Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  04/2007  >  >>

Donnerstag 07. Juni 2007

Jurassic Park

Unser Standort: Vor Anker in der "Baie des Vierges" auf Fatu Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien

 

Um uns herum scheinen die Berge in den Himmel zu klettern. Senkrecht recken sich die Felsen empor und die Felsnadeln sehen aus wie Schornsteine einer Nibelungenschmiede. Schwarze Wolkenfetzen bleiben an den Gipfel hängen wie schmutzige Wäsche, die im Wind flattert. Sie werden aufgerissen und ausgefranzt und die Sonne schickt ihre Strahlen wie aus einem Suchscheinwerfer auf die Hänge. Das saftige Grün der Vegetation leuchtet in Goldtönen auf und Tropikvögel erzeugen die Illusion von Schneetreiben an den Felsnadeln, wenn sie in der Thermik zu ihren Nestern gleiten.

 

Wir hatten viel von dieser Ankerbucht gehört und gelesen. Aber darauf waren wir nicht vorbereitet. Das hier ist sicher einer der eindruckvollsten, imposantesten und beeindruckendsten Ankerplätze der Welt. Das ganze wirkt wie eine Kulisse aus Jurassic Park und wir würden uns überhaupt nicht wundern, wenn gleich ein Brontosauraus oder ein Tyrannosauraus Rex durchs Dickicht bräche. Fantastisch! Ganz großes Kino, sich diese Kulisse im Cockpit anzusehen.

 

Allerdings ist Fatu Hiva auch die regenreichste Insel hier in der Gegend. Es schüttet immer wieder wie aus Eimern und im Schiff haben wir türkisches Dampfbad, da wir alle Luken geschlossen halten müssen. Mit dem Regen kommen auch die Fallböen. Kräftige, mächtige, gewaltätige Böen mit bis zu 50kn. Ein Hexenkessel, das Wasser zischt und brodelt und die Regentropfen kommen horizontal angeflogen. Aber ein paar Stunden später ist der Spuk dann wieder vorbei, die Sonne kommt hervor und wir liegen friedlich wie in der Marina. Das Gute daran ist, dass wir uns die mühsame Handwäsche von LA GITANA ersparen konnten. Bei dieser Sintflut ist kein Salzkorn mehr an Deck verblieben.

 

Unsere Inselausflüge ins Dorf am Ufer lassen uns glauben, im Paradies angekommen zu sein. Die Menschen sind wahnsinnig freundlich und nett, auch wenn unser Französisch nach mehr als einem halben Jahr in spanischsprachigen Ländern noch ein wenig holprig ist. Obst wächst hier im Überfluß. Pampelmusen sind der große Renner unter den Seglern. Sie wachsen so reich und üppig, dass die Marquesianer sie uns für ein paar Kugelschreiber oder Lippenstifte gleich zu dutzenden eintauschen. Und sie dürften die leckersten Pampelmusen sein, die wir jemals gegessen haben. Saftig und süß, ein wenig Säure und nur ein Hauch bitter. Hier müssen wir uns noch eindecken, bevor wir zu den Tuamotus weitersegeln.

 

Überhaupt hat uns der Tauschrausch wieder eingeholt. Da es hier auf der Insel keine Läden gibt, sind die Einwohner des Dorfes vielmehr daran interesiert, Früchte gegen Angelausrüstung, Sonnenbrillen, DVDs, Klamotten, Lippenstifte, Parfums etc. einzutauschen. Das ist natürlich mal wieder nach unserem Geschmack. Wir packen unseren Gemischtwarenladen ein und ziehen los. Auf der Stelle werden wir von Christian angesprochen, der uns Tikis anbietet. Tikis sind kleine Statuen aus Holz und Stein, die Geister oder die Seele der verstorbenen Ahnen verbildlichen. Sie haben eine hohe Macht und wollen gut behandelt werden, so dass einem das Glück hold bleibt. Volker verliebt sich natürlich gleich wieder in den größten und schwersten Tiki. 50cm hoch, 7kg schwer und aus Rosenholz geschnitzt. Wir werden mit Christian schnell handelseinig und statt der ursprünglichen 250 Euro zahlen wir nur 65 Euro. Dafür bekommt er von uns noch eine Sonnenbrille, vier Parfums und die ausrangierten Neopren-Booties. Alle sind wir sehr zufrieden. Bevor wir mit unserem Tiki von dannen ziehen, hat Christian aber noch einige Ratschläge für uns. Selbst beim Transport sollen wir darauf achten, dass der Tiki immer aufrecht steht. Wir sollen ihn nie hinlegen und auf gar keinen Fall dürfen die Füße nach oben zeigen. Das bringe alles Unglück...

 

Wie schon befürchtet ist die Funkverbindung aus unserer Ankerbucht hier sehr schwierig, so dass wir während der nächsten Tage nicht täglich Logbuch schreiben können. Wir werden wieder regelmäßiger berichten, sobald wir aus diesem Funkloch raus sind.

 

Bild des Tages:

Für die Kinder sind wir die größte Attraktion. Alle wollen sie natürlich Bonbons oder Stifte. Aber wenn man es geschickt anstellt, dann pflücken sie einem als Gegenleistung einige der saftigen Pampelmusen...