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Freitag 08. Mai 2015

Ring of Fire

Unser Standort: Vor Anker vor dem Hauptort Ulu und damit unmittelbar unterhalb des immer noch Lava spickenden Vulkans Karangetang (Api Siau), Pulau Siau, Indonesien

 

Die Inseln zwischen Nordsulawesi und Mindanao in den Philippinen, durch die wir gerade segeln (na gut: motoren), sind sämtlich vulkanischen Ursprungs. Sie sind Spitzen von Schichtvulkanen, die aus einer Meerestiefe von 4.000 Metern bis knapp 2.000 Meter über den Meeresspiegel reichen. Ein paar dieser Vulkane gelten als aktiv, auch wenn sie gerade keine Lava spucken, andere wie der Karangetang oder der Unterwasservulkan bei Mahengetang sind richtig aktiv und spucken Gase und Lava.

 

Die Inselkette ist Teil des Rings of Fire, hier stossen zwei große Erdplatten (ich glaube die pazifische und die asiatische) aufeinander und reiben sich mächtig aneinander. Daher kommt es hier auch immer wieder zu schweren Erdbeben, zuletzt im November 2014 mit einer Stärke von 7,3. Und trotzdem leben hier Menschen. Viele Menschen, extrem viele Menschen sogar. Nach der Einsamkeit von Raja Ampat waren wir reichlich überrascht, dass hier auf jeder Insel große Dörfer stehen. Fast überall, wo die Landschaft nicht zu steil ist, haben sich Menschen angesiedelt. Nerven muss man haben, in einer geologisch so spannungsgeladenen Zone zu leben.

 

Die große Zahl der Menschen bringt eine recht ordentliche Infrastruktur mit mehrfach täglichen Schnellfährenverbindungen, Elektrizität rund um die Uhr, Mobilfunk und schnelles Internet mit sich. Schattenseiten gibt es aber auch. Denn die Menschen müssen sich ja von etwas ernähren. Und das ist vor allem Fisch. Kein Wunder also, dass man hier keinen Fisch mehr unter Wasser sieht, der größer als 5cm ist. Die Leute machen sich hier noch nicht einmal mehr die Mühe zu speeren. Weder tags noch nachts. Oder sollte man sagen "nicht mehr"?

 

Denn das Speerfischen haben sie garantiert schon hinter sich. Genauso wie wahrscheinlich Dynamit- und Zyanidfischen. Das Resultat ist in jedem Fall so eindeutig wie gespenstisch: Recht gut erhaltene Korallenriffe ohne Fisch. Hier wurde so gründlich alles rausgeholt, dass man sicher sein kann, dass es selbst bei totalem Stopp des Fischens Jahre dauern würde, bis sich wieder eine halbwegs vernünftige Population angesiedelt hätte. Unsere Schnorchelgänge an unserem Ankerplatz sind daher bei weitem nicht so ausgedehnt wie in Raja Ampat. Eineinhalb Stunden zur Abkühlung schaffen wir dennoch.

 

Zurück an Bord werden wir dann gewaltig von einem langen Nordostschwell durchgerollt, der sich hinter uns in hohen Brechern auf den Strand ergiest. Es scheint, Taifun Noul schickt uns Liebesgrüße aus den Philippinen. Da sich inzwischen auch unser Hausvulkan Karangetang wieder ein wenig beruhigt hat und die Batterien ohnehin geladen werden müssen, verlegen wir uns zurück nach Ulu in der Hoffnung, dass dort der Schwell ein wenig besser ist. Bis jetzt bleibt es allerdings bei der Hoffnung, denn es gerade Gezeitenwechsel und die starke Strömung macht die Wellen noch konfuser. Ganz ehrlich, nicht nur wegen der Vulkane und Erdbeben ist das Archipel hier grenzwertig. Zum Ankern ist es einfach auch Sch...

 

Bild des Tages:

Aber mal ganz ehrlich: es ist schon ein großes Geschenk, am Nachthimmel glühende Lava sehe zu dürfen. Wir fühlen uns jedenfalls ganz klein und unbedeutend im Angesicht dieser Macht der Natur.