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Samstag 16. Juni 2007

Vatertag auf Marquesianisch

Unser Standort: Vor Anker vor dem Ort Hakahau, Oa Pou, Marquesas, Französisch Polynesien

 

Volker mußte sich wieder mal durchsetzen. Auf allen Inseln wurden wir bereits darauf angesprochen. Am Sonntag ist Vatertag und überall soll es rauschende Feste dazu geben. Wir sollten doch unbedingt hier oder dort bleiben und mitfeiern. Und hier in Ua Pou wurde zu diesem Anlass nun ein Soirée in der Mehrzweckhalle veranstaltet. Mit 2.000CFP (17 Euro) pro Person ist man dabei und erhält ein Abendessen mit Poisson Cru, Frühlingsrollen und Schwein in Austernsauce. Für Volker klang das interessant; Michaela befürchtete dagegen einen eher langweiligen Französischen Ballabend, da die Insel einen gewissen französischen Einschlag hat. Egal wie, Volker hat sich durchgesetzt und jetzt sitzen wir in der schön geschmückten Mehrzweckhalle, die sich als luftige Holzhütte entpuppt.

 

Wir wissen nicht genau, was wir nun erwarten sollen, außer, dass wir auf ein paar nette Kontakte hoffen. Und die bekommen wir auch gleich. Wir werden an den Tisch des hiesigen Gendarmen eingeteilt und Stéphane mit seiner Frau Patricia und ihren Kindern entpuppen sich als super-nett. Sie sind seit zwei Jahren auf Ua Pou und dürfen noch drei Jahre bleiben. Danach geht's wieder nach Frankreich, wo sie Stéphane wieder zwei Jahre Dienst tun muß, bevor er sich erneut in ein Departement oder Territoire d'Outremer verstzen lassen kann. Den beiden graust es schon mächtig vor der Rückkehr nach Frankreich. Zwar gibt es wohl nicht so sehr viele Interessierte, die gerne in einer der französischen Kolonie Dienst tun möchten. Aber das französische Militär hat seine Gendarmen wohl auch hin und wieder im Heimatland um sich.

 

Außerdem lernen wir Moana, einen engen Freund der Beiden und von Hauptberuf einer der besten Tänzer Ua Pous und Tätowierer kennen. Da ist das Thema natürlich gleich klar. Volker fängt sofort wieder damit an, dass er gerne ein Original-Marquesianisches Tatoo von einem echten Marquesianischen Tättowierer auf einer echten Marquesas-Insel unter die Haut gestochen bekommen möchte. Michaelas Protest fällt diesmal so verhalten aus, dass schon beinahe ein Termin für morgen vereinbart wird. Na, vielleicht wird das nochmal was, falls wir im Dezember zum Kulturfestival der Marquesas zurückkommen sollten. Ansonsten entpuppt sich Moana als revolutionärer Marquesas-Fundamentalist und schimpft mächtig über die Kirche und die Misssionare. Ein bißchen spät vielleicht, aber dennoch braucht es solche engagierte Leute, um wenigstens ein Fitzelchen der Traditionen zu erhalten.

 

Wie wir aber bald sehen, sind die Traditionen noch recht lebendig in Ua Pou. Denn plötzlich zieht eine Tanzgruppe nach der anderen durch den Saal und präsentiert uns und vor allem den anwesenden einheimischen Vätern polynesische Tänze. Es sind die Mütter und vor allem die Töchter, die diese Show, die über drei Stunden lang geht, veranstalten. Wir hatten damit überhaupt nicht gerechnet und durften dennoch nun Augen- und Ohrenzeuge eines authentischen polynesischen Tanzabends werden. Wir waren die einzigen Touristen, die Show war auschließlich für die Bewohner Ua Pous. Und wir kamen aus dem Staunen überhaupt nicht heraus, so weich und wiegend, so rhythmisch und rassig bewegten sich die Damen. Ein Augen- und Ohrenschmaus. Hier haben alle Rhythmus im Blut! Wir zwicken uns gegenseitig, um sicher zu gehen, dass wir nicht träumen. Südsee pur wie wir soe uns erträumt hatten. Schön, dass man das auch noch findet!

 

Zwischen den Tanzeinlagen wurde schließlich noch "Mr Papa" gekürt. Sechs Polynesier und Stéphane standen zur Wahl und mußten sich ganz in französischer Art in allen möglichen Wettbewerben messen. Ob Stéphane wohl nicht gewonnen hat, weil er bei der "Muskelpräsentation" gerade mit seinem Kollegen zur Schlichtung eines Streits ausrücken mußte?

 

Alles in allem haben wir jedenfalls einen fantastischen und lustigen Abend verbracht und sind froh, dass wir die 4.000CFP investiert haben. Und wer weiß, vielleicht haben wir ja neue Freunde gewonnen, die wir im Dezember hier wieder besuchen werden?

 

Bild des Tages:

Man kann es auf einem Foto eigentlich nicht einfangen, wie die Mädels hier zum Klang der Trommeln und Ukulelen die Hüften rotieren lassen und die Arme wie im Wind schwingende Kokospalmen flattern