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Samstag 19. April 2008

Ausflugstag

Unser Standort: Vor Anker im Canton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati

 

Donna ist wohl die vielbeschäftigste Frau auf Canton. Sie führt geradezu das stressvolle Leben einer Vollzeit arbeitenden Mutter von drei Kindern in Deutschland. Montags bis freitags von 08:00 bis 14:00 Uhr ist sie als Lehrerin in der Schule. Danach warten zuhause ihr Mann Brandon und die Kinder Kaitu, Kabiri und Tabunga darauf, dass Donna ihnen Essen zubereitet. Ihr wißt ja bereits: Männer vergreifen sich in Kiribati nie im Haushalt... Danach heißt es abspülen, aufräumen, Wäsche waschen und schon wieder Abendessen zubereiten. Und das ganze ohne den Luxus von Staubsauger, Wasch- oder Geschirrspülmaschine oder Elektroherd. Und sonntags hält Donna schließlich noch die Predigt in der protestantischen Maneaba.

 

Nur samstags hat Donna ein wenig frei. Und diesen Tag nutzten wir heute, um ihr eine kleine Freude zu machen. Wir haben sie und ihre Familie zu einem kleinen Dinghy-Ausflug rüber zur British Side eingeladen. Es ist inzwischen mehr als ein Jahr her, dass Donna und Brandon dort waren. Ein Boot gibt es auf Canton ja bekanntlich nicht und die letzten Yachties haben eben die beiden nie mitgenommen. Groß ist daher die Vorfreude, als wir uns morgends an der Pier treffen und alle Ausrüstungsgegenstände ins Dinghy laden.

 

Nachdem wir uns am Ferienhäuschen eingerichtet haben, trennt sich die Expeditionsgesellschaft erst einmal. Die Mädels gehen mit den jüngsten Söhnen Tabunga und Kabiri zum Muscheln suchen auf der Lagunenseite. Die Jungs brechen mit dem elfjährigen Kaitu zum Aussenriff auf, um Langusten zu fangen. Dabei fragt Kaitu mir ein Loch nach dem anderen in den Bauch. Er spricht mit seinen 11 Jahren hervorragend Englisch und so gibt es eine ausgedehnte Physik- und Chemiestunde. Was sind die Kondensstreifen bei Düsenflugzeugen und wie entstehen diese, ist die Ausgangsfrage. Und so kämpfen wir uns durch den trockenen Stoff von Kondensation und Evaporation, den verschiedenen Aggregatszuständen von Materialien über den blubbernden und dampfenden Teekessel bis zur Entstehung von Wolken und Regen. Die größte Schwierigkeit dabei war, Kaitu klar zu machen, was passiert, wenn Wasser gefriert. Davon hatte er einfach keine Vorstellung. Erst als ich ihm erklärte, dass die Eiscreme, die er bei uns Bord erhielt, nichts anderes war als gefrorenes Wasser, ging ihm ein Licht auf.

 

Trotz des ganzen Unterrichts war auch noch die Langustensuche leidlich erfolgreich und so treffen wir uns alle wieder am Wochenendhäuschen. Um alle satt zu kriegen, reichen die Langusten allerdings nicht aus. Daher dürfen die Jungs unter den kritischen Blicken der Mädels nochmal zum Angelwettbewerb los. Volker fängt den ersten Fisch, Brandon zwei Zackenbarsche und damit die meisten und Kaitu den größten, einen gewaltigen Drückerfisch. Die Proteinversorgung ist damit gerettet und Volker schmeißt den Grill an. Als Brandon das sieht, kriegt Donna erst einmal einen kräftigen Rüffel. Wie es denn sein könne, dass sie mit Michaela immer noch hier rumsitze, während Volker in der "Küche" stehe. Doch Michaela verteidigt Donna. Volker wolle den Fisch auf i-matang Art zubereiten, Donna habe also Pause.

 

Eine halbe Stunde später liegen die gegrillte Krustentiere und Fische auf dem Tisch und wir schlagen uns die Bäuche voll. Donna, Brandon und die Kinder stürzen sich vor allem auf alles, was i-matang ist - seien es die verschiedenen Saucen und Gewürze, die wir dabei haben, das süße Popcorn oder die von gestern abend überig gebliebenen Macharoni mit Corned-Beef-Tomatensauce. Aber auch die gegrillte Languste wird als kan-kan bewertet, als lecker. Diese Zubereitungsart war den beiden bisher unbekannt, hier in Kiribati werden Langusten einfach immer nur gekocht.

 

Die Sonne ist schon beinahe unter dem Horizont verschwunden als wir wieder zur Pier zurückfahren. So lange haben wir den Aufenthalt auf der British Side und die Gespräche genossen. Eigentlich schade, dass nicht mehr viel Zeit bliebt, solche Ausflüge noch viel öfters zu machen.

 

Bild des Tages:

Picknick auf i-matang-Art in unserem Wochenendhäuschen auf der British Side