheur kann's aber natürlich bleiben. Wenn, dann doch bitte gleich im Doppelpack! Als wir nach einer Wende heute morgen (der hoffentlich nun letzten bis Galapagos) den Motor ein wenig zum Batterieladen mitlaufen lassen, geht ein schriller Alarm los! Wie, was wo? Vom Motor kommt das aber nicht! Es ist die Bilgepumpenautomatik, die sich eingeschaltet hat und ganz erbärmlich jault. Uff, kein Problem also, oder? Doch halt! Wo kommt denn das Wasser in der Bilge her und wieso zeigt der Motor eine Wassertemperatur von 100°C?!? Oh nein, bitte nicht! Da ist wohl der Impeller der Seewasserpumpe defekt, der Motor überhitzt und unser Wassersammler von den zu heißen Abgasen durchgeschmolzen. Schnell machen wir den Motorraum auf. Hhhmmm? Nein hier schein alles in Ordnung. Aber warum dann die hohe Motortemperatur? Wir vermuten jetzt erst einmal, dass sich bei der starken Lage, die wir schieben, der Wasserfilter geleert hat und der Motor kein Seewasser mehr zur Kühlung ziehen konnte. Denn als wir den Motor nochmal starten, um das Kühlwasser zu beobachten, scheint zumindest hier das Problem nicht zu liegen. Jetzt kann nur noch sein, dass wir ein Problem mit dem inneren Kühlkreislauf haben. Um das zu überprüfen, muß der Motor aber erst einmal abkühlen... Wäre aber schon ein merkwürdiger Zufall, wenn das Anspringen der Bilgepumpe nicht mit dem Austreten der Kühlflüssigkeit zu tun hätte.

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + + + + + + HEUTE: Wir haben einen Vogel

Beim nächtlichen Blick zum Sternenzelt sehen wir hin und wieder eine Sternschnuppe aus dem Augenwinkel. Herrlich! Wünsch' Dir was! Und da: schon wieder eine! Oder? Das war aber nicht hell genug für eine Sternschnuppe und irgendwie auch viel zu groß. Das sich langsam an die Dunkelheit gewöhnende Auge sucht den Horizont ab. Vielleicht ein Flieger in der Ferne? Nein, nichts zu erkennen. Plötzlich ein Riesenschreck! Ein schnell ziehender gräulicher Schatten taucht direkt neben LA GITANA auf! Jetzt kommen die Piraten in einem unbeleuchteten Boot!! Da kommt es uns und als wir genau hinsehen, ist er auch gut zu erkennen - der Vogel der nächtens seine Kreise um uns zieht. Er segelt beinahe ohne Flügelschlag in unseren Abwinden mit uns mit. Mal links, mal rechts, mal vor und mal hinter uns. Und jedes Mal wenn er in den Schein unseres Positionslichtes kommt, leuchtet er kurz auf. Inzwischen sind aus dem einem vier Vögel geworden, die jede Nacht bei uns sind. Tagsüber sind sie nirgends zu entdecken. Wir nehmen zunächst an, dass sie nur unsere Abwinde nutzen, um besser und energiesparender die Nacht zu verbringen. Oder, vermuten wir weiter, sie nutzen unser Licht ein wenig, um nicht ganz im Dunkeln fliegen zu müssen. Inzwischen wissen wir es jedoch besser: Bei unseren Flugbegleitern handelt es sich um Gabelschwanzmöwen von den Galapagosinseln. Es sind nachtaktive Jäger und sie nutzen LA GITANA quasi als Treiber. Denn wir scheuchen so viele Tinten- und fliegende Fische aus dem Wasser, dass sich die vier nur bedienen müssen. Und beim Fang hilft natürlich auch das Streulicht um uns herum. Inzwischen können wir die vier auch rufen hören. Kkkrrrrr Kkkrrrr rufen sie sich in einer Tour zu und es klingt ein wenig wie das Sonar-Klicken eines Delphins.

 

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Bild des Tages:

Gischtend geht's gen Galapagos