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LOGBUCH
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Freitag 22. Juni 2007

Ausfallerscheinungen

Unser Standort: Unterwegs von den Marquesas zu den Tuamotus, Französisch Polynesien - Tag 2

Seit Marquesas gesegelt: 146sm

Noch zu segeln: 336sm

Etmal: 146sm

 

Na fantastisch, die Überfahrt fängt ja gut an. Nach den Wochen zuvor, in denen wir vor allem vor dem Wind gesegelt sind, geht es nun auf einem Am-Wind-Kurs Richtung Tuamotus. Es bläst mit 20 bis 25kn, wir schieben 30° Lage, der Rumpf unserer Lady hebt und senkt sich schwer in der anrollenden See. Fliegendes Wasser fegt übers Deck und die Schoten sind dichtgebolzt. LA GITANA scheint das Ganze keine Mühe zu machen, uns dagegen schon. Wir sind beide latent seekrank, wobei es Volker diesmal schlimmer erwischt hat als Michaela.

 

Unser erstes Zielatoll heißt Makemo. Dort wollen wir am Montag vormittag ankommen, um beim Tidenwechsel um 11:38Uhr durch den Pass in die Lagune zu segeln. Wir haben mit einem Schnitt von 5,5kn gerechnet und damit die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die letzte Nacht sind wir unter erstem Reff im Groß und immer weiter weggereffter Genua nur so dahingeflogen. Seit heute früh haben wir die Schwerwetterbesegelung oben - Groß im zweiten Reff und 18qm "Sturm"fock - und laufen immer noch an die 7kn!! Da kommen wir mitten in der Nacht an! Etwas, was wir unbedingt vermeiden müssen. Für den Fall, dass wir es tatsächlich nicht schaffen, LA GITANA auf eine vernünftige Geschwindigkeit abzubremsen, suchen wir uns schon einmal andere Atolle als Ausweichziele aus. Hhhmmm, Raroia wäre eine Option, falls wir zu schnell sind. Oder aber Motu Tunga oder Tahanea. Fürs erste fahren wir jetzt aber mal so weiter und entscheiden morgen über ein Ausweichziel. Für alles andere fehlt uns heute ohnehin die Kraft...

 

 

 

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Seekrankheit

Abgesehen von einer ernsthaften Erkrankung ist Seekrankheit wohl das Schlimmste, was einem passieren kann. Keine Ahnung, ob Mediziner die Seekrankheit wirklich als Krankheit einstufen. Meiner Meinung nach ist aber jeder, der an Seekrankheit leidet, ein Fall für die Pathologie. Schlimmer geht's nimmer!! Das flaue Gefühl im Magen hat nichts mit Schmetterlingen zu tun. Eher schon mit Raupen oder Maden, die Purzelbäume schlagen, was sich anfühlt, als hätte man für die anstehende Klausur nicht ausreichend gebüffelt. Der ganze Körper ist schlaff und matt als hätte man tagelang ohne Wasser in der glühendheißen Wüstensonne gelegen. Selbst einen Arm zu heben, bereitet Schwierigkeiten und erfordert höchste Anstrengung. Über den Kopf hat jemand einen Sack gestülpt, der mit Watte ausgestopft ist. Alle Wahrnehmungen sind gedämpft und die Augen überaus lichtempfindlich. Der Kopf schmerzt, als hätte man gestern so richtig einen über den Durst getrunken. Die Konzentration ist dahin, die Aufmerksamkeit für Schiff, Segel und Mitsegler sowieso. Ich will mich nur noch hinlegen und schlafen, schlafen! Nichts mehr wissen von dem elendigen Geschaukele, festen Boden unter den Füßen oder zumindest einen ruhigen Ankerplatz. Und vor allem will ich jetzt kein Logbuch mehr schreiben. Ich muß dringend hoch an die frische Luft!!! Oh je, ist mir schlecht!!!!

 

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Bild des Tages:

Ich kann's fotografieren, so oft ich will. Es sieht zweidimensional immer so aus, als würden wir in einer Badewanne segeln. Vielleicht liegt's aber auch daran, dass ich die Kamera immer nur dann raushole, wenn die übers Deck wehenden Gischtfahnen gerade nachgelassen haben. Egal wie: Auch wenn es draussen so aussieht, kann einem nach mehr als 13.000sm noch spreiübel werden!