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Dienstag 08. Mai 2007

Avenida Tortuga

Unser Standort: Vor Anker vor Puerto Vilamil, Isla Isabela, Galapagos-Inseln

 

Wir kommen uns vor wie Nemo, als er mit den ganzen Schildkröten in der Strömung nach Sydney surft. Hey Dude, wir sind in der Schildkrötenstrasse angekommen. Kurz nach unserem Auslaufen aus Puerto Ayora sind wir eingebogen. Wahnsinn! So viele Suppen- und Karettschildkröten haben wir auf einem Haufen noch nie gesehen. Das müssen hunderte sein, die um uns rum schwimmen. Alle paar Sekunden taucht in unmittelbar Nähe ein gepanzerter Kopf und dann ein Rückpanzer auf. Wir wissen gar nicht, wo wir als erstes hinschauen sollen.

 

Einfach herrlich zu sehen, wie diese Reptilien auftauchen, um nach Luft zu schnappen. Es sieht immer wieder aus, als wären sie gerade am Ertrinken. Der Kopf kommt kurz hoch und versinkt dann wieder im Wasser. Dann kommt er nochmal hoch und nochmal. Wie bei einem Ertrinkenden. Dabei sind die Schildkröten ja begnadete Taucher. Bis zu 1 Stunde Tauchen ohne Luft zu holen ist durchaus im Bereich des Möglichen.

 

Und so motoren wir langsam in den Morgennebel hinein mit Ziel Isla Isabela, der größten und geologisch jüngsten Galapagosinsel. Alle Segler berichteten uns, dass es hier noch paradiesisch zuginge. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

 

Beim Einlaufen in die riffverseuchte Bucht sehen wir viele Bekannte wieder: Pagos, Saildance, Madhatter II und auch Mike mit seiner Wanderlust III liegt hier. Mike leider nicht ganz freiwillig. Bei ihm ist gleichzeitig der Generator und die Lichtmaschine ausgefallen und er hat nun schon seit ein paar Tagen überhaupt keinen Strom mehr. Die Batterien sind komplett platt und weder Generator noch Lichtmaschine können hier repariert werden. Also muß alles aus den USA eingeflogen werden. Und bis die Pakete hier eintreffen, liegt Mike erstmal fest. Sein Problem ist, dass wirklich alles elektrisch funktioniert: Selbst die Toiletten können nur elektrisch gespült werden und die Wasservorräte sind verbraucht, denn er hat sich natürlich auf seinen (elektrischen) Wassermacher verlassen. Ein nicht wirklich überzeugendes Konzept fürs Hochseesegeln. Das funktioniert im Küstenbereich, wo man immer wieder Servicestützpunkte hat. Wehe, so ein Problem erwischt Dich, wenn Du eine Seestrecke von 4 Wochen zurückzulegen hast.

 

Bild des Tages:

Als wir in Puerto Vilamil einlaufen, liegen diese drei Fischerboote aus Costa Rica hier vor Anker. Das wäre an sich nichts besonderes, wenn es dazu nicht eine kleine Geschichte gäbe. In der Capitania in Puerto Ayora hing nämlich ein Rundschreiben aus dem Monat März aus, in dem die Armada stolz berichtete, dass sie innerhalb des Marine-Nationalparks, der sich 40sm um die Galapagos-Inseln erstreckt, drei illegale Fischerboote aus Costa Rica aufgebracht und festgesetzt hat. Alles Schnee von gestern, dachten wir. Aber die armen Fischer sitzen hier nun offensichtlich bereits seit 2 Monaten fest. Das trifft sie bestimmt sehr hart, denn in dieser Zeit ist natürlich voller Verdienstausfall. Und wahrscheinlich wird sich auch in Costa Rica niemand wirklich ein Bein ausreisen, um die Jungs hier wieder rauszuboxen. Eine passende Geschichte zu Isabela, denn Mitte des letzten Jahrhunderts diente die Insel als Strafkolonie von Ecuador.