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LOGBUCH

Sonntag 24. Mai 2015

Nur Fliegen ist schöner

Unser Standort: Vor Anker beim Pearl Farm Resort, Samal Island, Mindanao, Philippinen

 

Eigentlich sind wir heute den ganzen Tag damit beschäftigt anzufangen, LA GITANAs Systeme runterzufahren, um sie einzumotten.Außer viel Arbeit und Hin- und Hergeräume ist daher auch nicht wirklich viel passiert.

 

Ablenkung verschaffen uns zwei Jungs, die hier in der ruhigen Bucht ein Bootsrennen der besonderen Art vorbereiten und trainieren. Das Fortbewegungsmittel der Wahl in den Philippinen sind die sogenannten Bangkas, die aus einem mehr oder weniger langen und breiten Mittelrumpf und zwei ausladenden Auslegern bestehen. Angetrieben werden sie in der Regel vom zweckentfremdeten Benzin-Motor einer Wasserpumpe, der ohne Getriebe eine starre Welle mit einer zweiflügeligen Schraube antreibt. Daher der englische Name "Pump Boat". Das Design ist so gut und an die hiesigen Seebedingungen angepasst, dass auch weiter Teile Indonesiens dieses Filipino-Design übernommen haben.

 

Die Bangkas sind durch die Ausleger wohl recht stabil und ordentlich schnell auch bei wenig Motorleistung. Allerdings sind sie höllisch laut, denn die Pumpenmotoren haben keinen echten Schalldämpfer. Hin und wieder sind uns auch schon Bangkas mit zwei Motoren begegnet, je einem Diesel und Benziner, die hintereinander verbaut auf ihre jeweils eigenen Wellen gehen und unabhängig benutzt werden.

 

Was hier allerdings heute durch die Bucht flitzt, hat mit der normalen Bangka so viel zu tun, wie ein 3er BMW mit einem Formel 1 Renner. Das fängt schon beim Geräusch an. Wenn die zwei Jungs die Motoren so richtig hochjubeln liegen wahrscheinlich 6.000 Umdrehungen auf der Kurbelwelle an - und 130 dbA im Gehörgang. Ausleger haben die Renn-Bangkas nur noch, dass sie ohne Fahrt nicht umkippen. Ansonsten erinnern die Renn-Bangkas eher an Surfboards, die von 150 PS nach vorne getrieben werden. Wenn die Jungs so richtig Gas geben, fliegen die aus Sperrholz gebauten Bangkas übers Wasser, nur die Schraube hat noch Kontakt mit dem nassen Element. Dazu stehen die Piloten in einer Haltung in den Bangkas, die an Jockeys im vollen Galopp erinnert. Nur durch Abfedern mit den Knien werden die Schläge der Wellen ausgeglichen.

 

Im Prinzip heizen die Jungs immer eine gerade Linie entlang. Kurven fahren ist bei dem Speed wohl nicht so einfach und wird wie bei einem Surfboard dadurch erreicht, dass das Bangka durch Verlagerung des Körpergewichts gekippt wird.

 

Immer wieder treten die zwei Rennpiloten im Tiefflug gegeneinander an, um zu sehen, wer einen kleinen Geschwindigkeitsvorteil hat oder mit den Wellen besser zurecht kommt. Nach ein paar Vergleichen geht es zurück an die Box zum Auftanken und Schrauben an der Einstellung. Der Speed den die Jungs erreichen ist ziemlich mörderisch, wenn man bedenkt, dass hier niemand einen Sturzhelm oder Schwimmwesten trägt. Wir schätzen, dass die Dinger gut und gerne 30 oder 40 Knoten erreichen. Wahnsinn.

 

Wir müssen unbedingt herausfinden, ob und wann hier in der Gegend ein größeres Rennen mit diesen wilden Kisten stattfindet. Irgend so etwas muss demnächst passieren, denn am Nachmittag kommen noch weitere Renn-Bangkas zum Testen rausgefahren.

 

Bild des Tages:

Die tollkühnen Filipinos in ihren fliegenden Kisten