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Freitag 11. Mai 2007

Ritt auf dem Vulkan

Unser Standort: Vor Anker vor Puerto Villamil, Isla Isabela, Galapagos-Inseln

 

Auwauwau - tun mir heute der Hintern und die Schenkel weh. Das musste ja so kommen. Aber entgehen lassen wollte ich mir die Tour auf den Vulkan Sierra Negra mit Pferderitt und Wanderung zum Volcán Chico dann doch nicht. Diese Tour ist eines der Highlights eines Besuches hier auf Isabela und fast jeder macht sie.

 

Also geht's mal wieder frühmorgends los und wir werden mit Pick-Up-Trucks zur Pferdekoppel in 1200m Höhe gebracht. Das sind ja richtige Pferde und recht feurig! Ich als Nicht-Reiter hatte eher auf eine klapprige Mähre gehofft, die auch mit der größten Anstrengung nicht zum Traben bewegt werden kann. Das hier sind aber richtige Gauchopferde. Na super!

 

Nach einer kurzen Einweisung, wie das Pferd zu führen ist, geht's los. Hoffentlich hat mein Gaul auch zugehört und alles verstanden. Klappt ja ganz ordentlich - bis plötzlich ein Schrei durch unsere Gruppe geht und eines der Pferde mit hängendem Sattel im Galopp durch die Meute prescht und alle anderen Pferde völlig aus dem Häuschen bringt. Nathans Pferd ist mit ihm durchgegangen und er ist schwupsdiwups abgeworfen worden. Zum Glück ist nichts ernsthaftes passiert. Aber es dauert doch eine Weile, bis sich der Pulk wieder beruhigt hat und alle Pferde eingefangen wurden. Ab diesem Moment waren alle nur noch auf die Pferde konzentriert und recht still. Wenn wir wieder zurück sind, werde ich sicher auch noch einen Reitkurs belegen... Es kann ja nicht sein, dass so ein Pferd mit mir Kontrollfreak macht, wozu es Lust hat, oder?

 

Nach einer guten Stunde auf dem Pferderücken erreichen wir den Kraterrand und dürfen einen Blick in den zweitgrößten Vulkankrater der Welt tun. Joseph erzählt uns über die unterschiedlichen Vulkan-Typen. Dieser hier ist einer vom Typ Hawaii. Die Ausbrüche sind hier nicht so explosiv wie bei denjenigen des Stromboli-Typs. Hier fließt die Lava recht gemäßigt aus Spalten, bei den Strombolis können auch mal ganze Bergflanken wegfliegen oder Gas-Schlammlawinen mit Schallgeschwindigkeit zu Tal stürzen. Alles ganz gemütlich hier also.

 

Wir sehen einige grellpinke Vermillion Flycatchers, ein etwa spatzengroßer endemischer Vogel und zahlreiche Lavaechsen. Ansonsten ist insbesondere auf der Nordflanke des letztmals 2005 ausgebrochenen Vulkans kaum Leben. Hier im Windschatten des Vulkankegels ist es zu trocken, denn der vorherrschende Südost-Wind verliert seine Feuchtigkeit auf der Luvseite, wo es ein wenig grünt. Auf unserem Wanderweg finden wir dagegen die typische Vulkanlandschaft mit ihren bizarren erstarrten Lavaflüßen, Lavawasserfällen und Lavatunnel. Interessant, aber irgendwie habe ich das jetzt schon einige Male gesehen.

 

Aufgrund einer Pferdephobie blieb Michaela heute an Bord und das war wohl auch gut so. Denn das durchgegangene Pferd hätte ihre Liebe zu und ihr Vertrauen in die Vierbeiner sicher nicht erhöht. Da schaut sie sich doch lieber die naseweisen Seelöwen an, die versuchen auf die Badeplattformen der Yachten zu gelangen oder die über Bord hängenden Fender als Ball missbrauchen. Manta- und Kuhrochen ziehen gemächlich um LA GITANA und auch der eine oder andere Pinguin lässt sich blicken. Während ich verschwitzt, eingestaubt und mit brennenden Beinen zurück kam, war Michaela sehr entspannt und hatte einen weitgehend geruhsamen Tag. Vielleicht hat sie für heute ja die bessere Entscheidung getroffen...

 

Bilder des Tages:

- Hoch zu Roß geht es auf den Vulkan Sierra Negra - nicht jedermanns Geschmack und meiner auch nicht unbedingt. Autos mit 250 Pferdestärken sind mir eindeutig lieber als ein echtes PS...

- Das Pferd geniesst die Aussicht mindestens genauso wie wir

- Im Gänsemarsch geht's über typische Lavalandschaft

- Nur einige Kakteen sorgen in dieser öden Steinwüste für einen kleinen grünen Fleck