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Mittwoch 31. Mai 2006

Zu Gast bei Winston

Unser Standort: Vor Anker vor Hillsborough, Carriacou, Grenada

 

Die letzte Nacht hatten wir quasi illegal in der Anse La Roche verbracht, ohne einklariert zu haben. Um unseren Status nun zu legalisieren, ging es die kurze Strecke bis zur Hauptstadt Hillsborough auf Carriacou. Der Begriff Hauptstadt ist allerdings eher ein Euphemismus für Hillsborough. Wir finden eine typische Kleinstadt der Kleinen Antillen wieder. Zwei Strassen parallel zum Meer. Das Angebot der zahlreichen Supermärkte ist einheitlich und übersichtlich. Die Häuser sind bunt bemalt, hier allerdings ein wenig ramponiert, nachdem Hurrican Emily im letzten Juli zugeschlagen hat.

 

Zur Freude der beiden Skipper gibt es allerdings auch hier eine Eisdiele, die wir gleich nach der Einklarierungsprozedur aufsuchen. Überhaupt das Einklarieren! Von sehr vielen Seglern wird es als lästig, umständlich, zeitaufwendig empfunden. Das ist es zwar alles. Für uns ist aber das Ein- und Ausklarieren auch ein Teil des Lokalkolorits und man kann sich eigentlich köstlich über den Papierkram amüsieren. Je kleiner ein unabhängiger Staat ist und je kürzer seine Unabhängigkeit zurück liegt, desto mehr Formulare mit mehr Durchschlägen sind an mindestens drei Stellen auszufüllen. Glieches gilt für die Fragen, die zu beantworten sind. Sie werden immer merkwürdiger und abstruser. Heute wollten die Offiziellen nun sogar Anzahl, Hersteller und Typ der an Bord befindlichen GPS-Geräte wissen. Amüsant sind auch die Offiziellen selbst. Im Unterschied zum sehr freundlichen Zivilbürger hier sind so oft barsch und ruppig. Fragt man sie allerdings, wo man Essen gehen kann oder etwas einkaufen, tauen sie sofort auf und erklären einem alles in überschwenglicher Freundlichkeit. So auch heute. Ich glaube wir gründe einen Initiative, die die Abschaffung der Ein- und Ausklarierung verhindern soll.

 

Auf unserem Weg durch Hillsborough sind wir auf den Rum Shoppe von Winston aufmerksam geworden. Er winkt uns freundlich zu und da es ohnehin mal wieder heiß ist, gehen wir rein, lassen uns nieder und freuen uns auf ein kaltes Bier. Sofort wird ein Tisch für uns freigeräumt und die herumhängenden Männer haben nur noch Augen für uns. Was machen diese Bleichgesichter hier jetzt wohl. Winston ist super happy, dass wir den Weg in sein Lokal gefunden haben und bedient uns zuvorkommendst. Dazu gehört auch, dass wir uns gegenseitig vorstellen. Als Volker an der Reihe ist, bricht Winston vor Lachen fast zusammen: "Fucker??" fragt er ungläubig! "No, Volker!!" "Ah Fogger!" und grinst weiter. Zusätzlich zum Bier gönnen wir uns dann noch ein Hühnchen mit Pommes und Salat für den unschlagbaren Preis von 4 Euro. Selber kochen lohnt hier kaum. Winston platzt fast vor Stolz, dass wir in seinem Bretterverhau zu Gast waren und wünscht uns noch zig mal einen tollen Aufenthalt im Carriacou. Morgen hängt hier wahrscheinlich ein Schild an der Tür, auf dem steht "White Man's Rum Shoppe".

 

Bilder des Tages:

- Alle Mädels und Jungs tragen Schuluniformen - eine der Hinterlassenschaften der Briten

- Ein Gast in Winston's Rum Shoppe beäugt uns zunächst etwas mißtrauisch, taut am Ende aber richtig auf

- Charles, unser Aufpasser fürs Dinghy. Anstatt aufs Dinghy aufzupassen lief er uns allerdings den ganzen Nachmittag im Ort nach und verschwand dann sang- und klanglos, als wir bei Winston waren. Das Dinghy war dennoch noch an seinem Platz...