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Freitag 04. Mai 2007

Der Tanz der Tölpel

Unser Standort: Vor Anker in der Academy Bay, Puerto Ayora, Santa Cruz, Galapagos-Inseln

 

Ein Ausflug nach Seymour Norte, einer Insel nördlich von Santa Cruz stand für uns heute auf dem Programm. Dort soll es einen der besten Besucherstandorte der Galapagosinseln geben, um die endemischen Blaufußtölpel, den Binden- sowie den Pracht-Fregattvogel, Land-Leguane, Haie, Seelöwen, Flamingos etc. zu sehen. Und um es vorweg zu nehmen: Wir wurden nicht enttäuscht. Es war eine fantastische Tour!!

 

Insbesondere die Blaufußtölpel sind die Attraktion. Sie haben ihren Namen absolut zu Recht, denn ihre Füße leuchten in intensivem türkis-blau. Dazu kommt noch ihr witziger Paarungstanz, bei dem sie die Füße wechselseitig heben, um sie vorzuzeigen. Es sieht aus, als würden sie eine Art Steptanz in Zeitlupe aufführen. Und dann kommt das schrillste überhaupt - die "Skypointing-Haltung". Dazu werden Schwanz und Hals senkrecht in die Luft gestreckt und die Flügel halb ausgebreitet ebenfalls senkrecht gestellt. Das Männchen gibt dazu ein Pfeifen ab, das Weibchen ein Krächzen. In den Bildern des Tages seht ihr den Tanz.

 

Sowohl die Fregattvögel wie auch die Tölpel sind ohne jede Scheu. Man kann sich den Nestern mit den brütenden Eltern bis auf einen Meter nähern und die Tiere werden kein bisschen nervös. Im Gegenteil; wenn wir uns nähern kippen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu. Überall sieht man Jungtiere in den Nestern. Zum Teil sind sie wohl erst eine Woche alt, manchen haben auch schon ein halbes Jahr auf dem Buckel. Die meisten sehen aus wie aufgeplatzte Sofakissen.

 

Während die Fregattvögel immer nur ein Junges großziehen, das erst nach knapp einem Jahr fliegen lernt, haben die Tölpel bis zu drei Kücken als Nachwuchs, je nach Nahrungssituation. Im Moment scheint das Angebot üppig zu sein, denn wir sehen viele Tölpelfamilien mit 2 oder mehr Kücken. Die Tölpelkücken werden auch viel früher flügge, leben aber nicht so lange wie die Fregattvögel, die wohl bis zu 45 Jahre alt werden können.

 

Wir geniessen jeden Moment auf der Insel und sind froh, dass uns der Guide überhaupt nicht zur Eile drängt. So haben wir jede Menge Zeit, Fragen zu stellen und Fotos und Videos zu schiessen. So erwischen wir unter anderem auch noch einen Landleguan, der sich gerade ein Blatt eines Kaktus abgerissen hat und es genüsslich verspeist. Das ist seine Wasserquelle und die Dornen frisst er einfach mit. Sie werden angeblich genauso wieder ausgeschieden, wie er sie aufgenommen hat. Da brauchst einen starken Magen!

 

An der Felsküste sehen und riechen wir einige frisch geborene Seelöwen. Sie sind noch so jung, dass sie kaum den Kopf heben können. Er rollt wie bei einem menschlichen Säugling von links nach rechts und von vorne nach hinten. Im Wasser hält derweil der Bulle eifersüchtig Ausschau nach potentiellen Konkurrenten, die er unter Gebrüll und Gebeisse von seinem Harem fernhält.

 

Als wir abends wieder in Puerto Ayora eintreffen sind wir absolut überwältigt von diesem Naturspektakel. So oder so ähnlich muß das Paradies vor dem Sündenfall ausgesehen haben. Keine Furcht, keine Scheu. Wirklich erstaunlich, was Jahrmillionen an Evolution ohne menschliche Einflüsse aus den Tieren für zutrauliche Weggefährten gemacht hat.

 

Bilder des Tages:

- Das Seelöwenbaby begrüßt uns als erstes

- Dann schaut eine Lavaechse verschmitzt ums Eck

- Erst das rechte Bein, dann das linke Bein...

- ...und schließlich Skypointing. So macht der Blaufußtölpel, um ein Weibchen zu becircen

- Der Landleguan hatte eine gehörigen Appetit auf Kaktus

- Ein junger Binden-Fregattvogel. Er liegt seinen Eltern auch lange auf der Tasche

- Ein Pracht-Fregattvogelmännchen bei der Brut

- Und ein weiterer bei der Brautwerbung. Hier hängen die Männchen die roten Laternen raus...