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Donnerstag 29. März 2007

Mit anderen geht's einfach durch den Panamakanal

Unser Standort: In der Shelter Bay Marina, Fort Sherman, Colon, Panama

 

Trotz der Tragik mit der Webcam hat es gestern ja doch noch zu einem Schnappschuß gereicht. Von daher kann ich heute kurz von der Kanaldurchfahrt als Linehandler auf der Tess berichten.

 

Um 16:00 Uhr sollten wir pünktlich auf den Flats, der einzige Ankermöglichkeit für Yachten, sein, um den Advisor aufzunehmen. Das waren wir auch. Doch dann passierte erstmal gar nichts mehr. Stunde um Stunde verging. Die Funkanfragen beim Traffic-Controller ergaben immer wieder eine ähnliche Antwort. " The Advisor will come at 1800". "The Advisor will come at 2000". Dann hieß es nur noch "The Advisor will come soon". "Soon" dauerte dann nochmals eineinhalb Stunden und als wir schon glaubten, dass wir gar nicht mehr durchkommen, ging es dann bereits um 2200 los. 6 Stunden Verspätung, da kann man doch nicht meckern. Grund der Verspätung war ein defektes Schleusentor. Der Schleusenwärter der Gatunschleuse hatte das Schleusentor ein wenig zu früh geschlossen und einen Frachter eingeklemmt. Der Frachter blieb heil, das Tor ist kaputt und ein riesiger Stau baute sich auf.

 

In dunkler Nacht näherten wir uns nun der Gatunschleuse entgegen und kurz davor wurden wir mit einem französischen Segelschiff zusammengebunden und fuhren in die Schleuse ein. Skipper und Skipperin waren äußerst nervös. Wir Linehandler fanden das Ganze recht spannend und pittoresk und fotografierten vornehmlich. Schön, wenn das nicht das eigene Schiff ist. Bei LA GITANA werden wir wohl mehr aufgeregt sein. Ohne Probleme ging's dann die 18m in die Höhe zum Gatunsee und bereits um 0130 durften wir an einer Boje festmachen und uns hinlegen. Tolle Aussichten! In der Früh soll es um 0600 weitergehen.

 

Ging's natürlich nicht... Um 0730 legten wir endlich ab und tuckerten durch den wunderschönen Gatunsee und schließlich durch die Pedro Miguel sowie die Miraflores Schleusen in den Pazifik. Alles ganz gemütlich, ohne Aufregung oder Stress. Wie gesagt: Als Linehandler sagt sich das leicht. Als wir endlich um 1430 im Balboa Yacht Club ankamen, hatten sich auch die Schiffsbesitzer wieder entspannt und konnten sogar lächeln. Für die Ken und Angela mit den Kindern Jessie und Reilly geht nun bald eine vierjährige Weltumsegelung zu Ende. Sie müssen noch nach Hawaii (schlappe 4.500sm) und von dort zurück nach Vancouver. Auch zwei schöne lange Segelstrecken.

 

Unsere Kanaldurchfahrt wirft dagegen nun Probleme auf: Als Volker in rasender Eile im Balboa Yacht Club von der Tess verschwand, um bei der Citibank unsere Kanaldurchfahrt zu bezahlen, gab's eine Katastrophe. Die Kreditkarte wird abgelehnt. Und zahlen kann man nur mit VISA-Card oder cash. Bares hatte Volker natürlich nicht dabei und leider haben wir nur eine VISA-Karte. Grrrr! Wieder ein Tag verschenkt, da man erst um einen Termin bitten kann, wenn man bezahlt hat. Da müssen wir uns mal VISA zur Brust nehmen!!

 

Bilder des Tages:

- Den geilsten Job hat definitiv unser Advisor auf der Tess. Er räkelt sich den ganzen Tag auf der Bank rum und sorgt sich nur, dass wir die anderen nicht überholen. Denn dann müsste er als Chef der Advisor ran. So hat er Zeit, viel zu trinken, zu essen und ein Buch zu lesen. Der Titel gibt uns zu denken: "Beherrsche Deinen Zorn, bevor er Dich beherrscht". Vielleicht ganz gut, wenn der Typ nur rumliegt.

- Aber auch Linehandler auf einem anderen Schiff zu sein, ist ein gemütlicher Job...

- Beeindruckend war, als dieser Riesenfrachter hinter uns in die Miraflores Schleuse einfuhr und erst anhielt, als seine Bugbombe nur noch 10m von unserem Heck entfernt war. Da brauchst Nerven!