Unser Standort: Vor Anker in der Academy Bay, Puerto Ayora, Santa Cruz, Galapagos-Inseln

Wir wollen ja nicht allzu lange hier in Puerto Ayora bleiben. Höchstens bis unser Päckchen mit den neuen Lagern (sic!) für unsere Windpilot eingetroffen ist. Von daher bleibt keine Zeit, auf der faulen Haut zu liegen. Wir wollen Ausflüge machen und möglichst viel von der einmaligen Tierwelt hier sehen. Für den Anfang haben wir uns heute die Darwin Forschungs Station ausgesucht, in der die riesigen Galapagosschildkröten sowie Landleguane aufgezogen und für ein Leben in der Freiheit vorbereitet werden.

Frühmorgens sind wir bereits unterwegs, denn die Schildkröten werden mit zunehmender Temperatur wohl immer fauler und träger. Wir wollen aber Action sehen. Und die kriegen wir auch geboten! In den weitläufigen Gehegen der Station kann man sich auf ein paar Zentimeter den absolut beeindruckenden Schildkröten nähern. Es ist absolut faszinierend wie sie ihre schweren und doch recht ungelenken Körper über Stock und Stein, Berg und Tal wuchten. Das traut man diesen behäbigen Riesen überhaupt nicht zu.

Richtig toll wird aber schließlich die Paarung zwischen zwei Schildkröten. Einfach klasse, welche Geräusche sie von sich geben und welche Anstrengung es bedeutet, einer anderen Schildkröte auf den Panzer zu steigen. Einziges Problem: Das Männchen oben hat sich im Geschlecht vergriffen und auch ein Männchen unten erwischt. Dass es das arme untere Männchen zudem vehement von der falschen Seite bedrängte, ließ uns gewaltig schmunzeln. Das untere Männchen ließ die ganze Sache ungerührt über sich ergehen und brachte nur den Kopf im Panzer in Sicherheit... 15 Minuten später war er dann wieder erlöst.

Star der Forschungsstation ist jedoch der 90 jährige George, genannt Lonesome George. Er ist die letzte Schildkröte seiner Unterart von der Isla Pinta. Inzwischen hat man ihn mit zwei Schildkrötendamen von der Isla Wulf in ein Gehege gesperrt. Diese Unterart ist ihm genetisch am nächsten. Doch George weigert sich hartnäckig und beständig, sich fortzupflanzen. Stirbt er eines Tages, wird damit auch die Unterart der Isla-Pinta-Schildkröten aussterben. Bedrückend, wenn man bedenkt, dass nur der Mensch mit der massenhaften Abschlachtung und dem Einschleppen von nicht endemischen Tieren der Grund für die Ausrottung ist.

Von den Landleguanen gab es nicht so viele zu sehen. Lediglich drei Stück werden derzeit in einem bizarren Experiment gehalten. Hier sind drei Gehege neben einander und durch Fenster miteinander verbunden, so dass die grell curry-farbenen Echsen miteinander kommunizieren können. Links und rechts befindet sich jeweils ein Männchen, in der Mitte ein Weibchen. Die Forscher hoffen aus dieser Versuchsanordnung Rückschlüsse auf das Partnerwahlverhalten des Weibchen ziehen zu können. Das Experiment geht nun ins dritte Jahr und soll bald beendet sein. Dann darf sich das Weibchen ein Männchen aussuchen. Derzeit scheint der Kollege im Osten Favorit zu sein, denn mit ihm wurde heftigst geflirtet und kopfgenickt.

Ein kleiner Abstecher zum Ufer beschert uns schließlich noch eine ganze Herde an Lavaechsen, die faul auf den heissen schwarzen Lavasteinen rumlagen, um ihre Körper nach dem morgendlichen Fressen im Meer wieder auf eine sinnvolle Temperatur zu bringen. Und da sie so richtig schön still da sassen, gaben die kleinen Drachen natürlich hervorragende Fotomotive ab.

Inzwischen war denn auch die Mittagszeit gekommen und unser Metabolismus verlangte intensiv nach Energiezufuhr. Wir suchten uns eines der kleinen Strassenrestaurants aus, die in einer Seitenstrasse Tür an Tür liegen. Mittagessen mit leckerer Suppe vorneweg, gegrilltem Hühnchen mit Reis und Salat sowie ein Getränk für schlappe 2.50 USD. Soll nochmal einer sagen, hier auf den Inseln sei es teuer...

Bilder des Tages:

- Lonesome George, der fortpflanzungsunwillige letzte seiner Art, tut das, was wahrscheinlich die meisten Männer tun würden, wenn sie mit zwei Damen in ein Gehege gesteckt werden: Er lässt den Kopf hängen...

- Die beiden jugendlichen Draufgänger zeigen Lonesome George wie's geht - bzw. gehen könnte. Denn nicht nur haben sich hier zwei Männchen übereinander hergemacht. Nein, der untere liegt auch noch verkehrt herum.

- Der verschmähte männliche Landleguan. Wie kann man so einen Prachtbursch ignorieren und mit seinem schmächtigen Nachbarn flirten?

- Die Lavaechsen holen sich die nötige Körpertemperatur von den warmen Lavafelsen...

- ...oder eben von ihren Kollegen. Dementsprechend liegen die hier auch alle über- und durcheinander.

- Die rote Klippenkrabbe bevölkert überall die Brandungszone und leuchtet mit dem Meer um die Wette

- Ein großer Reiher passt darauf auf, dass die roten Klippenkrabben nicht überhand nehmen.