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Freitag 16. Mai 2008

Unter Strom

Unser Standort: Vor Anker im Canton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati

 

Um 09:00 Uhr schalten wir das Funkgerät an. Wir wollen auf der 6.215 kHz versuchen mit der Nei Matangere, dem Versorgungsschiff aus Tarawa zu sprechen. Jawohl, es ist wieder so weit. Die Matangere ist schon seit einer knappen Woche unterwegs und müsste demnächst ankommen. Jedermann auf Canton wartet schon ganz gespannt. Und tatsächlich hören wir, wie die Nei Matangere bei Radio Tarawa eincheckt. "Position west-north-west Canton, ETA moning abong ningabong." Aha, wenn man jetzt nur noch wüsste, was das heißt… Kiribati-Sprache schwere Sprache! Auf unseren Anruf antwortet leider keiner und so werden wir wohl unsere cantonesischen Freunde fragen müssen, was das heißt..

 

Donna und Brandon grinsen sich einen ab, als Volker ihnen den vermutlich verstandenen Satz vorsagt. Aber so schlecht war's wohl gar nicht, immerhin können die zwei mit dem Satz etwas anfangen. Morgen früh soll die Matangere in Canton ankommen. Damit haben wir heute Zeit, uns um das neueste Soregnkind auf Canton zu kümmern. Paenius kleiner Yamaha-Generator will nicht mehr so recht und Owen hatte ihn zwar bereits bei sich zu Hause, hat aber keine Lust oder Zeit, ihn gleich zu reparieren. Da muß wohl das THW noch mal ausrücken.

 

Gemeinsam mit Paeniu zerlegt Volker den Generator erneut in seine Einzelteile. Vermutete Ursache für den Stillstand: nach wie vor Dreck im Tank und Filter und damit ein verstopfter Vergaser. Alles wird akribisch gereinigt doch der Schreck ist groß, als wir alles wieder zusammengebaut haben. Überhaupt kein Widerstand beim Anziehen und so ein komisches Pfeifen!

 

Aha, da ist wohl die Zündkerze nicht richtig reingeschraubt. Und fehlt da nicht eine Schraube an der Motorverkleidung? Wir schauen uns das genau an und Volker fällt beinahe der Schraubenzieher aus der Hand. Da hat Owen doch tatsächlich am Generator gearbeitet. Allerdings nicht so besonders erfolgreich. Er hat nämlich den Zylinderkopf abgenommen und dabei alle Schrauben abgedreht, die den Zylinderkopf in Position halten. Das gibt's doch gar nicht. Jetzt wird auch klar, warum er zu Paeniu meinte, dass er den Generator erst fertig machen wird, wenn die Matangere wieder weg ist. Für Canton-Verhältnisse hat er hier einen Totalschaden verursacht. So eine Scheiße. Wo sollen wir denn hier solche langen Schrauben auftreiben??

 

Wir suchen hin und her und überlegen alle Möglichkeiten und schließlich hat Michaela die zündende Idee: Wir haben doch noch eine M6 Gewindestange an Bord. Das müsste doch die passende Größe sein. Und tatsächlich passt die Stange und ist gerade lange genug, dass wir daraus vier Schrauben herstellen können. Super, wir können den Generator wieder reparieren! Doch zu früh gefreut. Beim Zusammensetzen des Motors zerbröselt einer der beiden Kolbenringe. Und jetzt? Hierfür gibt es keinen Ersatz. Einfach weiter zusammenschrauben und darauf hoffen, dass der Generator auch mit einem Kolbenring läuft.

 

Paeniu hält die Luft an und ringt mit den Händen als Volker endlich zur Anlasserschnur greift. Einmal, zweimal, dreimal zieht er an. Viermal und brruuummmm schnurrt der Generator wieder wie ein Kätzchen. Paeniu ist überglücklich und fällt uns beinahe um den Hals, doch wir sind nicht so euphorisch. Wie lange wird der kleine Stromerzeuger wohl mit dem zerbrochenen Kolbenring laufen? Aber ihn hier auf Canton nicht zu nutzen und 6 Monate auf ein Ersatzteil zu warten, das sehr wahrscheinlich ohnehin nie ankommt, ist eben keine Alternative. Paeniu wird also gar nicht drüber nachdenken. Jetzt läuft der Generator wieder. Das ist eine deutliche Verbesserung zu gestern und über den Rest wird er sich Gedanken machen, wenn der Generator wieder stehen bleibt…

 

Bild des Tages:

Noch schaut Paeniu ob des nicht funktionierenden Gnerators recht kritisch rein, doch bald wird ein Laecheln ueber sein Gesicht huschen...