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Donnerstag 31. Mai 2007

Wir geben LA GITANA die Sporen!

Unser Standort: Unterwegs von Galapagos zu den Marquesas Inseln - Tag 17

Seit Galapagos gesegelt: 2.372sm

Noch zu segeln: 656sm

Etmal: 166sm

 

Gestern abend kan endlich der lang ersehnte kräftige Wind. Am Horizont zeichnet eine dunkel Wolkenfront eine scharfe Kante in den Himmel. Hinter uns hat sich eine Squall Line aufgebaut, die uns auch schnell einholt. Der Wind geht in kurzer Zeit auf durchschnittlich 23kn hoch, in Böen direkt unter den Squalls haben wir bis 30kn. Ach ist das schön! Lieber 7 Beaufort von achtern als dieses üble Geschaukel und Segelschlagen bei wenig Wind.

 

Unter 15kn Wind ist unsere LA GITANA leider eine echte Schnecke und wir kommen gerade mal so auf 4,5kn bei achterlichem Wind. Zum einen ist das Schiff einfach schwer gebaut, zum anderen haben wir es auch noch recht schwer beladen und schließlich dürften wir inzwischen einen ganzen Teppich Entenmuscheln am Rumpf haben, die uns bestimmt ein bis zwei Knoten Geschwindigkeit kosten. Zwischen 15kn und 20kn geht LA GITANA aber in einen lockeren und flotten Trab über. Unsere Geschwindigkeit geht auf sechs bis sieben Knoten und das ist schon mal ganz gut. So richtig geht die Post aber ab, wenn wir über 20kn Wind kriegen. Dann können wir selbst bestimmen, wie schnell wir fahren wollen: sechs bis sieben Knoten oder acht bis zehn, wenn wir's laufen lassen.

 

Und die letzten 24 Stunden haben wir es mal richtig laufen lassen. Das Groß voll und die Genua nur leicht gerefft in Schmetterlingsstellung schossen wir durch die Nacht und den heutigen Tag. Um uns herum hat sich eine recht wilde und konfuse See aufgebaut. 4m Wellen sind nichts besonderes mehr und wir fliegen über sie hinweg. Das Speedometer zeigt selten unter 8kn Fahrt durchs Wasser und im Surf machen wir über 10kn! LA GITANA liegt wie ein straff abgestimmter Sportwagen in den Wellen. Nichts klappert, nichts quietscht und kein Segel schlägt. Jetzt ist richtig Dampf drin. So macht Segeln Spaß! Bitte, bitte lieber Wind, bleib uns so noch die letzten Meilen bis Fatu Hiva erhalten.

 

Gisela und Holger von der Gammeldansker wurden von dem kräftigen Wind gestern Nacht überrascht, obwohl wir in der Funkrunde noch darüber gesprochen hatten. Wie wir heute morgen von ihnen hören, konnten sie die Genua nicht mehr bergen und auch kein Reff ins Groß binden und flogen also unter Vollzeug die ganze Nacht dahin. Und das bei Böen bis 35kn! Da hatten die beiden sehr viel Glück, dass es heute Nacht keinen Bruch gab. Nach Sonnenaufgang bargen sie schließlich die Genua und fuhren heute auch den ganzen Tag nur noch unter Großsegel, um sich von der anstrengenden Nacht zu erholen. Das können wir uns gut vorstellen...

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Vollmond im Pazifik

Das ist es, wovon ich seit Jahren geträumt habe! Und jetzt bin ich hier und erlebe es tatsächlich selbst. Ich kann es gar nicht glauben. Wie oft habe ich mir vor meinem inneren Auge ausgemalt, wie es ist, in einer sanften Brise unter Segeln und bei Vollmond durch den Pazifik zu segeln. Ich muß mich heute Nacht mehrfach zwicken, um mich davon zu überzeugen, dass das heute kein Traum ist, sondern dass ich tatsächlich hier bin. Der Vollmond steht über LA GITANA und übergießt alles mit seinem flüssigen Silber. Er ist so hell, dass man ein Buch im Cockpit im Mondschein lesen kann. Die Luft ist lau und angenehm, Kleider sind nicht nötig, nur mit der Brise hapert's ein wenig. Egal! Wir haben Zeit! Ist doch egal, ob wir ein oder zwei Tage früher oder später ankommen. Dazu sind die Momente hier auf See einfach zu schön. Beim Abendessen erinnern wir uns gegenseitig nochmals, wie glücklich wir doch sind, dass wir das erleben dürfen, wie froh wir sind, dass wir die Kraft und den Mut hatten, unseren Traum in die Tat umzusetzen! Denn auch bei uns hält natürlich der Alltag an Bord Einzug und wir vergessen manchmal nur allzu leicht, dass wir hier etwas Besonderes erfahren. Das ist aber auch kein Wunder, denn alle Leute um uns herum machen ja das Gleiche wie wir. Hier im Pazifik mit einer Segelyacht rumzuschippern, das ist doch das normalste der Welt. Wir wollen aber auf keinen Fall vergessen, dass wir von diesen Momenten einmal träumten, denn Träume sind die Basis für große Herausforderungen. Danke lieber Mond, dass Du uns die Nacht wie erträumt erhellst und uns den Weg weist!

 

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Bild des Tages:

Gestern Abend kamen kurz vor Sonnenuntergang die ersten Squalls auf, die uns durch die Nacht und den heutigen Tag bliesen. War das ein herrliches Segeln, von dem Starkwind könnten wir gerne noch vier weitere Tage haben. Aber wie's so ist, nach 24 Stunden ist der Wind wieder fast weg...