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Dienstag 29. Mai 2007

Weitere Aussichten: Schwach windig

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 15

Seit Galapagos gesegelt: 2.066sm

Noch zu segeln: 962sm

Etmal: 146sm

 

Die Tausender-Marke ist geknackt! Heute in der Nacht war es so weit. Es ist ein erhebendes Gefühl, jetzt nur noch eine dreistellige Meilenzahl bis Fatu Hiva zu haben. Nun purzeln die Meilen noch schneller und so langsam freuen wir uns schon auf ankommen. Wir beginnen sogar schon auszurechnen, um welche Uhrzeit wir wohl ankommen werden, denn eine Nachtansteuerung der unbefeuerten Baie des Vierges auf Fatu Hiva würden wir gerne vermeiden. Obwohl, vielleicht sollten wir in der Funkrunde heute abend mal fragen, ob das machbar ist.

 

Passend zu den nur dreistelligen Seemeilen to go, gönnt sich der Wind heute eine schöpferische Pause. In der Früh ist es so ruhig, dass wir endlich den reparierten Booster wieder an die Rollanlage setzen können. Das ganze Prozedere, inklusive Bergung und Zusammenlegen der Genua dauert gut zweieinhalb Stunden und danach benötigen wir zunächst mal eine Dusche. Gut, dass wir das Segel genäht haben, denn der Wind bleibt heute mit 10-15kn aus Ost sehr schwach. Und auch die Aussichten für die nächsten Tage sind nicht besser. Im Gegenteil, es soll noch weniger Wind geben. Na dann hoffen wir mal, dass das Passatsegel jetzt bis zu den Marquesas hält, denn bei diesen Bedingungen sind die 125qm Tuch schon von Vorteil. So kommen wir zufriedenstellend, wenn auch nicht gerade berauschend voran. 5 bis 6kn über Grund laufen wir. Mehr leider nicht, da uns heute schon wieder ein Strom auf die Nase steht. Wer hat denn behauptet, dass man auf dieser Strecke mit günstigem Strom von 0,5 bis 1,5kn rechnen könne?

 

Abgesehen von dem erhöhten Aktivitätsgrad zum Segelwechsel lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen, sondern geniessen, dass LA GITANA sehr sehr ruhig in der deutlich nachlassenden Welle liegt. Entspannen ist angesagt. Was soll man auch sonst tun, wenn der Tiefkühler mit Fisch voll ist und an Bord nichts kaputt ist? Ach doch: Etwas war kaputt! Durch die elendige Segelschlagerei in den letzten Wochen hatten sich die Poppnieten, die das Profilvorstag mit der Rollanlage verbinden, abgeschert. Von ehemals 10 dicken, fetten Nieten waren nur noch zwei an Ort und Stelle und die sahen auch schon ganz ramponiert aus. Auch jetzt zahlt sich wieder aus, dass wir uns noch eine große Nietzange gekauft hatten und Volker bereits in Curacao die gesamten Bestände an 6mm Poppnieten aufgekauft hatte. Die Dinger sind nämlich nicht so einfach aufzutreiben. Keine fünf Minuten Arbeit und wir können wieder sicher sein, dass wir unser Vorsegel auch bei viel Wind reffen können.

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Der Gesang der Sirenen

Volker hat es ganz schwer erwischt. Michaela geht es noch ein wenig besser, aber sie hört ihn auch - den Gesang der Sirenen. Seit Tagen schon hat Volker permament sülzige, elysische a capella Gesänge im Ohr. Meistens handelt es sich um Klassiker, die große Gefühle anregen. "Freude schöner Götterfunken" oder "O du fröhliche" sind die meistgespielten Stücke. Und das ganze wird sehr getragen vorgetragen, als ob ein Kirchenchor einer amerikanischen Fernsehkirche besonderes Pathos verbreiten möchte. Die Stimmen klingen androgyn, es könnten Tenöre aber auch Sopranisten und Altisten sein. Wahrscheinlich ist es ein gemischter Chor. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die singenden Sirenen in wallenden weißen Gewänder dastehen und sich langsam wie in Trance zum Takt der Musik wiegen. Ich glaube, ich schnappe jetzt bald über. Hier ist weit und breit kein Mensch! Wahrscheinlich ist es doch bloß die mitlaufende Antriebswelle, die das singende Geräusch entwickelt, welches mein Hirn wiederum in Musikfetzen verwandelt. Kann ich denn nicht bitte auch bloß eine mitlaufende Antriebswelle hören als 24 Stunden am Tag die immer wieder gleichen Ausschnitte aus "Freude schöner Götterfunken" oder "O du fröhliche"?!? Das ist wirklich zum wahnsinnig werden! Pazifische Musikfolter...

 

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Bild des Tages:

In herrlichsten Passatbedingungen ziehen wir unter Schmetterlingsbesegelung gemächlich aber beständig Richtung Marquesas