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Sonntag 10. Juni 2007

Tausendundein Erlebnis auf Fatu Hiva

Unser Standort: Vor Anker in der "Baie des Vierges" auf Fatu Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien

 

Meine Güte, wie sollen wir nur alle unsere Erlebnisse in Fatu Hiva in ein paar dürre Zeilen fassen? So viel ist passiert, so viel haben wir erlebt. Und Fatu HIva hat uns ganz in seinen Bann gezogen, so dass wir eigentlich gar nicht weiter wollen. Aber irgendwie ist das des Seezigeuners Schicksal: Weiter, weiter und immer weiter. Hoffentlich ist die Erde wirklich eine Kugel, sonst segeln wir bis an unser Lebensende...

 

Dass wir heute morgen beim Kirchgang von einem guten Drittel der Fatu Hivaner per Handschlag und mit einem breiten Lächeln begrüßt wurden, lag wohl daran, dass wir mit den meisten irgendwelche Tauschgeschäfte gemacht hatten. Wir fühlten uns also sehr wohl in der Kirche und der Gottesdienst war wunderschön. Alles wurde auf Marquesisch abgehalten, die Herren hatten alle ein frisch gebügeltes Hemd angezogen und die Damen trugen zu ihren Kleidern herrlich duftende Blumengestecke im Haar. Am begeisterndsten waren jedoch der Gesang. Keine Spur von den ernsten deutschen Kirchenliedern. Es klang nach Südsee und Exotik pur. Die Ukulele animierte die Gemeinde zu kräftigem vielstimmigem Gesang und wir konnten unsere Füße kaum still halten. Hier ist mehr Rhythmus als in jeder Gospelkirche in Harlem.

 

Nach dem Gottesdienst erkundigten wir uns beim Pfarrer nach dem Inhalt der heutigen Predigt und er zeigte uns die Bibelpassage aus dem Lukasevangelium auf Französisch. Anschließend ging's dann nicht zum Frühschoppen, sondern zum Picknick auf die Felsen der Bucht. Gemeinsam mit der Besatzung eines französischen Segelschiffes sassen wir mit Angel, Francis, Jacques und Claude sowie ungefähr 20 Kindern da und genossen Poulet Colombo, Poulet à al Citron sowie den Oktopus, den uns gestern noch Coco geschenkt hatte. Bald wurde die Gitarre rausgeholt und abwechselnd französische und polynesische Lieder gesungen. Schöner geht's echt nicht mehr. Fast kitschig...

 

Aber jetzt neigen sich unsere Tage hier im Paradies langsam dem Ende. Nachfolgenden Seglern können wir nur raten, bringt Angelausrüstung, Nagellack, Lippenstift, Parfum, Rum und Wein mit, bis Euer Schiff fast nicht mehr schwimmt. All das sind begehrte Tauschobjekte. Gerne nehmen die Fatu Hivaner aber auch Laptops, Fernseher, DVD-Spieler, Mobiltelefone, Leinen, Sonnenbrillen, Schmuck (v.a. Ohrringe) und Uhren. Und für die ganz verwegenen. Munition ist der Renner schlechthin. Kaliber 22 oder 16 ist gerade sehr gefragt. Ihr könnt gar nicht zuviel davon haben, wenn ihr gerne frisches Obst oder geschnitzte Tikis habt!

 

Daher hat Volker gestern auch einen halben Tag auf der Tahaa verbracht: Für die Gegenleistung von 2 Flaschen Rum (ergibt glatt dreissig Pampelmusen) hat er dort die Elektrik in Schuss gebracht. Das war schon der zweite "bezahlte" Auftrag in zwei Tagen, nach der Reparatur der gerissenen Genua auf der Zazoo. Dass wir dafür den Ausflug zum hiesigen Wasserfall nicht geschafft haben, läßt sich verschmerzen. Zum einen war das Wetter mit viel Regen und Wind so schlecht, dass uns die EInheimischen ohnehin davon abgeraten hatten, die Wanderung zu unternehmen. Zum anderen haben wir so viele neue Freunde gewonnen. Fatu Hiva - wir kommen wieder!! (So langsam müssen wir wohl nochmal eine Weltumsegelung machen, wenn wir all die Orte besuchen wollen, zu denen wir nochmals wollen...)

 

Bild des Tages:

LA GITANA vor der Traumkulisse der Hanavave Bucht in Fatu Hiva. Das Panorama ist absolut atemberaubend!!