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Montag 12. Mai 2008

Erwischt!

Unser Standort: Vor Anker im Kanton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati

 

Volker möchte am liebsten Mann in Kiribati werden. Noch besser, hier auf Kanton. Denn seiner Meinung nach, haben die Männer hier ein feines Leben und müssen wenig arbeiten. Fischen ist für Volker ja keine Arbeit und das bisschen Toddy schneiden morgens und abends oder mal ein paar Kokosnüsse vom Baum holen - das schafft Mann gerade noch. Ansonsten lässt Mann sich ganz schön bedienen. Nicht unbedingt von den Frauen. In Kiribati hat man keine Kinder, sondern Hilfskräfte. Wenn man einen Tee möchte, etwas gebracht haben möchte oder etwas für den I-Matang benötigt, ruft man nach der Tochter, dem Sohn, dem Enkelkind. Ab einem gewissen Alter müssen die Kinder hier wirklich viel mitarbeiten. Ob es die Bearbeitung der Pandanusblätter für's Mattenflechten ist, Kochen, aufräumen, fegen, Fische fangen - ganz gleich, die Kinder haben ihre eigenen Aufgaben, die sie tagsüber erledigen müssen. Vor allem gebietet es der Respekt vor den Älteren, dass man für sie da ist. Bwete würde nie aufstehen und sich einen Tee machen. Dies erledigt immer einer der jüngeren, bis runter zu den Kindern eben. Der Respekt vor dem Alter ist enorm wichtig und lange Tradidition. Und das nicht nur in Kiribati.

 

Wenn Riino seinen Vorgarten aufgeräumt haben möchte, ruft er einfach Tekarerai und Mwanuia im Nachbargarten und bittet sie, nach dem ihren auch seinen Garten zu säubern. Auch wenn es Tekarerai gar nicht gefällt, muss sie es tun, denn das gebietet der Respekt. Mwanuia & Tekarerai haben Pech, dass Riino keine eigenen Kinder hat, die das für ihn erledigen können. Apropos Riino. Lügen haben kurze Beine! Auch in Kiribati. Und Riinos haben besonders kurze... Das Tsunamicenter in Hawai hat ihn mit sehr unangenehmen Fragen per Email konfrontiert, als sie merkten, dass die Batterien in der Tsunamistation auf Kanton leer sind. Die Station ist mit 2x4 großen, sehr leistungsfähigen Batterien ausgestattet, die von Solarpanelen auf dem Dach gespeist werden. 4 Batterien sind ausreichend, um die Station einsatzfähig zu halten. Die anderen 4 Batterien sind die Sicherheitsreserve. Riino hat es also tatsächlich durch die exzessive Nutzung des Laptops geschafft, die Batterien komplett zu leeren. Oh, Oh!!!

 

Als er gefragt wurde, wie dies passieren kann, fiel dem Wettermann nichts besseres ein als zu erzählen, dass es auf Kanton 2 Wochen lang geregnet hätte. Wahrscheinlich weiss Riino nicht, dass es auf Hawai auch Wetterberichte gibt und man sehr genau weiss, wie das Wetter auf Kanton ist. Als man ihn bat, sich etwas Besseres einfallen zu lassen. Also versuchte er es mit einer neuen Ausrede. Durch den vielen Regen auf Kanton sei das Dach der Station undicht geworden und er musste die 8 schweren LKW-Batterien umräumen. Dabei hätte sich ein Kabel gelöst, das er wohl nicht bemerkt hatte und erst jetzt wieder festgemacht hat. Mit dieser Antwort gab sich Hawai zufrieden, gaben Riino jedoch die Anweisung, nie wieder etwas in der Tsunami-Station zu verändern oder umzuräumen. Er hätte sie lediglich zu informieren. Glück gehabt Riino! Riino ist dann ziemlich eingeschüchtert mit Sack und Pack wieder nach Hause gezogen und muss wohl von nun an seinen eigenen DVD-Player und seine eigenen Batterien benutzen. Jetzt gibt es keine Computerspiele mehr und keine 5 Videos am Abend mehr - und Tabwaru kann wieder in der Kirche für Riino beten.

 

Bild des Tages:

Ausser Riino wohnt derzeit niemand mehr im Dorf. Alle Familien sind seid heute in ihre Hütten am Wharf gezogen um auf die Ankunft der "Nei Matangere" sowie dem Schiff aus Samoa zu warten. Holidays auf Kiribati!