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Donnerstag 21. Juni 2007

Aufbruch zum gefährlichen Archipel

Unser Standort: Unterwegs von den Marquesas zu den Tuamotus, Französisch Polynesien - Tag 1

Seit Marquesas gesegelt: 5sm

Noch zu segeln: 478sm

Etmal: gibt's natürlich erst morgen...

 

So schwer uns erneut ein Abschied fällt, leider müssen wir wieder weiter. Heute kehren wir den Marquesas den Rücken, kommen uns vor wie Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies. Nicht dass wir hier gesündigt hätten, aber es fällt einem wirklich schwer ein solches Paradies zu verlassen. Aber wenn die Götter und die Einwanderungsbehörde es wollen, dann sind wir Ende des Jahres wieder hier zum großen Marquesas Kultur-Festival. Und dann ist auch Trockenzeit! Der Dauerregen hier ist nämlich das einzige, was wirklich nervt!

 

Vor uns liegt das Kontrastprogramm. Weg von hohen, feuchten, üppig begrünten Vulkaninseln; hin zu flachen, trockenen Atollen, mit ein paar Sandmotus aussenrum, die selbst der genügsamen Kokospalme kaum genügend Nahrung bieten. Dennoch haben sich auch hier Menschen angesiedelt und leben in erster Linie von der Kopragewinnung, dem Fischfang und natürlich der Zucht schwarzer Perlen (worauf Michaela in einer Tour hinweist - weshalb nur?).

Tuamotus, der gefährliche Archipel. Für uns ein Lockruf zu kristallklarem Lagunenwasser, tropischen Fischen an üppigen Korallenriffen, viel Schnorcheln, Tauchen und Einsamkeit. Tuamotus, der gefährliche Archipel! Unzählige Schiffe sind den über siebzig Atollen der Tuamotus zum Opfer gefallen. Quasi aus dem Nichts versperren sie auf einer Länge von gut 1.000sm die sichere Passage. Zwischen den flachen Atollen, die erst aus nächster Nähe, oft wenn es schon zu spät zum Ausweichen ist, gesehen werden können, setzt eine starke und unberechenbare Strömung nach West. Was muß das in Zeiten der reinen Astronavigation für ein Aufreger gewesen sein, in dieses Labyrinth aus Korallenköpfen und Sandinseln hineinzusegeln. Mist, schon seit 2 Tagen keine vernünftige Standlinie mehr. Wo sind wir? Wie nahe ist nächste Atoll? Kann man es schon sehen oder die Brandung hören??

 

Im Zeitalter der GPS-Position bleibt zumindest die Frage nach dem eigenen Standort nicht mehr ungeklärt. Wo aber liegen die Atolle? Die Seekarten stammen noch aus einer Zeit, in der mit dem Sextanten vermessen wurde. Dementsprechend ungenau können die verzeichneten Positionen der Atolle sein. Bis zu 15sm Abweichung der tatsächlichen zur kartographierten Position sollen vorkommen. Außerdem sind die Riffdurchfahrten durch die Pässe, durch die man durch muß, um in die geschützte innere Lagune zu gelangen, nicht von schlechten Eltern. Aus den Pässen schießt das Wasser mit bis zu 10kn aus der Lagune heraus - oder hinein, je nach Gezeit - und verursacht schwere Brecher in der Durchfahrt. Es gilt also, zum richtigen Zeitpunkt am Pass zu sein. Nämlich dann, wenn möglichst Hoch- oder Niedrigwasser ist und die Tide kentert und Wind und Wellen nicht so viel Wasser über die Riffe in die Lagune drücken, das quasi wie aus einem Sicherheitsventil aus dem Pass entweicht.

 

Zum Aufbruch klopfen uns daher ganz schön die Herzen. Zum einen aus Vorfreude auf echte Südseeatolle. Zum anderen aber auch aus Nervosität, wie wir das gefährliche Archipel seglerisch bewältigen werden...

 

Bild des Tages:

Der letzte Blick zurück auf Ua Pou... Auf Wiedersehen! Wir kommen im Dezember wieder!!