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Sonntag 28. Mai 2006

Angelsächsisch ankern

Unser Standort: Vor Anker in der Chatham Bay, Union Island, St. Vincent & the Grenadines

 

Heute verraten wir Euch mal ein richtig gut gehütetes Geheimnis. Wir haben nämlich herausgefunden, wie man angelsächsisch ankert. Die Amerikaner tun es, das wissen wir spätestens seit den BVI. Dass es die Engländer auch tun, wissen wir seit gestern, seitdem Ian mit seiner Iceni über 50m auf Drift gegangen ist und heute neu angelsächsisch geankert hat.

 

Ihr wißt ja, wie man in Deutschland ankert. Man schmeißt den Anker auf den Grund und läßt dann, während das Boot Rückwärtsfahrt hat, langsam Kette auf den Grund sinken. Wenn man irgendwo zwischen der drei- bis siebenfachen Wassertiefe - je nach Geschmack des Skippers - Kette ausgelegt hat, dann fährt man den Anker ein, indem man dosiert immer mehr Rückwärtsgas gibt. Ganz einfach eigentlich, aber leider auch ein wenig unsicher, da man nie sicher sein kann, dass sein Schiff in der Nacht wegdriftet.

 

Die Methode der Angelsachsen ist um einiges einfacher und auch sicherer. Denn nur so kann man gewiß sein, dass das Schiff in der Nacht nach Lee vertreibt. Der Knackpunkt der angelsächsischen Methode ist dabei das Einstieren und das geht so: Man sucht sich seinen Ankerplatz aus. Am besten man meidet die hellen Sandflecke, sondern sucht sich eine möglichst große dunkle, mit Seegras dicht bewachsene Stelle aus. Unter zügiger Vorwärtsfahrt (am besten nicht unter 3kn) öffnet man dann die Bremse der Ankerwinsch und läßt das 10-fache an Wassertiefe auf einen Haufen auf den Grund sausen. Könner bevorzugen dabei die Methode, die Kette genau über dem Anker abzuwerfen, um dessen Eigengewicht zu erhöhen.

 

Nach diesem Manöver begibt sich dann die komplette Vrew aufs Vorschiff, um den Anker einzustieren. Alle versammeln sich an der Reling, schauen zur Ankerkette und murmeln Beschwörungsformeln. "Was meinst Du? Die Kette hängt doch schön senkrecht, oder?" "Ja, ungefähr schon, aber ich finde, sie könnte mal wieder gereinigt werden." "Schau mal, der schöne Fisch, der da an unserer Kette knabbert." "Ah, jetzt hängt die Kette wirklich schön senkrecht und liegt genau auf dem Anker" "Na dann können wir jetzt ja den Motor abstellen und einen Sundowner nehmen" "Ja ist gut, ich hol' nur nochmal 5 m Kette ein, dass sie schöner senkrecht hängt." Damit ist das Einstieren beendet, der Anker wurde durch die scharfen Kontrollblicke der Crew gemeinsam in den Grund gestiert. Fertig. Und das schönste ist, man kann sich sicher sein, am nächsten Morgen in einer völlig neuen Umgebung aufzuwachen ;-)

 

Bild des Tages:

Wir wollen in keine neue Umgebung, sondern hier bleiben. Daher fahren wir unseren Anker in altbewährter deutscher Manier ein!