Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  05/2007  >  >>

Montag 28. Mai 2007

Dem Bösen entronnen

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 14

Seit Galapagos gesegelt: 1.920sm

Noch zu segeln: 1.108sm

Etmal: 150sm

 

Sechsunddreißig Stunden haben wir standhaft dem Bösen widerstanden und sind keinen Millimeter zur Seite gewichen. Nach eineinhalb Tagen Kampf wurde unsere Standhaftigkeit belohnt und wir haben den Gegenstrom von 0,6kn hinter uns gelassen. Nun läuft unsere Lady wieder an die 7kn bei 15kn Wind. Es war aber auch zu frustrierend mit anzusehen, wie die anderen Schiffe um uns herum sehr gut vorankamen, während wir gegen den Strom anbolzten. Dass es dennoch zum Etmal von 150sm gereicht hat, ist den üppigen Squalls zu verdanken, die uns kräftigen Wind bescherten. Jetzt schiebt der Strom wieder mit 0,5kn und die Welt sieht schon wieder viel freundlicher aus.

 

Weil es heute so gut lief und weil die See nach wie vor recht ruppig sowie der Wind recht kräftig ist, verzichten wir erst mal darauf, unser geflicktes Passatsegel heute noch zu setzen. Für heute kommen wir ja ordentlich genug voran. Vielleicht wechseln wir morgen dann das Vorsegel, wenn die Bedingungen ruhiger sind. Heute legen wir lieber mal einen faulen Tag ein. Mal keine Segelmanöver, sondern einfach stur auf der Kurslinie geradeaus weitersegeln.

 

Also haben wir heute Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens. Und wie könnte es anders sein - sie drehen sich mal wieder ums Essen. Der Thunfisch, den wir vor 2 Tagen gefangen hatten, wird in Gläser eingekocht. Mal schauen, ob wir schon bald unseren eigenen, delphin-schonend gefangenen Thunfisch aus der Dose verzehren können. Und nach dem Riesenerfolg mit dem Bananeneis muß Volker heute unbedingt auch noch Schokoladeneis herstellen. Michaela backt derweil ein Brot. So kann man seinen Segeltag auch rumkriegen.

 

Es bleibt aber noch genügend Zeit zum Lesen und Entspannen. Michaela hat da gerade den Turbo eingeschaltet und vernichtet alle zwei Tage ein Buch. Volker hängt dagegen über einem Riesenschmöker über die Antarktis-Expedition von Scott fest. Eine schöne Einstimmung auf Patagonien, auch wenn wir gerne drauf verzichten können, drei Winter unfreiwillig im Packeis zu verbringen. So angenehm klingt das nicht. Faszinierend ist es aber alle mal, welche Strapazen und Qualen Menschen zu ertragen in der Lage sind, wenn sie nur wollen oder müssen. Da ist unser gegen-den-Strom-Gefahre echt Peanuts dagegen...

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Berge des Meeres

Wer mal zwei oder mehr Wochen auf hoher See verbringt, hat sehr viel Muse, die Topographie der Meersoberfläche zu studieren. Sie ist unsere Landschaft, die uns umgibt. Und keine Bäume oder Sträucher beinträchtigen den Blick auf die vielgestaltige Erscheinungsformen der oberflächlichen Wassermoleküle. Faszinierend, zu welchen Formationen sie sich verbinden und schnell auch wieder trennen. Das Spektrum beginnt bei der sanft ondulierten Hügellandschaft der Südpazifischen Dünung in der Flaute. Irgendwann erscheinen dann feine Kräuselungen auf der Wasseroberfläche, die an akkurat angelegte Reisterassen in Asien erinnern. Die Hügellandschaft geht über in eine erodierte Berglandschaft, in der nur der eine oder andere kantige Zacken rausschaut. Mit wachsender Windstärke fangen die Berge an, alpinen Charakter zu entwickeln. Die Wände werden steiler und schroffer und auf den Spitzen breitet sich Gischt aus, die wie Schneehauben aussieht. Noch wirkt die Landschaft lieblich, doch in der nächsten Stufe reizen bereits Steilwände, die jeden Freikletterer faszinieren würden. Von den Bergspitzen weht der Schnee ins Tal und legt sich in langen Schneeverwehungen auf die Bergrücken. Die Gipfel sind nun schon so hoch, dass der Anstieg merklich beschwerlich wird und der Blick ins Tal einen schwindeln läßt. Hier bei ungefähr Windstärke sieben enden zum Glück unsere persönlichen Impressionen und alles was darüber hinaus kommt, ist Stoff für unruhig durchschlafene Nächte, in denen uns Alpträume von schweren Stürmen ins Schwitzen bringen. Mögen wir sie nie erleben, die Träume sind beeindruckend genug...

 

+ + + +

 

Bild des Tages:

In einem der Squalls erspähen wir heute den Regenbogen. Er ist für uns ein gutes Omen, denn an seinem Fuß verwandelt sich der Gegen- in einen Schiebstrom!