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Mittwoch 30. Mai 2007

So ein Pech

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 16

Seit Galapagos gesegelt: 2.207sm

Noch zu segeln: 822sm

Etmal: 141sm

 

Wie unterschiedlich ist diese lange Pazifikstrecke doch im Vergleich zu unserer Atlantiküberquerung. Auf dem Atlantik hatten wir drei Wochen lang konstanten, starken Passat von 20 bis 35kn, permanent bedeckten Himmel, nie Sonne. Dafür ist aber auch nichts, rein gar nichts zu Bruch gegangen. Der Stille Ozean beschert uns dagegen tolles Wetter mit Sonne, Passatwölkchen und Passatwinden im normalen Bereich von 10 bis 20kn. Als Gegenleistung müssen wir dafür ein paar weniger angenehme Überraschungen in Kauf nehmen.

 

Zuerst und am erschreckendsten die Kollision mit dem Wal, dann die durch die hohe Belastung abgescherten Poppnieten an der Rollanlage und jetzt noch das Fiasko mit unserem Passatsegel. Keine 24 Stunden hat es gehalten! Kurz nach Sonnenaufgang tut es einen mordsmäßigen Knall. Wir blicken entgeistert nach oben. Was war denn das? Und da sehen wir das Malheur auch schon. Die in Kolumbien reparierte Naht ist wieder aufgerissen! Das war's dann wohl mit diesem Segel, das können wir jetzt wirklich in die ewigen Jagdgründe verabschieden. Nochmal flicken und wieder hochziehen wollen wir es jedenfalls nicht mehr. Dazu ist der Segelwechsel viel zu anstrengend. Und jetzt haben wir überhaupt kein Vertrauen mehr in dieses tolle Stück. Es kann ja jederzeit wieder an einer anderen Stelle reissen. Eigentlich ein Wunder, dass es uns ohne Probleme über den ganzen Atlantik gezogen hat.

 

Also finden heute erneut die Pazifischen Meisterschaften im Kunstturnen auf dem Vorschiff statt. Nur heute haben wir leider nicht die Möglichkeit zu warten, bis wenig Wind ist. Das Passatsegel muß schnellst möglich runter und die Genua wieder rauf. So kriegen wir heute eben mal eine kräftige Salzwasserdusche ab, da es mit 20kn aus Ostsüdost bläst. Aber was heißt hier eigentlich EINE Salzwasserdusche?

 

Mitten in der Nacht, es ist gerade Wachwechsel und der Wind hat weiter auf 25 bis 30kn zugelegt, steigt plötzlich eine Welle ins Cockpit ein! Sie ergießt sich den Niedergang hinunter und schwappt auch durch die zur Durchlüftung geöffneten Seitenluken. So schnell war Volker noch nie aus dem Bett als ihn bestimmt 30 Liter frisches Salzwasser im Bett begossen. Schlaftrunken war der erste Gedanke "Wir sind quergeschlagen und sinken!". Als er Michaela neben dem Bett stehen sah, meinte der zweite Gedanke "Jetzt hat sie mich mit einem Eimer Wasser geweckt!!". Dann erst langsam dämmerte uns beiden, was überhaupt los war. Im Salon schwamm das Wasser zentimeterhoch auf den Bodenbrettern rum und das gesamte Bett mit Matratze, Bettzeug und Kissen war auch patschnass. Na super, da haben wir in Fatu Hiva ja eine Menge aufzuwischen, auszuwaschen, auszutrocknen.

 

Nach einer kurzen Stunde haben wir das Schlimmste beseitigt. Allerdings wird das jetzt mal wieder eine kurze Nacht mit wenig Schlaf. So langsam hätten wir auch kein Problem mehr damit langsam anzukommen. Obwohl der Wunsch anzukommen wohl eher eine Funktion der abnehmenden Entfernung zum Ziel ist, als dass es uns hier draussen nicht gefiele. Wenn es eben nur noch einige Hundert Seemeilen zum Ziel sind, dann will man auch nicht mehr weiter segeln. Wären es jetzt noch über 1.000sm dann würden wir überhaupt nicht über den Landfall nachdenken...

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Wasserfarbenmalerei

Haben wir als Kinder nicht auch so gerne mit Wasserfarben rumgespielt? Immer neue Farbtöne aus den bestehenden Schälchen anmischen - und das natürlich am besten aus dem Doppeldeckerkasten. Um uns herum scheint auch jemand gerne mit Wasserfarben zu spielen, so abwechslungsreich ist das Meer um uns herum koloriert. Vielleicht fällt es uns heute besonders auf, da das Meer gerade eine so intensiv ultramarinblaue Färbung aufweist. Man hat das Gefühl, man schaue in einen blauen Brunnenschacht, so klar ist das Wasser. Die Sonne strahlt dazu die Wellen von hinten an, die kurz bevor sie sich brechen, in einem glasklaren Aquamarin durchscheinend werden. Als hätte jemand kleine Edelsteine auf der Wasseroberfläche verstreut. Auf den letzten 2.000 Seemeilen haben wir alle denkbaren Schattierungen von Blautönen im Meer erlebt. Das Spektrum reichte von einem zarten Azurblau bis zu leuchtendem Kobaltblau. Und einen Tag hatte der Wasserfarbenmischer ein wenig mehr Gelb ins Blau gemischt und das Meer leuchtete in einem moosgrünen Ton. In dieser Wasserfarbe tummelten sich hunderte Delphine und wir konnten ganz eindeutig einen algigen Geruch wahrnehmen. Allerdings gibt es auch die Tage, an denen die Wasserfarbe nur aus den Tönen Weiß und Schwarz komponiert wird. Grau und bleiern und völlig undurchsichtig präsentiert sich die Meeresoberfläche dann - als hätte sie jemand mit Alufolie bespannt. Das ist keine Wasserfarbe nach unserem Geschmack, denn üblicherweise kündigt sie Regen oder zumindest Wolken und Wind an. Dann lieber ein Blau - und wenn es nur ein einfaches Indigoblau ist...

 

+ + + +

 

Bild des Tages:

Nach getaner Arbeit auf Vordeck und Kombüse ist Zeit zum Entspannen und Lesen - zumindest für Michaela, denn Volker muß ja photographieren...