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Montag 28. April 2008

Riino - Klappe die dritte

Unser Standort: Vor Anker im Canton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati

 

Man sollte es nicht für Möglich halten, aber selbst hier auf Canton gehört Klatsch & Tratsch zum daily business. Je besser wir die Menschen hier kennenlernen und je enger unser Kontakt wird, desto mehr bekommen wir davon mit. Auch wenn Paeniu in der Sonntagspredigt die Bewohner auffordert, weniger über die schlechten Dinge zu tratschen, sondern mehr Gutes zu erzählen - so ganz klappt das auch hier nicht. Es ist wie überall auf der Welt. Schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten. Und gerne getratscht wird ebenfalls überall, besonders wohl in kleinst Gemeinschaften.

 

Riino ist definitiv das beliebteste Klatschthema auf Canton. Über ihn gibt es immer wieder neue Geschichten zu hören. So wie heute. Dass Riino den Laptop aus der Tsunami-Station am liebsten ständig für sich nutzen würde wussten wir bereits, denn auch uns wollte er einspannen, ihm zu zeigen, wie er zu Hause Videos anschauen kann. Jetzt hat er im Interims-Polizisten Teta wieder jemanden gefunden, der sich damit auskennt und ihn dazu gebracht, seine MP3-Musik auf die Festplatte zu kopieren und davon eine CD zu brennen. Damit ist er wieder der einzige im Dorf, der eine neue Musik-CD besitzt. Und natürlich nur er!!! Paeniu scheint jedoch der einzige zu sein, der sich von ihm noch etwas ausleihen darf. Vielleicht weil er der Katechist ist und bei Riino sich das christliche Gewissen meldet. Und oh Wunder, Paeniu durfte sich heute tatsächlich die Musik-CD kopieren und das auf dem Tsunami Laptop! Damit kommen auch wir in den Genuss eine CD mit Kiribati-Musik kopieren zu können...

 

Die Geschichten über Riino sind immer gleich. Riino, der alles hamstert und immer mehr haben will, selbst wenn er nichts damit anfangen kann oder es nicht bedienen kann. Riino, der Supergeizkragen, der nie etwas abgibt und nichts verleiht. Riino, der sich mit seiner Familie abkapselt, damit er ja nichts abgeben muss oder die anderen teilhaben lassen muss. Riino, der nur freundlich zu jemanden ist, wenn er sich von der Person einen Vorteil erhofft oder wenn er von dieser etwas benötigt. Aber auch seine Frau Tekaro macht immer wieder Schlagzeilen, denn sie verkracht sich mit allen hier und ist wegen ihrer Wutausbrüche und Schlägereien gefürchtet. Kein Wunder also, dass alle froh sind, dass Riino noch in diesem Jahr die Insel verlassen wird.

 

Wir können uns über Riino nicht beklagen - aber wir sind ja auch die I-Matangs. Wir haben bei unserem Besuch ihn als freundlich und beim Filmprojekt sehr kooperativ erlebt. Wir bekamen sogar zwei Muschelvasen von Tekaro geschenkt. Einfach so. Ohne Gegenleistung. Wie kommen wir bloß zu dieser Ehre?

 

Bild des Tages:

Gestatten, mein Name ist Riino und ich fühle mich ertappt...