Unser Standort: Unterwegs von den Marquesas zu den Tuamotus, Französisch Polynesien - Tag 3

Seit Marquesas gesegelt: 274sm

Noch zu segeln: 208sm

Etmal: 128sm

Als heute morgen die Sonne aufgeht spielen Delphine in der zarten Morgenröte um LA GITANA. Ich hatte mich schon wieder über das neue Qietschgeräusch im Vorschiff gewundert und keine Ursache gefunden. Jetzt ist es mir klar: Das ist das Sonar der Delphine! Neugierig äugen die Delphine ins Cockpit und surfen als Trittbrettfahrer auf unserer Welle. Kann ein Tag schöner beginnen?

Der Wind hat sich heute auf 18-22kn aus ESE eingependelt und die Welle ist mit 2m gerade noch moderat. Da wir jedoch Halbwind bis Am Wind Kurs fahren, erscheint es uns doch recht ruppig. Aber lieber jetzt noch ein wenig Höhe machen, bevor näher an den Atollen der West-setzende Strom stärker wird und wir unser Ziel nicht mehr anliegen können. Ansonsten passiert außer Lesen heute nicht viel - bis, ja bis...

Kurz nach Sonnenuntergang kurbelt Volker die Angel für die Nacht rein. Kein Fisch heute, schade. Der Köder ist nur noch 8m hinter LA GITANA und gleich geht's ans Abendessen machen, da schießt ein indigoblau leuchtender Fischkörper durch die Luft. Und hat sich natürlich in unsere Angel verbissen. Mit großer Macht zieht er die Schnur von der Rolle. Wow, muß der eine Kraft haben. In sekundenschnelle sind 100 bis 150m Schnur draussen und wir rollen rasch die Genua weg, um Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Muß das nun ausgerechnet nach Sonnenuntergang sein? Volker kurbelt den Fisch wieder ran, doch kurz bevor er an unserem Heck sichtbar wird, bäumt er sich erneut auf und zieht wieder 100m Schnur von der Rolle.

Und wieder wird er mühsam rangekurbelt. Aber diesmal scheint er schon erschöpft zu sein und wir sehen einen Riesen Wahoo in unserem Kielwasser. Als wir ihn aus dem Wasser haben, messen wir 1,50m Länge und dreissig Kilo Gewicht!! Unser größter und schwerster Fisch bisher. Wo sollen wir nur mit dem ganzen Fleisch hin?? Da werden wir wohl den Großteil in Makemo verschenken. Und wie zerlegen wir dieses Riesenbiest jetzt? Volker kann es nicht anheben, so schwer ist es, also wird er am Schwanz ins Cockpit und dann in die Kombüse geschleift. Was für eine Riesensauerei. Überall sind jetzt Blut und Schuppen. Volker steht den Großteil seiner Wache in der Kombüse und zerlegt den Fisch in Portionen - zum Einfrieren, Herschenken, sofort konsumieren, einkochen... Dass dabei ein Squall nach dem anderen über uns drüber geht, macht die Arbeit auch nicht vergnüglicher. Noch zwei solche Fische und wir lassen das Angeln sein...

+ + + + IMPRESSIONEN UNTER SEGELN + + + +

+ + + + HEUTE: Das Gute-Laune-Tier

Was ist es, das Menschen - oder zumindest uns - so an Delphinen fasziniert. Jedesmal wenn sie um unser Schiff rum auftauchen, steigt das Stimmungsbarometer rapide an. Wir fangen sofort an zu lächeln und schütten eine Portion Endorphine aus. Sie scheinen uns irgendwie nah zu sein; verwandschaftlich oder geistig meine ich. Liegt es daran, dass sie Säuger sind? Oder ist es ihre Körpergröße, die dem Menschen recht nahe kommt? Freuen wir uns zu unrecht über ihre scheinbare Neugier, wenn sie auf der Seite schwimmend zu uns hochäugen? Oder ist es das geheimnisvolle und leicht spöttische Lächeln, das jede Delphinschnauze zu umgeben scheint. Mann, seid ihr langsam scheinen sie uns zuzuwinkern. Vielleicht sind wir aber auch nur durch Flipper geprägt und die Generation nach uns hat überhaupt nicht mehr dieses vermenschlichte Gefühl gegenüber Delphinen. Sicher lieben wir aber ihre Cleverness, wie sie energiesparend auf unserer Bugwelle surfen, und ihre Verspieltheit, wenn sie unter und über Wasser Kapriolen vollführen, Schrauben machen und Saltos drehen. Und jedesmal wieder heißt es daher "Alle Mann an Deck - Delphiiiiinnneeeee!!!"

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Bild des Tages:

So groß war der heutige Wahoo, dass wir ihn trotz Weitwinkel-Objektiv nur als Fotomontage auf ein Bild kriegen. Mit dem ganzen Fleisch machen wir jetzt eine Fish & Chips Bude auf Makemo auf und setzen uns dort zur Ruhe.