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Montag 18. Juni 2007

Polynesische Gastfreundschaft

Unser Standort: Vor Anker in der Baie d'Hakahetau, Ua Pou, Marquesas, Französisch Polynesien

 

Vor unseren heutigen Dorfbesuch hatten die Götter erstmal jede Menge Schweiß und Akrobatik gestellt. In dieser Bucht gibt es zum ersten Mal keinen guten Anlegesteg und der Strand ist aufgrund des einlaufenden Schwells überhaupt nicht zum Anladen geeignet, es sei denn, man möchte einen Salto mit doppelter Schraube in der Brandungswelle riskieren. Was also tun, sprach Zeus.

 

Wir entschieden uns für die Überreste dessen, was wohl mal eine Art Anlegesteg war. Die Brandung rauschte hinter uns an und der Wasserspiegel stieg und fiel an den Felsen, so dass wir mal zwei Meter unter der Felsoberkante, mal auf Augenhöhe mit ihr waren. Wir bringen den Dinghyanker über Heck aus und tasten uns unter langsam voraus an die Felsen heran. Michaela sitzt vorne auf dem Bug des Dinghys und als wir nahe genug sind und die Welle uns anhebt kommt von Volker das Kommando "SPRINGEN!!" Mit Freuden hüpft Michaela auf die glitschigen Felsen ;-) Aber alles geht gut, sie macht das Dinghy an einem Poller fest und Volker kann schließlich auch auf die Felsen klettern. Wow, das war eine heiße Landung. Hoffentlich liegt das Dinghy jetzt gut gesichert außerhalb der Reichweite der scharfkantigen Felsen.

 

Das Dorf ist von üppigstem tropischen Grün förmlich überwuchert. Überall wachsen Zitronenbäume wie Unkraut und die Mangos sind auf den riesigen Bäumen so reif, dass sie zu dutzenden von oben auf uns herab regnen. Na dann mal einsammeln. Als erstes machen wir uns auf die Suche nach einer Gelegenheit unsere Wäsche zu waschen. Irgendwie hält sich unsere Lust auf Handwäsche am Wasserhahn am Pier doch sehr in Grenzen. Wir erklimmen also den Hügel, der das Dorf südlich begrenzt und siehe da, wir werden fündig. Wir fragen eine Frau, ob sie wisse, ob und wo man hier Wäsche waschen lassen könne. Sie antwortet, dass sie eine Waschmaschine besitze und das gerne für uns übernehmen könne. Bügeln würde sie aber nicht! Macht gar nichts! Wir sind sehr dankbar und laufen zum Pier zurück, um die Wäsche vom Schiff zu holen. Nochmal ein heißer Einstieg ins Dinghy und ein noch heißeres Anlanden mit den zwei großen Säcken Wäsche. Dafür holt uns die Dame mit ihrem Mann mit dem Pick Up ab, so dass wir die schwere Wäsche nicht den Berg hochschleppen müssen. Am Mittwoch soll sie fertig sein. So lange werden wir also noch hier bleiben.

 

Weiter geht's auf der Erkundungstour durchs Dorf, das wohl nur sehr wenige Segler sieht. Grund ist die schwellige Ankerbucht und das sehr schwierige Anlanden mit dem Dinghy. Einige Segler hatten uns bereits in Hakahau davor gewarnt, hierher zu segeln. Wenn das nicht die beste Empfehlung ist? Dementsprechend freundlich, offen und gastfreundlich sind die Dorfbewohner. Jeder grüßt uns freundlich und als wir zwei Kerle sehen, die gerade am Mangos ernten sind, fragt Volker ganz unschuldig, ob die Mangos jetzt langsam reif werden. Ein fröhliches "Oui" schallt uns entgegen und ehe wir uns versehen, halten wir einige Mangos in Händen. Nein, haben möchten die beiden nichts als Gegenleistung. Dafür erzählen sie uns von der Pirogen-Regatta, die sie letzten Samstag in Hakahau hatten und wir unterhalten uns über den Rudersport hier auf den Inseln. Jeden Samstag fahren sie derzeit Auscheidungsregatten um das Team zu ermitteln, das Ua Pou beim Heiva i Tahiti Festival in Tahiti im Juli vertreten darf. Außerdem erklären uns die beiden, wie wir zum Wasserfall und dem traditionellen Dorf kommen, das gerade für das Marquesas Kulturfestival im Dezember hergerichtet wird.

 

Der Weg zum Wasserfall ist leider so matschig, dass wir mit unseren Flip Flops nicht wirklich vorankommen. Außerdem umschwirren uns dichte Wolken an Moskitos, so dass wir für heute umkehren. Wir probieren es morgen nochmal mit vernünftigem Schuhwerk und genügend Autan... Auf dem Rückweg treffen wir die beiden Mangopflücker wieder. So kommen auf uns zugestürzt und drücken uns mit einem Lächeln drei Pampelmusen in die Hand. Und ob wir nicht Bananen wollen? Wir verneinen fürs erste dankend. Morgen werden wir den beiden aber eine kleine Gegenleistung vom Schiff mitbringen. Und vielleicht nehmen wir dann doch noch ein paar Bananen, da unsere so langsam schon überreif werden.

 

Die Gastfeundschaft und Herzlichkeit der Menschen hier auf den Marquesas haut uns wirklich immer wieder aus den Socken. Selbst in Marokko haben wir das in einer solchen Intensität nicht erlebt. Es gibt hier nicht den mindesten Hintergedanken. Nein, die Menschen freuen sich wirklich aufrichtig über jeden höflichen und freundlichen Besuch und kleine Gastgeschenke. Diese warmherzigen Menschen gepaart mit der absolut beeindruckenden Natur machen die Marquesas wirklich zu einem herausragenden Abschnitt unserer Reise. Hier sollte man ruhig wirklich viel Zeit einplanen. Ein oder zwei Monate sind keinesfalls zu lange. Besser kann es eigentlich gar nicht mehr werden!

 

Bild des Tages:

Mitten durch Hakahetau fließt ein kleiner Fluß und dahinter erhebt sich einer der verbliebenen Vulkankerne, die für Ua Pou so typisch sind. Ein Traum in Grün, so saftig und kräftig, dass man die Vegetation wachsen hört!