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Sonntag 17. Mai 2015

Strecke machen

Unser Standort: Vor Anker vor einem kleinen Sandstrand im Westen der Pulau Kemboling, Indonesien

 

Nach einer halbwegs schwellfreien Nacht, geht es heute tatsächlich um 05:00 Uhr Anker auf. Bis zur Pulau Kawio sind es 45 Seemeilen und wir wissen nicht mit welcher Stärke uns der Strom auf die Nase stehen wird. Außerdem wollen wir auf dem Weg dorthin bei der Pulau Kawalusu nach einem potentiellen Ankerplatz suchen.

 

Fröhlich tuckert unser inzwischen sehr bewährter und äußerst sparsamer Perkins Sabre vor sich hin. Mit nur 1.400 Umdrehungen auf der Welle schiebt uns der 85PS Turbolader mit immerhin 6 Knoten durchs Wasser. Dass er sich dabei nur 2 Liter Diesel pro Stunde aus dem Tank genehmigt, macht es für uns überhaupt erst möglich, diese langen Strecken zu motoren. So wie es aussieht werden wir wohl bis Davao keinen Wind bekommen und dann beinahe 1.000 Seemeilen seit Sorong motort haben. Zwar sind immer die Segel oben, um ein klein wenig zusätzlichen Vortrieb zu bekommen, aber eine Segelreise ist das gerade nicht. Wahrscheinlich würden wir inzwischen aber ohnehin einen Herzinfarkt bekommen, wenn wir 20 Knoten Wind hätten. So verweichlicht man unter Motor.

 

Auch bei Pulau Kawalusu finden wir wieder das ubiquitäre, mächtige, aus Beton gegossene Pier. Außerdem sind die Häuser des kleinen, vielleicht zwanzig Häuser zählenden Dorfes wie auf allen anderen Inseln mit einem soliden Schutzwall gegen Überflutungen geschützt. Ich muss mich wirklich wiederholen: ziemlich beeindruckend welche Infrastruktur die indonesische Regierung selbst auf den entlegensten Inseln hingestellt hat. Dazu zählen auch Handyempfang sowie große Flächen mit Solarpaneelen und vier Windgeneratoren, die eine Wassermachserstation betreiben.

 

Was wir leider nicht finden ist ein ruhiger Ankerplatz. Zwar wäre es von der Tiefe her hier besser gegangen als gestern noch in Lipang. Dafür laufen hier die Wellen um die Insel, dass es garantiert keine ruhige Nacht vor Anker würde. Also lieber weiter nach Kawio.

 

Leider stellen wir dabei fest, dass je weiter wir nach Norden kommen, uns der Strom immer stärker auf die Nase steht. Auch schiebt er die lange Pazifikdünung so in sich zusammen, dass die See recht unangenehm wird. Es wird also halbwegs knapp noch bei ausreichend Tageslicht in Kawio anzukommen. Daher dürfen wir uns auch nicht lange mit den kleinen Walen die Zeit vertreiben, die an unserer Strecke in einer großen Herde Pause machen. Immerhin kommen als Entschädigung ein paar Delphine vorbei und spielen in unserer Bugwelle.

 

Die Doppelinsel Kawio-Kemboling, die durch ein trockenfallendes Riff verbunden sind, hat dann eine gute und eine schlechte Überraschung für uns parat. Zum ersten Mal seit wir wissen schon gar nicht mehr wann finden wir zahllose Ankermöglichkeiten in flachem Wasser über schönen weissen Sandflächen. Das Dumme ist nur, dass es um die Inseln so stark strömt, dass selbst in Lee ein Mörderschwell steht und sich als tosende Brandung auf dem kleinen Sandstrand bricht. Die Nacht werden wir dennoch hier verbringen. Und vielleicht wird der Schwell ja nicht ganz so schlimm. Das wäre schön, denn das kurze Schnorcheln von Bord aus kurz vor Sonnenuntergang zeigte uns bei klarster Sicht schöne Korallen und einigermassen viel Fisch. Da würden wir auch morgen gerne noch hierbleiben und ein wenig exploren...

 

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