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Freitag 18. Mai 2007

Jetzt geht's ab!

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 4

Seit Galapagos gesegelt: 397sm

Noch zu segeln: 2.566sm

Etmal: 105sm

 

Wie war das gestern noch? In drei Tagen haben wir dann wieder zu viel Wind? So lange hat es diesmal gar nicht gedauert. Bereits heute abend ist es so weit! Der Passat hat im Laufe des Tages immer mehr aufgefrischt, um am Abend stattliche 20kn zu erreichen. Wir fliegen seit Mittag mit bis zu 9kn nur so über die (leider zunehmenden) Wellen, obwohl wir unser Passatsegel peu à peu weggerefft haben. Das war wirklich tolles Passatsegeln wie im Bilderbuch!

 

Am Morgen war das Meer noch so ruhig, dass wir nochmals ein eindrucksvolles Naturschauspiel erleben durften. Michaela erkennt voraus plötzlich etwas auf dem Wasser. Wir schauen hin, wir schauen genauer hin, wir nehmen das Fernglas. Das ist die Rückenflosse eines Hais, ruft Volker. Und das ist eine verdammt große Flosse. Da ist noch eine zweite, direkt daneben! Die drehen sich ja im Kreis und schwimmen umeinander herum. Sind die beim Flirten? Aber, was müssen das für große Haie sein. Jetzt haben wir die beiden querab in 10m Entfernung, sie lassen sich überhaupt nicht stören. Und jetzt merken auch wir beiden Dösköppe, das dass keine zwei Rückenflossen sind, sondern die Flügel eines Fisches. Neben uns pflügt ein Riesen-Mantarochen mit bestimmt 4kn durchs Wasser und seine beiden Flügelspitzen schauen dabei wie Haiflossen aus dem Wasser. Klasse!

 

Bei dem Speed, den wir heute machen, werden natürlich auch wieder unsere Angelköder interessant für Fische. Und siehe da: ein kleiner Mahi-Mahi geht an die Handleine und beschert uns ein leckeres Abendessen: Mahi-Mahi in einer karamelisierten Zitronen-Weißwein-Reduktion, unser Atlantikgericht. Außerdem scheint sich noch ein etwas größerer Bursche in unseren Plastik-Squid verliebt zu haben. Denn plötzlich läuft wieder die Angel aus - und zwar sehr schnell. Volker springt hin, um die Bremse noch stärker einzustellen, da der Bursche in ein paar Sekunden bereits 30m abgespult hat. Das beeindruckt ihn jedoch überhaupt nicht. Er zieht weiter die Schnur von der Leine. Was jetzt? Da hilft nur noch die Vollbremsung. Und tatsächlich hört die Leine auf abzulaufen. Ist auch klar warum, oder? Der Fisch hat einfach den Köder mitgenommen und uns nur die Schnur zurückgelassen. Schade, dass wir nicht sehen konnten, was das für ein Prachtkerl war.

 

Um unseren Zoo für heute komplett zu machen, hatten wir noch einen Besucher beim Abendessen. Wir sitzen im Cockpit mit den Tellern auf dem Schoß, da ploppt das Seitenfenster. Komisch, das hat es doch noch nie gemacht. Scheint eine Welle gewesen zu sein, denn an Volkers Fuß ist es nun ein wenig naß. Hhmm, das Wasser läuft aber komisch, fast so als ob es sich bewegt. Und außerdem fühlt es sich irgendwie glitschig... Iiiihhhhh! Da klebt ein Tintenfisch an meinem Fuß!!! Wir schwanken kurz zwischen "Hhmmm, lecker!" und "Der arme, doofe Kerl" und dann obsiegt das Mitleid und wir befördern den Squid wieder zurück in sein angestammtes Element.

 

So, jetzt muß ich raus und reffen, denn inzwischen ist ja Nacht und wir haben - na was wohl - zu viel Wind. Bis 25kn Wind und erneut an die 9kn Fahrt über Grund ist für eine ruhige Nacht dann doch zuviel. Bis morgen!

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Radiergummi und Wunderkreide

Neumond. Das Firmament spannt sich über uns wie eine Leinwand in einem unendlichen, unergründlichen Schwarz, auf die ein Künstler mit Glitzerkreide die Sterne gemalt hat. Sie funkeln und flackern um die Wette und scheinen uns zuzublinzeln. Auf geht's, weiter, wir passen auf Euch auf. Wir blinzeln zu ihnen zurück und bedanken uns, dass sie jeden Abend wieder die Schwärze der Nacht erleuchten. Doch plötzlich müssen wir einmal, zweimal, dreimal blinzeln! Haben wir Sehstörungen, schwarze Flecken vor den Augen? Da war doch gerade noch das Kreuz des Südens zu sehen. Nein, es sind keine Sehstörungen, hier ist der himmlische Radiergummi zugange! Er ist gegen das leere Schwarz zwischen den Sternen nicht zu erkennen, aber er löscht die Sterne aus. Erst hier, dann da. Langsam aber sicher. Einen nach dem anderen. Es sind Squalls, schwarze Wolken mit viel Wind, die uns die Sicht auf die Sterne trüben und uns nachts mit ihren Böen auf Trab halten. Der Radiergummi wandert langsam übers Firmament und löscht weitere Sterne aus. Doch ganz gelingt es ihm nicht. Auf der anderen Seite fängt die Wunderkreide wieder an zu glitzern und zu blinzeln. Du hast keine Chance, du ärgerlicher Radiergummi!

 

+ + + +

 

Bild des Tages:

Vier Beaufort aus Südost bescheren uns heute einen der tollsten Segeltage überhaupt. So schön haben wir Passat-Segeln überhaupt noch nie kennengelernt