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Mittwoch 20. Mai 2015

Der geheimnisvolle Unterschied zwischen Indonesien und den Philippinen

Unser Standort: Vor Anker in einem fjordähnlichen Einschnitt auf Sarangani, Philippinen

 

Na, wenn das gestern nicht ein rundum gelungener Geburtstag war: Über Email und Facebook kommen zwar langsam, aber in einem steten Strom die Glückwünsche rein. Unser kleiner, enger Fjord ist so gut geschützt, dass wir wie in einem Ententeich liegen - und das in wirklich schöner Natur. Und zum Sundowner schafft es Volker auch nach viereinhalb Monaten ohne Einkaufsmöglichkeit für Spiritousen noch einen vorratsreduzierten Mai Tai zu zaubern. Dann stellt sich der Skipper höchstpersönlich an den Bordgrill (was er als echter Caveman immer macht), schmeisst die Kohle an und bereitet unsere letzten Schweinekotelettes zu, damit wir sie nicht wieder mit zurück nach Davao nehmen müssen. Jetzt herrscht ziemlich gähnende Leere im Tiefkühler. Aber bald gibt es ja wieder Frischzeugs - und das leckere philippinische Schweinefleisch. Wenn sie nichts können die Philippinos, aber Schweinefleisch das können sie. Ob als Crispy Pata (knusprige Schweinshaxe), als Lechon (Spanferkel mit leckerer Kruste) oder einfach als gegrillte Schweinenacken. Lecker!

 

Heute wollen wir einen kleinen Ausflug unternehmen und mit der Gummikuh nach Port Patuco düsen. Dieser L-förmige, tiefe Einschnitt ist der Ort, an dem alle anderen Segelyachten immer ankern. Und jetzt wollen wir mal sehen, weshalb dort und nicht hier. Auf dem Weg dorthin begegnen wir zahlreichen Fischern, die mit ihren kleinen und größeren Auslegerbooten, den Pumpboats, versuchen dem Meer noch ein paar Fische abzuringen. Uns ist schleierhaft, wie sie hier überhaupt noch etwas fangen, denn ein Blick unter Wasser zeigt absolut gähnende Leere.

 

Port Patuco finden wir dann auch nicht so besonders prickelnd. Das Wasser am Ankerplatz ist total trübe und das Dorf selber - hmmm. Es fällt uns erneut extrem auf, um wie vieles ärmer die Philippinen im Vergleich zu Indonesien wirken. Wir haben schon alle möglichen Statistiken zu Volkseinkommen etc. durchforstet, aber denen zufolge sollten Indonesien und die Philippinen in etwa gleich arm sein. Und trotzdem wirkt Indonesien um vieles wohlhabender. Die Häuser dort sind in einem besseren Zustand, häufiger aus Betonziegeln gebaut und mit recht neuem Wellblech eingedeckt. Die Infrastruktur wie Häfen, Stromversorgung, Strassen, Schulen wirkt viel besser ausgebaut und moderner. Die Leute scheinen mehr Geld für Kleidung und Restaurants auszugeben.

 

Da wir aus den Statistiken keinen signifikanten Unterschied erkennen können, haben wir uns eine andere Erklärung zurecht gebastelt: Vielleicht sind die Philippinen nach den Ausbeutungen des Marcos-Regimes einfach um zwanzig, dreißig oder vierzig Jahre hinter ihrem südlichen Nachbarn. Ist zwar auch nur eine schwache Erklärung, denn in Indonesien wütet auch seit Jahrzehnten eine ausufernde Korruption. Aber vielleicht hat jemand eine bessere Idee.

 

Auf dem Rückweg kommt uns plötzlich ein Squall mit 20 Knoten entgegen und anstatt wie geplant direkt zum Schnorcheln zu fahren, müssen wir erst zurück zu LA GITANA. Die Sonnendächer sind alle oben und bei 20 Knoten bekommen sie einen richtigen Flattermann. Außerdem ist unser Ankerplatz ja so eng, dass wir nur sehr wenig Kette stecken konnten. Also besser mal nach dem Rechten sehen.

 

Es ist aber alles in Ordnung und wir nutzen den ersten signifikanten Regen seit - ja seit wann eigentlich? War das noch in Sorong? - seit Monaten also, um neunzig Liter Wasser in den Tank zu bekommen. Nach einem kurzen Lunch geht es dann noch zum Abkühlen und Schnorcheln. Fische gibt es ja wie erwähnt kaum mehr hier. Aber ein paar Highlights wie das Gelege einer Nacktschnecke, jugendliche und total tollpatschige Süsslippen oder jugendliche Gelbschwanzjunker finden wir auch hier.

 

Bild des Tages:

Ein echtes Drei-Generationen-Boot begegnet uns in Port Patuco.