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LOGBUCH
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Sonntag 27. Mai 2007

Ein typischer Dreizehnter

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 13

Seit Galapagos gesegelt: 1.770sm

Noch zu segeln: 1.258sm

Etmal: 140sm

 

Den Strom gegenan, der uns bremst, haben wir immer noch. Und heute kamen noch sehr wechselhafte Winde und eine gemeine Welle dazu, an Bord gingen ein paar Sachen schief, so dass wir einen klassischen dreizehnten Tag auf See erleben durften.

 

Der Wind war heute dermassen launisch, dass er uns fast den ganzen Tag mit Segelmanövern auf Trab hielt. Zuerst frischte er zu Beginn der letzten Nacht kräftig auf, so dass wir sicherheitshalber den Besan bargen, um ein wenig sicherer zu segeln, sollten Squalls die Windstärke weiter erhöhen. Aber Squalls kamen natürlich keine, dafür flaute der Wind in der zweiten Nachthälfte soweit ab, dass wir wieder den Besan setzen mußten, um gegen den Strom überhaupt sinnvoll voranzukommen. Am Morgen ging's dann wieder rauf über 20kn. Diesmal liessen wir den Besan aber oben und liefen unter Vollzeug, schließlich ist ja jetzt Tag.

 

Doch keine Stunde war uns vergönnt, da begann der Wind langsam aber stetig und unaufhaltsam auf Ost zu drehen. Auf dem Raumschotskurs, den wir eingeschlagen hatten, liefen wir nun mehr Süd als West. Also mußten wir mal wieder an den Segel zupfen. Zunächst einmal das Groß ins zweite Reff, um die Genua aus dem Windschatten zu bekommen, so dass sie nicht permanent einfällt. Bringt rein gar nichts, außer dass wir langsamer werden. Nach zwei Stunden erklären wir dieses Experiment für beendet und bergen das Groß ganz. Weiter geht's nur unter Genua und Besan. Damit können wir zwar tiefer vor den Wind, aber so richtig läuft's halt nicht mehr. Wiederum zwei Stunden später hat der Wind weiter gedreht, so daß wir nun platt vor den Laken müssen. Jetzt wäre das frisch geflickte Passatsegel klasse. Bei dem momentanen Wind und der kurzen, steilen und hohen Welle (bis 4m) ist aber an einen Vorsegelwechsel derzeit nicht zu denken. Also Besan bergen, Groß setzen und Genua ausbaumen. Immerhin läuft's jetzt bei 20-25kn Wind ganz ordentlich, im Surf bis zu 10kn. Volker ist dennoch von der dauernden Segelwechselei ziemlich genervt. Wir sind hier schließlich auf keiner Regatta, sondern wollen nur gemütlich zu den Marquesas segeln. So kommt Volker natürlich überhaupt nicht zum Lesen.

 

Michaela kämpfte dagegen mit ganz anderem Unbill. Zunächst wurde sie in einer Tour von ihrem Brotteig weggerufen, weil der Skipper mal wieder Segelwechsel für nötig hielt. Als das Brot dann im Ofen war, ging natürlich das Gas aus und wir mußten die Gasflasche wechseln. Im Gasschapp befanden sich nun natürlich nur zwei leere Flaschen und wir mußten die vollen erstmal aus der Backskiste im Heck rauskramen. Und zu allem Überfluß sind die Funkbedingungen derzeit dermassen bescheiden, dass wir ca. vier Stunden gebraucht haben, bis wir endlich die letzten Logbücher per Kurzwelle und Pactor rausgeschickt hatten. Gut, dass die Batterien dank Wellengenerator proppevoll sind.

 

Inzwischen ist es Nacht geworden, der Wind hat sich bei 20-25kn aus Ost stabilisiert, LA GITANA liegt schön ordentlich in der Welle und von oben ergießt der Mond sein Licht wie flüssiges Silber über uns. Ein sehr versöhnlicher Abschluß für einen irgendwie anstrengenden Tag.

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Der Traum vom Passatsegeln

Ahh, wie ist das schön! LA GITANA läuft unter unserem Passatsegel wie auf Schienen gen Westen. Der Passat bläst konstant mit 18kn aus Südost und ein leichter Strom läßt uns förmlich Richtung Marquesas fliegen. Die Wellen haben stark nachgelassen und wir werden von einer langen Dünung sanft durchgeschaukelt. Wir räkeln uns auf unser Liegewiese auf der Achterkajüte in der Sonne und lesen, blinzeln in den Himmel und geniessen kühle Drinks. Wie lange brauchen wir noch bis zu den Marquesas? Nur noch eine Woche?? Ach komm, lass uns einfach weitersegeln, es ist doch so schön auf See zu sein. Volker! Volker! Aufstehen! Wachwechsel!!

 

+ + + +

 

Bild des Tages:

Wenigstens künden die Passatwölkchen am Himmel davon, dass uns der Passat in den nächsten Tagen wohl noch erhalten bleiben wird. Schlimmer als ständiges Segelwechseln ist nämlich immer noch dümpeln in der Flaute...