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Dienstag 23. Mai 2006

Rastafaris Hideaway

Unser Standort: Vor Anker in der Saline Bay, Mayreau, St. Vincent & the Grenadines

 

Über eine Woche lang waren wir nun von der Außenwelt abgeschnitten und nur von Wasser in unglaublichsten Farben umgeben. Lediglich die Deutsche Welle zeigte uns, dass weltweit eigentlich wenig passiert. Dennoch zog es uns jetzt wieder ein wenig hin zur Zivilisation. Nicht zu nahe hin, gerade die richtige Dosis.

 

Wir entschieden uns für Mayreau. Hier gibt es nur ein kleines Dorf und ein paar Restaurants für die Yachties. Ansonsten ist Mayreau wirklich eine gottvergessene Insel. Aber es gab noch etwas, was Mayreau für uns interessant macht: ein Internet-Café. Und dorthin führte uns auch unser erster Weg, nachdem wir den Anker in der Saline Bay eingegraben hatten. Das Internet-Café befindet sich in Dennis' Hideaway, einem bezaubernden kleinen Hotel, mit einem noch bezaubernden Besitzer namens Dennis. Während wir zu Mittag assen, erzählte uns Dennis sein ganzes Leben. Dreimal verheiratet mit Frauen aus Europa. Drei Kinder, die in Europa bei ihren Müttern leben. Länger als 2 Jahre hat es nämlich keine der Europäerinnen auf Mayreau ausgehalten. Dann wurde der Wunsch nach einem kleinen Sportwagen, Boutiquen, Shopping, einer Kindertagesstätte oder einem Kinobesuch zu groß.

 

Dennis selbst hat es auch mehrfach versucht, mit seinen Frauen in Europa zu leben. Doch ihm gefiel dort nicht, dass er immer in Wohnungen und Häuser eingesperrt war. Außerdem richtete der Manager seinens kleinen Hotels in seiner Abwesenheit den Betrieb beinahe zu Grunde. Zwei Segelschiffe hat er in Hurricans verloren. Jetzt hat er ein kleines Motorboot, das er auf einem Trailer in eine gemauerte Garage schieben kann. Und er lacht die ganze Zeit, wenn er seine Geschichte erzählt. Er freut sich richtig über das, was er erlebt hat. Nur eine Einheimische aus Mayreau mag er nicht zur Frau nehmen, wie ihm alle Freunde raten. "Die wollen nur geheiratet werden, dann kriegen sie Kinder, sitzen vor dem Fernseher, gehen nicht mehr aus dem Haus und werden fett!" Nein, das sei nichts für ihn... Er hat jetzt eine Russin übers Internet kennen und lieben gelernt. Die lebt 2.500km östlich von Moskau und dorthin wolle er im Sommer fliegen. Vielleicht klappt's ja diesmal.

 

Robert "Righteous" Lewis ist auch ein gesprächiger und netter Mensch. Ein Rastafari durch und durch. In seinem Restaurant "Robert at Righteous & de Youths" sitzen wir zum Sundowner und Robert gesellt sich alsgleich zu uns. Seit 22 Jahren macht der ehemalige Zimmermann dieses Restaurant. Er sei glücklich, wenn er seinen Gästen Service biete, mit ihnen reden und für sie tanzen könne. Kochen, bedienen, unterhalten, kassieren macht er alles alleine. Die ganze Bude ist so pittoresk wie ihr Besitzer, der sich schwer in Claudia und Michaela verguckt hat. Unglücklicherweise erwidern die beiden seine Zuneigung nicht so offensiv. Ob's wohl am Zungenschlag oder an den vom jahrelangen Marihuana-Konsum verklebten Synapsen liegt. Wie dem auch sei, Robert "Righteous" ist jedenfalls ein Urgestein, ein Original und ein Rasta durch und durch, der uns wohl auch noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Bilder des Tages:

- Die T-Shirt-Verkäuferin wartet am Strand geduldig auf Kundschaft von den wenigen hier noch vor Anker liegenden Seglern

- Das Restaurant "Robert at Righteous & de Youths" mit Robert "Righteous" Lewis links im Bild