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Montag 18. Mai 2015

Bergauf!

Unser Standort: Vor Anker in einem fjordähnlichen Einschnitt auf Sarangani, Philippinen

 

Die Nacht war zum Vergessen, denn es war natürlich nicht ruhig. Kaum war die Sonne weg und das bisschen Wind eingeschlafen, drehte sich LA GITANA quer zur Welle und wir sangen fröhliche Schunkellieder als wir die Leebretter an die Kojen steckten. Breiten wir lieber den Mantel des Schweigens über diese Nacht.

 

Ist aber alles halb so schlimm, denn sie war ohnehin kurz. Fünf Uhr in der Früh ging es nämlich schon wieder weiter auf die 52-Seemeilen-Etappe, die uns zurück nach Sarangani, zurück in die Philippinen bringen soll. Was der Wind machte, brauche ich wohl nicht mehr gesondert erwähnen. Das ist schlecht, denn wieder läuft der Motor. Andererseits ist es gut, denn es war ja unsere Strategie die Rückfahrt in die Philippinen erst anzutreten, wenn der Nordostpassat eingeschlafen ist. Gar nicht auszumalen, wie die Strecke gewesen wäre, wenn der uns noch in voller Blüte mit 20 Knoten genau auf die Nase gestanden hätte.

 

Es geht so schon langsam genug voran, da mit jeder Seemeile nach Norden der Strom gegenan immer mehr zunimmt. Es ist als segelten wir einen Berg hinauf, der immer steiler wird. Teilweise sehen wir nur noch 3,5 oder 3,6 Knoten auf dem GPS. Das ist zu wenig, das reicht nicht, um noch im Hellen auf Sarangani anzukommen. Aber wir haben zur Not ja noch den Ausweichankerplatz auf der Nachbarinsel Balut. Dort waren wir schon im Januar und haben daher einen Track, so dass wir zur Not auch in schwärzester Nacht einlaufen könnten. Besser wäre aber, wir schaffen es vor Sonnenuntergang, denn der Ankerplatz war reichlich schwellig.

 

Hier um die Südspitze von Mindanao herum herrscht reichlicher Frachterverkehr. Gespannt verfolgen wir die Unterhaltungen zwischen der Coast Guard, die jedes Schiff anpreit, welches hier ums Kap fährt. In absolut radebrechendem Englisch wird nach woher, wohin, welche Fracht, ETA am Zielort, Anzahl Crew und Nationalität oder dem Namen des Kapitäns gefragt. Genauso radebrechend antworten die Besatzungen der Frachter und es geht oftmals hin und her bis sich die beiden Stationen verständigt haben. Wir machen uns einen Spass daraus, am Akzent zu versuchen zu erkennen, woher die Crews kommen. China, Philippinen, Tuvalu (!), Kiribati (!! Mauri mauri!!!), Rumänien, Ukraine. Besonder lustig ist es jedesmal, wenn es um den Namen des Käptns geht. Tsching Zao Wing von einem Chinesen ausgesprochen und von einem Philippino wiederholt - beste Realsatire.

 

Während wir so lauschen geht aus heiterem Himmel der AIS Alarm an und drei Seemeilen vor uns erscheint auf dem Display ein Schiff. Wie jetzt?! Wo kommt der denn so plötzlich daher?!?!

 

Ein erneuter Rundumblick bringt des Rätsels Lösung: da kommt eine Yacht auf uns zu. Ohne Segel unter Motor passiert sie uns in ein paar hundert Metern Entfernung. Wow, die erste Yacht die wir sehen seit wir uns in Yanggefo von Loreleis verabschiedet haben. Wir unterhalten uns ein wenig am Funk. Der Katamaran hat genau dieselbe Runde vor wie wir: von Samal nach Raja Ampat und zurück nach Samal. Ach, da würden wir jetzt gerne tauschen, die anderen aber leider nicht.

 

Inzwischen hat sich tatsächlich auch ein wenig Wind eingestellt und wir fahren endlich wieder mehr als vier Knoten über Grund. Das müsste doch reichen, um unsere anvisierte Anchorage zu erreichen. Volker hat nämlich für Michaelas morgigen Geburtstag einen schönen, tief eingeschnittenen und engen Fjord auf Google Earth ausgekundschaftet. Wenn da das Wasser nicht zu tief ist, sollten wir es schaffen, uns darin zu verkriechen. Da wären wir gut vor Schwell geschützt und hätten hoffentlich auch noch Internet. In Port Patuco, der Anchorage die eigentlich alle Segler auf Sarangani aufsuchen, gibt es das nicht.

 

Und das Schicksal meint es gut mit uns. Als wir uns auf ein paar Seemeilen an Sarangani annähern, kentert der Strom und schiebt uns jetzt richtig kräftig an. So haben wir ausreichend Zeit noch bei Licht den Fjord zu erkunden und einen schönen Platz zum Ankern zu finden. So fällt der Anker schließlich auf 17 Meter und wir können nur 45 Meter Kette stecken, so eng ist es hier drin. Der Grund hält aber super und wir finden uns in einer wunderschönen Umgebung wieder.

 

Bild des Tages:

Der Bug zeigt aus unserem Fjord hinaus Richtung Westen, wo uns bald ein wunderschöner Sonnenuntergang erwartet.