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Donnerstag 10. April 2008

Auf der Jagd nach dem Thun

Unser Standort: Vor Anker im Canton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati

 

Die Momi, das Versorgungsschiff, kommt am Freitag, die Cantonesen ziehen peu à peu in ihre Wochenendhäuser an der Pier und bereiten sich auf den Ansturm der Passagiere vor. Da heißt es vor allem viele Fische fangen. und wir sind heute mal wieder im Großeinsatz. Gelbflossen-Thun ist das Objekt der Begierde und um 07:00 Uhr laufen Volker mit Paeniu, dem katholischen Katechisten, und Norbert mit Naniseni, dem siebzigjährigen medizinischen Assistenten, in den Dinghies zum Fischen aus.

 

Die Fahrt geht entlang des Aussenriffs nach Süden und wir spähen den Himmel nach den verräterischen Vogelschwärmen ab. Doch egal wie genau wir auch hinschauen, egal wie weit wir fahren, es läßt sich kein Gelbflossenthun blicken. Um 09:00 Uhr blasen wir die Jagd ab und kehren zurück. Immerhin haben wir einen großen Wahoo, mehrere Stachelmakrelen und einen Snapper im Dinghy. Norbert und Naniseni sind weniger erfolgreich. Sie kehren mit leeren Händen zurück. Da haben die beiden wohl nicht die Kiribati-Regel befolgt, dass man die Nacht vor dem Fischen nicht mit einer Frau verbringen soll. Aber ist ja schön, wenn es mit siebzig Jahren auch noch Spaß macht ;-)

 

Aufgegeben haben wir mit unserer Rückkehr allerdings keineswegs. Die Jagd wurde nur auf den Nachmittag verschoben, vielleicht geht es da ja besser. Um 15:30 Uhr laufen wir daher erneut aus. Diesmal geht es in Richtung Norden bis zum äußersten Ende des Atolls. Doch wieder finden wir keine Thunfische. So ein Ärger!! Wir kehren zurück, Norbert und Naniseni sind ein gutes Stück hinter uns, scheinen aber auch Richtung Pass zu fahren. Doch weit gefehlt! Während Volker und Paeniu bereits eine Stunde zurück sind, ist von Norbert und Naniseni nichts zu sehen. Die werden doch kein Problem mit dem Dinghy haben, oder?

 

So langsam steht die Sonne schon sehr tief, bald bricht die Nacht herein und immer noch keine Spur von den anderen. Jetzt wird's aber brenzlig. Volker fährt zum Aussichtspunkt, um zu sehen, wo sich die beiden rumtreiben. Und tatsächlich! Ziemlich weit draussen ist das Dinghy kaum mehr zu erkennen!! Was um Himmels Willen machen denn die jetzt noch so spät so weit draussen. Nach einer Weile Beobachtung sieht es ganz so aus, als würden die beiden immer weiter abtreiben. Kein Anzeichen davon, dass sie Richtung Pass fahren. So ein Mist, die haben wohl ein Problem!!!

 

Eine Riesenaufregung bricht aus. Antje ist ganz verzweifelt und zittert um Norbert. Volker macht sich bereit, mit dem Dinghy in die Dunkelheit loszufahren, um die beiden reinzuschleppen. Toller Spaß, wie soll er sie denn finden, sie haben ja keine Taschenlampe dabei. Und wieso in Dreiteufelsnamen haben die beiden denn keinen Notruf über das UKW-Handgerät abgesetzt?! Und dann passiert es; gerade als Volker mit dem Dinghy zur Rettung aufbrechen will, meldet sich Norbert - sie kämen jetzt rein. Alle an Land sind stinksauer, dass die beiden so lange draussen geblieben sind, ohne sich mal kurz zu melden. Und so fällt dann auch der Empfang bei ihrer Rückkehr leicht unterkühlt aus. Und das obwohl sie in der letzten Stunde jede Menge Gelbflossenthune aus dem Meer gezogen und sich dafür eine Menge Lob erwartet haben. Aber so stellt Nanisenis Frau Bwete eine neue Regel auf: Wer sich so beim Angeln benimmt, verbringt die Nacht danach nicht mit seiner Frau...

 

Bild des Tages:

Paeniu hat zwar keinen Thunfisch geangelt, freut sich aber dennoch riesig über eine mächtige Stachelmakrele