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Samstag 26. Mai 2007

Segelwerkstatt LA GITANA

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 12

Seit Galapagos gesegelt: 1.630sm

Noch zu segeln: 1.398sm

Etmal: 141sm

 

Nach dem gestrigen Faulenzertag war heute mal wieder Arbeiten angesagt. Wir wollen unbedingt versuchen, das an Michaelas Geburtstag gerissene Passatsegel zu flicken, da wir auf der zweiten Hälfte der Strecke zu den Marquesas vorwiegend Wind direkt von hinten haben werden. Und da LA GITANA bei einem Windeinfallswinkel von mehr als 135° unter Normalbesegelung nicht mehr richtig läuft und auch unter Schmetterling nicht gerade ein Geschwindigkeitsrausch aufkommt, wünschen wir uns sehnlichst die 125qm Tuch des Passatsegels zurück, auch wenn das Setzen wieder mit einer Menge Arbeit auf dem Vorschiff verbunden ist.

 

Eine Untersuchung des Risses, der einmal quer durchs Segel läuft, können wir erst mal aufatmen. Nur auf der Hälfte des Risses ist das Tuch selbst gerissen, die andere Hälfte ist nur die Naht zwischen zwei Bahnen aufgegangen. Das müßte doch zu machen sein. Jetzt fehlt uns nur geeigneter Stoff, um hier einen schönen Flicken draufzusetzen. Nach längerem Hin und Her entscheiden wir uns für einen alten Segelsack als Material, den wir kurzerhand aufschneiden. Volker holt die Nähmaschine raus, näht die Naht neu nach und setzt fachmännisch (so hoffen wir zumindest) den Flicken auf.

 

Eine Schwachstelle verbleibt aber noch. An der Stelle, an der das Tuch am Vorliek ausgerissen ist, können wir nur mit Mühe das Tuch etwas verkürzt wieder einnähen. Hoffentlich hält das. Die Arbeit ging ganz gut von der Hand, da wir heute beim ersten Büchsenlicht gleich den Blister gesetzt hatten, der das Schiff schön stabilisierte, so dass es kaum Schaukelei gab. Ansonsten hätte Volker wahrscheinlich eine Wochenration Cinnarizin, unser Mittel gegen Seekrankheit, zu sich nehmen müssen. So haben wir sogar noch Muße, alle 125qm des Segels nach möglichen aufgelösten Nähten etc. durchzugehen. Wir nähen noch an ein paar Stellen nach und reparieren eine Sollbruchstelle, die wahrscheinlich schon bald den nächsten Segelriss verursacht hätte. Wunderbar, morgen kann das Segel also wieder hoch und dann hoffen wir mal wieder auf höhere Etmale!

 

Ob das mit der höheren Geschwindigkeit allerdings was wird, steht noch in den Sternen. Denn anscheinend sind wir nun so weit nach Süden vorgedrungen, dass wir den günstigen Äquatorialstrom verloren haben, der uns bislang mit ca. 0,5kn voranschob. Urplötzlich müssen wir mit Schrecken feststellen, dass der Strom jetzt gegenan steht. Frustrierend , wenn man beinahe 8kn durchs Wasser läuft und gerademal so 6kn über Grund schafft. Da müssen wir uns morgen auch noch etwas einfallen lassen. Vielleicht sind wir sogar gezwungen, einen kleinen Umweg zu segeln und wieder nach Norden zurückzusegeln, um in günstige Strömung zu kommen. Hoffentlich nicht!

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Gottes Werk und Teufels Beitrag

Strom ist für uns sehr wichtig. Allerdings kommt bei uns der Strom nicht aus der Steckdose, sondern mal von vorne, mal von hinten und ist damit mal gut und mal böse. Strom von hinten ist wie Red Bull. Er verleiht uns Flügel! Scheinbar mühelos erreicht LA GITANA da Geschwindigkeiten von sieben Knoten und mehr. Der gute Strom kann auf einer Segelstrecke wie Galapagos-Marquesas gut und gerne einen Unterschied von drei bis vier Tagen ausmachen. Das sind immerhin 20%!! Der böse Strom von vorne macht einem dagegen das Leben zur Hölle. Ständig schaust Du gebannt erst auf den Speedometer und freust an toller Fahrt durchs Wasser. Der anschliessende kontrollierende Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige des GPS sorgt dagegen für Frustration pur. Du kommst Dir vor wie Sysiphos. Einen Haufen Arbeit und Anstrengung und dann so ein mickriges Resultat. Es ist zum Haare raufen, wenn Dir ein halber bis ein Knoten Geschwindgkeit einfach so geklaut wird. Andersrum nimmt man's dagegen leichtherzig als naturgegebenes Geschenk einfach hin. Und zwar so lange bis einem der Strom urplötzlich auf der Nase steht... Dann ist man sich über den Unterschied zwischen Gut und Böse urplötzlich wieder sehr bewußt! Ohne Schwarz eben kein Weiß, ohne Böse kein Gut, ohne Ying kein Yang, ohne Teufel kein Gott und ohne Strom von vorne eben kein Strom von hinten.

 

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Bild des Tages:

Gut, dass wir die Nähmaschine in Trinidad gekauft haben. Von Hand wäre es doch eine ziemliche Arbeit geworden, unser Passatsegel zu nähen. So schnurt die kleine Brother zügig durch das leichte Tuch und nach einem halben Tag ist der Riss geflickt und alle Schwachstellen sind ausgebessert. Morgen probieren wir es wieder mit dem Passatsegel. Hoffentlich hält es!