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Mittwoch 02. Mai 2007

Mit Seelöwen schwimmen

Unser Standort: Vor Anker in der Academy Bay, Puerto Ayora, Santa Cruz, Galapagos-Inseln

 

Mit einem kleinen "Schnell-" Boot fahren wir heute knapp 30sm zur Insel Floreana, um die dortige Fauna kennenzulernen. Außerdem sind wir natürlich auf die berühmt-berüchtigte Insel gespannt, in der sich vor 70 Jahren die sehr merkwürdige Geschichte um eine deutsche Baroness und ihre zwei Liebhaber sowie die deutschen Auswanderer Dr. Ritter, der sich vor der Abfahrt nach Galapagos alle Zähne hat ziehen lassen, und die Familie Wittmer zugetragen hat. Viele Personen starben in diesem Drama auf bis heute ungeklärte Art und Weise oder verschwanden spurlos. Von den damals handelnden Personen, ist nur die Familie Wittmer übrig geblieben, die heute das einzige Hotel auf Floreana betreibt. Wer die Details der Geschichte kennenlernen möchte, kann in der Autobiografie der vor ein paar Jahren verstorbenen Frau Wittmer oder in jedem einschlägigen Weltumseglerbuch nachlesen. Wir finden es jedenfalls erstaunlich, wie man ohne Infrastruktur dieser ariden Insel überhaupt irgendwelche Nahrung abringen und hier auf Dauer sesshaft werden kann. Gar nicht auszumalen, wie das wohl im letzten Jahrhundert war, als das hier wirklich das Ende der Welt war.

 

Ansonsten ist Floreana weitgehend unbesiedelt. Nur knapp an die 100 Personen leben in einem verschlafenen Weiler an der Westküste, wo wir schließlich auch anlanden. Und sofort werden wir von den verspielten Seelöwen und Wasserleguanen begrüßt. Die Seelöwen haben anscheinend erst vor kurzem Nachwuchs gekriegt, den die Jugendlichen sind eindeutig in der Überzahl. Aber egal wie alt: bevor man die Seelöwen sieht, riecht man sie. Einfach bestialisch wie sie nach Fisch stinken. Aber wahrscheinlich passiert das auch, wenn man einen Pelzmantel mehrere Monate ins Meer legt. Puuuh!!

 

Doch damit nicht genug. Schließlich wollen wir auch mit ihnen schwimmen. Dazu geht es über einen holprigen Pfad ohne jeden Schatten zur Loberia, der Seelöwenbucht. Als wir ankommen, warten die Seelöwen schon im Wasser auf ihre neuen Spielgefährten. Nichts wie rein in den 5mm Neoprenshorty (ein 7mm Long John wäre wohl besser gewesen, wie sich nach 45 Minuten rausstellt) und ab ins Wasser. Mist, wer hat hier denn wieder Eiswürfel reingeschmissen???

 

Und tatsächlich dürfen wir die Seelöwen aus nächster Nähe erleben. Scheinbar schwer- und mühelos umkreisen sie uns, drehen Pirouetten und schlagen Salti, um uns zum Spielen aufzufordern. Aber da merken wir doch, dass wir Landbewohner sind. Im Wasser kommen wir an die Performance dieser großen Showkünstler nicht im mindestens heran. Die beste Show liefert der Nachwuchs. In einem flachen Pool tummeln sich gleich 4 Heranwachsende. Und sie necken sich, beissen sich, nehmen sich in den Schwitzkasten und jagen spielerisch den Fischen hinterher, die davon überhaupt nicht belustigt sind, sondern völlig unverspielt Reißaus nehmen.

 

Die weiteren Stops an der Teufelskrone, angeblich dem besten Dive- und Schnorchelspot auf Galapagos und an der Isla Campion verlaufen dann eher enttäuschend. Wir sehen keine der versprochenen Haie, Schildkröten oder Mantarochen. Dafür schießt eine Strömung mit mehr als drei Knoten durch den eingestürzten Vulkankegel und wir müssen das Tauchen bereits nach 15 Minuten abbrechen. Schade, aber man kann ja nicht alles haben, oder?

 

Und schon geht's wieder die zweieinhalb Stunden unter ohrenbetäubendem Motorlärm zurück nach Santa Cruz. Spannend wird es immer nur dann, wenn sich das kleine Bötchen in der großen Dünung auf die Seite legt und eine Krängung erreicht, die wir unter Segeln selten haben. Die Augen der elf Passagiere werden groß und größer und jeder klammert sich irgendwo ein. Mist, im Unterschied zu einem Segelschiff kann so eine Badewanne ganz einfach umkippen. Aber wir schaffen es ohne Seenotfall zurück zu LA GITANA und sind froh, dass wir für heute kein Motordröhnen mehr hören müssen...

 

Bilder des Tages:

- Gäähhhnn, sind denn die neuen Touristen schon da?

- Der Weg zur Loberia bietet uns ein überraschendes Farbspektaktel; gänzlich ungewohnt in der ansonsten braunen und schwarzen Landschaft

- Auf geht's! Spiel mit mir! Kannst Du Deinen Rücken auch so schön durchbiegen wie ich??

- Ganz nah lassen uns die verspielten und neugierigen Seelöwen rankommen

- Ein bisschen Posen für den Fotografen - auch die kleinsten haben das schon drauf

- Und nach dem Schwimmen Boxenstopp bei Muttern