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Donnerstag 03. Mai 2007

Galapagos - das Impellerparadies

Unser Standort: Vor Anker in der Academy Bay, Puerto Ayora, Santa Cruz, Galapagos-Inseln

 

Meine Güte ist das spannend hier. Wir kommen an so viele Naturwunder so nahe heran, wie ganz selten auf unserer Reise. Und heute hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Geburt eines Impellers einer Seewasserpumpe zur Motorkühlung ganz aus der Nähe mitzuerleben. Volker durfte sogar Hand anlegen.

 

Nach über 900 Motorstunden ging unser Motor immer noch schwanger mit dem ersten Impeller. Normalerweise beträgt die Tragzeit für diese der Gattung Neoprenis Impelleris angehörigen Flügeltiere nicht mehr als zwei- oder dreihundert Stunden. Der unsrige der Unterart Neoprenis Impelleris Longevitus Perkiniensis befand sich nach 900 Stunden immer noch im Uterus der Seewasserpumpe. Und das, obwohl wir auf der Reise von Panama Komplikationen hatten, die eine Frühgeburt durchaus berechtigt hätten.

 

Aber nun war uns bange und wir schritten zur künstlichen Einleitung der Geburt - nichtsahnend, dass es eine schwere Zangengeburt werden würde. Zur Einstimmung auf die Geburt nahm Volker den Hebammenplatz auf dem Motor sitzend ein; rittlings wohlgemerkt. Mit einigen Drehs des Siebener-Schraubenschlüssels waren die beengenden Muttern des Deckels gelöst und nach einem kurzen Twist mit dem Schraubenzieher trat das Fruchtwasser in Form von Seewasser aus der Pumpe aus.

 

Doch ab diesem Zeitpunkt wurde aus dem ganzen eine Problemgeburt. Der Impeller sass fest auf der Welle und die Wehen der Seewasserpumpe genügten nicht, den Impeller das Licht des äquatorialen Tages erblicken zu lassen. Mit zahlreichen Hilfsmitteln wie Schraubenziehern, Flach- und Rohrzange gelang es uns schließlich, den Impeller so weit aus dem Geburtstagskanal herausziehen, dass wir zur Zangengeburt schreiten konnten. Allerdings erschwerte uns das Organ des Anlassers einen guten Zugriff auf das Neugeborene. Nur Engländer können Motoren so konstruieren, dass der Anlasser unmittelbar vor der Wasserpumpe sitzt.

 

Nach einer Stunde Schwerstarbeit war es schließlich so weit: Wir konnten die Wasserpumpenzange am Kopf des Impellers ansetzen und ihn Millimeter für Millimeter aus der Wasserpumpe herausziehen. Einfach fantastisch, bei der Geburt eines auch nach 900 Stunden Tragzeit völlig unversehrten Impellers dabei zu sein und diese sogar tatkräftig unterstützen zu können!

 

Als der Impeller schließlich von seiner Nabelschur getrennt war, hielten wir ihn gegen das Licht und konnten feststellen, dass er wie neu aus sah. Zumindest abgesehen von den Narben der Zangengeburt. Und so sassen wir denn da und sinnierten, weshalb wir nun eigentlich diese Geburt eingeleitet hatten? Wenn der Impeller nach 900 Motorstunden noch immer unverbraucht aussieht, dann hätte er wahrscheinlich nochmal 900 Stunden locker gemacht. So viel zum Thema preventive maintenance... Nochmal bauen wir den Impeller sicher nicht auf gut Glück und Verdacht aus...

 

Wie ihr unschwer erkennen könnt, war uns heute einigermassen langweilig. Ein guter Tag also, um noch mehr Teile am Schiff auseinanderzunehmen. Als nächster Klient war die Heizung dran. Der Vorbesitzer hatte uns immer versichert, dass die Heizung nicht funktioniere. Um allerdings nach Chile zu segeln, wäre eine Heizung schon eine feine Sache. Mit dem Schaltplan und einer Systematik zur Fehlersuche (die Endlösung lautet eigentlich immer "Steuereinheit austauschen") bewaffnet, macht sich Volker also auch noch über die Heizung her. Und siehe da - nach eineinhalb Stunden springt sie tatsächlich an. Aber leider nur einmal. Danach geht gar nichts mehr und wir finden uns schon mit dem Gedanken ab, dass wir uns eine neue Heizung nach Tahiti schicken lassen müssen.

 

Womit wir beim beliebten Thema "Verschicken" sind. Die Lager unserer Windpilot liegen seit Montag in Quito und bewegen sich nicht mehr. Also ist heute gutes Zureden angesagt. Und zwar beim Versender. Wir rufen Peter Förthmann an und beklagen uns bitterlich. Er verspricht, sich drum zu kümmern und uns morgen eine Mail mit der Lösung zu schicken. Mal schauen, was passiert... Da haben wir doch gleich wieder eine Riesenlust, auch in Tahiti wieder auf Ersatzteile zu warten ;-)

 

Bilder des Tages - Motto heute: Puerto Ayora ist bizarr:

- Wehe, wenn der Riesen-Albatros im Park von Puerto Ayora seine Gedärme entleert. Da möchte man nicht drunter stehen. Die Guano-Bauern freut's dagegen...

- Unmittelbar am Äquator finden sich tatsächlich maurische und marrokanische Einflüsse in der Architektur

- Am Friedhof von Puerto Ayora trifft man auf deutsche Spuren - oder sollte der Name Esnaider nicht irgendwann mal Schneider gelautet haben?

- Das Schiff mit den Walknochen auf dem Waldeck schwimmt nicht mehr, sondern liegt an Land und wurde in eine Schmuckgalerie umgewandelt. Wenigstens wissen wir jetzt, warum das Waldeck Waldeck heißt.

- Die Kindersitze der Fahrräder werden von einem begabten Tischler oder Schreiner hergestellt. Man sieht sie hier überall.