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Montag 21. Mai 2007

Doppelschlag

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 7

Seit Galapagos gesegelt: 898sm

Noch zu segeln: 2.101sm

Etmal: 154sm

 

Wow, was war das wieder für eine Nacht. Unter Vollzeug ging's mächtig vorwärts, teilweise mit 9kn die Wellenberge hinab. Es macht schon einen großen Unterschied, ob man mit 6kn oder 8kn fährt. Das Schiff liegt bei 8kn viel, viel ruhiger in den Wellen und fährt wie auf Schienen. So darf's weitergehen, dann sind wir schon am 03. Juni in Fatu Hiva.

 

Auf der morgendlichen Funkrunde waren denn auch alle Seglerfreunde um uns herum völlig begeistert von den tollen Segelbedingungen. Das wichtigste Thema war allerdings ein anderes. Seit Tagen hatte keines der Schiffe mehr einen Fisch gefangen, manche noch überhaupt keinen. Und das bei der hervorragenden Reputation, den der Pazifik diesbezüglich hat. Also wurde gefachsimpelt, was das Zeugs hält. Wie viele Angel schleppt ihr nach? Welche Art von Angelschnur verwendet ihr? Und die wichtigste Frage: Welchen Köder, in welchen Farben? Gelb? Rot? Pink? Pink mit weiß?

 

Unsere Angeln waren seit 2 Tagen nicht im Einsatz, da wir noch von unserem Mahi-Mahi satt waren. Heute mußte es aber mal wieder sein. Und es kommt, wie es zum großen Ärger von Michaela natürlich kommen mußte. Michaela möchte gerade die Suppe zum Mittagessen in die Teller geben, als die Angel ausläuft. Und zwar wieder rasend schnell. Diesmal sind wir geistesgegenwärtig und rollen sofort die Genua ein, um Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Als Volker dann am Heck die Angeln inspiziert, haben wir an beiden Angeln einen Fisch hängen! Das nennt man wohl einen Doppelschlag.

 

Während der schuppige Geselle an der Angelrute immer weiter Schnur abzieht, holt Volker die Handleine ein und landet einen hübschen Wahoo. Sehr lecker, das ist einer der am heißesten begehrten Fische. Zum Glück sind Wahoos keine großen Kämpfer und so geht das Anlanden problemlos vonstatten. Der andere Bursche macht mehr Ärger. Immer noch zieht er langsam aber beständig Leine von der Rolle. Das ist eindeutig ein Kämpfer und vermutlich ein ziemlich großer Fisch. Er scheint ja jetzt sehr sicher am Haken zu hängen, also gönnen wir uns erst noch eine kleine Pause. Dann hat der Fisch ein wenig mehr Zeit, müde zu werden.

 

Und die Pause bringt den gewünschten Erfolg. Jetzt können wir den müden Fisch langsam aber stetig ans Schiff rankurbeln. Nach bestimmt 20 Minuten erkennen wir unter Wasser einen gelben Schimmer : Wenn das mal keine Goldmakrele (Mahi-Mahi) ist. Und so ist es denn auch, zwar mit knapp einem Meter kein ganz großer, aber eben ein Männchen und das sind gewaltige Kämpfer. Damit ist sowohl für Volker wie auch für Michaela der Nachmittag gerettet. Michaela weiß vor lauter Fisch überhaupt nicht mehr, wo sie ein Plätzchen möglichst weit von ihnen entfernt findet. Und Volker ist damit beschäftigt, den Fisch auszunehmen, zu filetieren und haltbar zu machen. Ein Teil kommt in den Tiefkühler, ein kleines Filet bewahren wir frisch im Kühlschrank auf und aus einem Teil des Mahi-Mahi stellen wir Graved Mahi-Mahi her. Mal schauen, ob das funktioniert, wir haben es bisher noch nicht ausprobiert. Und dann kommt noch der schönste Job: Das Werkzeug, das Schiff und sich selbst von Fischblut und Fischschuppen zu säubern.

 

Ansonsten ist heute nichts aufregendes mehr passiert - was wenigstens auch heißt, dass nichts kaputt gegangen ist - und außer Michaela freuen sich alle an Bord über den Frischfisch ;-)

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Flugbegleiter

Wir reisen wirklich First Class! Seit Galapagos haben wir sogar unsere eigenen Flugbegleiter. Allerdings bringen sie keine Tageszeitungen und Wirtschaftsmagazine und servieren auch keine Snacks oder Kaffee. Dafür unterhalten sie uns herrlich mit ihren Flugkünsten. Es sind Sturmvögel, die meisten von ihnen etwa halb so groß wie eine Taube, manche in Möwengröße. Sie zischen über die Wellenkämme und durch die Wellentäler mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Präzision. Sie fliegen so tief und tollkühn, dass ihre Flügelspitzen dabei das Wasser "aufzuritzen" scheinen. Daher auch ihr englischer Name Shearwater. Ihre Flügel gleichen starren Tragflächen und nur hin und wieder müssen sie mit ihnen schlagen. Der Rest des Fluges ist in großen Achten angelegt: Tief unten auf dem Wasser und in den Wellentäler segeln, hoch steigen, sich vom Wind erfassen und beschleunigen lassen und wieder durch die Wellentäler gleiten. Das ganze erinnert stark an die Flugtechnik der Powerstrokes beim Kite-Surfen.

 

Die Sturmvögel in der Region sind hoch pelagische Vögel, die nur zum Brüten an Land kommen. Ansonsten sind sie dermassen perfekt an das Leben auf dem offenen Meer angepaßt, dass sie sogar Salzwasser trinken können bzw. müssen. Spezielle Salzdrüsen machen es möglich, verhindern allerdings ein Überleben, wenn nur Süßwasser zur Verfügung steht. Außerdem sind ihre Beine verkümmert, so dass sie den Körper nicht mehr tragen können. An Land bewegen sie sich daher auf der Brust liegend und mit den Flügel schlagend. Aber wozu braucht man auch Beine, wenn man ohnehin die meiste Zeit auf dem Ozean ist und an Land eigentlich nur auf seinem Ei bzw. Küken sitzt? Für uns ist es wirklich ein Wunder, wie diese kleinen Vögel auf der Wüste des Ozeans überleben können und dabei noch weite Strecken zurück legen. Einige unter ihnen ziehen von ihren Brutstätten auf abgelegenen Inseln im Südpolarmeer bis in die Beringstrasse und wieder zurück!!

 

+ + + +

 

Bilder des Tages:

Der Catch of the Day: Wahoo und Mahi-Mahi (Goldmakrele)