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Montag 04. Mai 2015

Cruising Alltag

Unser Standort: Vor Anker und mit Landleine fest neben einem erkalteten Lavastrom im Osten von Pulau Ruang, Indonesien

 

Nach dem entspannten Feiern gestern holt uns heute der Cruising Alltag wieder ein. Wobei, was heißt heute? Eigentlich ging es ja schon gestern Nacht los. Wir wollten gerade zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, da leuchtete nördlich von uns plötzlich ein heftiges Feuer auf der Insel auf. Zunächst dachten wir uns nichts dabei, da werden halt ein paar Fischer ein Lagerfeuer machen. Allerdings wurde in kurzer Zeit der Lichterschein immer heller und immer ausgedehnter. Schon bald konnten wir hohe Flammen aus dem Busch schlagen sehen und das Knistern und Lodern der Flammen von Bord aus hören. Das ist ein Buschbrand. Und zwar ein ziemlich großer! Und das keine dreihundert Meter von LA GITANA entfernt!!

 

Das wäre sicher alles kein Problem, wenn wir in ausreichendem Abstand zum Ufer geankert hätten. Aber unser Heck liegt gerade einmal fünfzig Meter von der nächsten brennbaren Vegetation entfernt. Und daran ist auch noch unsere Landleine befestigt. Nicht gut. Gar nicht gut. Vor allem da der Wind, der um die Insel weht, die Feuersbrunst heftig anfächelt.

 

Die Feuerwalze im Unterholz beunruhigt uns so stark, dass wir Volker mit dem Dinghi zur Lageanalyse losschicken. Als er zurückkommt gibt es eine Teilentwarnung. Von nahem sieht das Buschfeuer nicht ganz so dramatisch aus und breitet sich auch nicht so rasant aus, wie es zunächst erschien. Gut. Wir definieren eine Palme als Sicherheitsgrenze: wenn diese in Flammen aufgeht ist es an der Zeit die Landleine zu lösen und Anker auf zu gehen. Bis Mitternacht kontrollieren wir alle 10 Minuten, ob die Palme noch als schwarze Silhoutte vor der Feuersbrunst oder schon als lodernde Fackel zu sehen ist. Da der Wind nachgelassen hat, bleibt die Palme zum Glück Palme und wir können uns einigermassen beruhigt ins Bett hauen.

 

Am Morgen kommt dann der Wolkenbruch, den wir gestern Abend sehnlichst herbeigebetet haben. Es scheint als gehe die Welt unter, so schwarz sind die Wolken, aus denen es ausgiebigst schüttet. Damit sind wir erst einmal an Bord gefangen, da es bei dem ganzen Süßwasser, welches oben auf dem Meer schwimmt, keinen Sinn macht zu schnorcheln. Das Süß- und Salzwasser vermischen sich und bilden aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichte Schlieren, durch die man fast nichts erkennen kann.

 

Als der Regen um die Mittagszeit schließlich etwas nachlässt, geht der Wurm, der heute im Tag drin ist, gerade so weiter. Wir rödeln uns auf und tauchen ab. Doch kaum auf der Zieltiefe angekommen, versucht Volker eine Muräne, die gerade geputzt wird, und einen Skorpionfisch, der faul auf einem Stein rumliegt, zu fotografieren. Doch die Kamera weigert sich scharf zu stellen. Was ist denn das nun wieder?!

 

Wir tauchen auf, um nach dem Rechten zu sehen. Und als wir die Canon EOS 550D aus dem Unterwassergehäuse befreit haben, ist schnell klar, dass das Objektiv den Geist aufgegeben hat. Mann, was für ein Mist. So langsam wird der Skipper wirklich sauer. Seit über 30 Jahren ist er eingefleischter und überzeugter Canon-Kunde. Doch jetzt reicht es so langsam. Während die älteren Analog-Kameras und Objektive klaglos über viele viele Jahre funktionierten, geht der neue Digitalscheiss mit einer Frequenz kaputt, die kaum nachzuvollziehen ist.

 

In den letzten paar Jahren gingen an Canon Produkten kaputt: ein EOS 20D Body, die Akkus einer Ixus, eine G12, ein sündhaft teures L Objektiv, jetzt dieses (zum Glück preisgünstige) Zoom-Objektiv, ein weiteres Zoom von Tamron.Es ist wirklich zum Haare raufen. Dabei ist das schlimmste noch nicht einmal, dass die Dinger kaputt gehen. Nein, hier draussen bekommen wir ja auch keinen Ersatz!

 

Ziemlich gefrustet schnappen wir uns die kleine GoPro, um wenigstens irgendwas dabei zu haben, sollten wir was Nettes sehen. Und siehe da, jemand meint es gut mit uns. Denn mit der Fotokamera hätten wir diese Aufnahmen nie hinbekommen, die wir jetzt als Film haben.

 

Im Riff finden wir nämlich zwei Sepien und die sind gerade heftig dabei Nachwuchs zu produzieren. Nach einer kleinen Weile haben sie sich so weit an uns komische Großfische in scharzem Neopren gewöhnt, dass sie uns ganz nah ranlassen. So nah, dass wir zu einmaligen Filmaufnahmen der Kopffüßler kommen, die glatt für Discovery Channel geeignet wären. Objektiv kaputt, dafür einer der geilsten Tauchgänge jemals. Rain and shine, Cruising Alltag eben.

 

Bild des Tages:

Nicht die eierlegende Wollmilchsau, sondern die eierlegende Sepia: Fein säuberlich und ganz vorsichtig bugsiert Madame Sepia mit ihren Fangarmen ein Ei nach dem anderen tief in die Hornkoralle hinein.