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Mittwoch 23. Mai 2007

Der Wind verläßt uns

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 9

Seit Galapagos gesegelt: 1.236sm

Noch zu segeln: 1.791sm

Etmal: 140sm

 

Die ganze Nacht hindurch blieb der Wind relativ schwach, die Segel schlugen in einer Tour und LA GITANA rollte 30° auf jede Seite. Eine Apltraum-Nacht mit wenig Schlaf liegt hinter uns. Das war für uns Grund genug, am frühen Morgen den Blister erneut zu setzen. 10-12kn aus Ost, da mußte er doch was bringen - vor allem Ruhe ins Schiff! Also hoch mit dem Ding. Er blähte sich und bäumte sich, fiel in sich zusammen, sprang wieder von einem Kanonenschlag begleitet auseinander, schwankte vor dem Vorstag hin und her und rupfte an der Schot. So hatten wir uns das ja nun nicht vorgestellt. Der Wind ist einfach zu wenig, um den Blister richtig aufzublasen und das Gerolle in der 4m Dünung schleudert in von links nach rechts, so das er überhaupt nicht zum Stehen kommt. Wenn wir so weitermachen, machen wir ihn auch noch kaputt.

 

Nach zwei Stunden halten wir den Stress auf Rigg und Segeltuch nicht mehr aus und bergen den Blister wieder. Damit bleibt nur noch eine Option in dem schwachen Wind: Schmetterlingssegeln mit Groß und ausgebaumter Genua. Aber auch hier rollt das Schiff erbärmlich in der Dünung. Die Segel schlagen wie blöd, so dass jedesmal ein Ruck durchs ganze Schiff geht. Hätte das Wetter nicht so bleiben können, wie die letzten Tage?

 

Jetzt müßen wir eben diesen Schwachwind ertragen. Wie gesagt, das wäre ohne Welle auch kein Problem. Aber mit der Welle...! Wir richten uns dennoch so gut es geht mit den Bedingungen ein, lesen und faulenzen viel und produzieren Bananeneis aus unser reif werdenden Bananenstaude. Wie's schmeckt, werden wir morgen berichten.

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Schlagende Segel

Wir konnten uns nicht vorstellen, wie in der Flaute schlagende Segel die Psyche belasten. Immer wieder haben wir in Seglerbüchern darüber gelesen. Viele belasten die schlagenden Segel so stark, dass sie die Segel lieber gleich ganz bergen und sich treiben lassen. So weit sind wir zwar noch nicht, aber viel fehlt nicht mehr. Aber warum ist das Schlagen so schlimm? Ganz einfach. Es hat eine solche Heftigkeit, dass bei jedem Schlag das gesamte Rigg erzittert und der Rumpf vibriert. Manchmal merken wir sogar, wie sich LA GITANA sprunghaft um ein paar Grad dreht. Die Belastungen auf Segel, Rigg und Rumpf sind so stark, dass wir wirklich um unsere Segel und unser Rigg bangen. Und das macht es so anstrengend. Aus Sorge, dass etwas bricht, achten wir hypersensibel auf die Segel und ziehen schon die Köpfe ein, wenn es nur so aussieht, als wollte wieder ein Segel schlagen. Permanenter Alarmzustand mit einem entsprechend erhöhten Stress ist die Folge. Wir kommen nicht zur Ruhe. Wer hätte denn gedacht, dass wir eher bei 10kn als bei 40kn Wind Angst um unser Rigg bekommen. Aber so ist es nunmal in dieser Jahreszeit: Es ist Mai und sie Segel schlagen (aus)...

 

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Bild des Tages:

Immerhin zwei Stunden lang haben wir es heute mit dem neuen Blister versucht, dann lagen uns die Nerven blank und wir bargen ihn wieder. Aber schön schaut er schon aus, oder?