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Montag 25. Juni 2007

Hühnerkacke

Unser Standort: Unterwegs von Makemo nach Motu Tunga, Tuamotus, Französisch Polynesien

 

Na toll! Alles richtig gemacht. Genau mit der richtigen Geschwindigkeit gesegelt, zur richtigen Zeit am Pass angekommen und dennoch sind wir wieder auf einer Nachtfahrt unterwegs, anstatt uns gemütlich in einem Atoll auszuruhen. Das nervt gewaltig! Wir wollen jetzt mal ein paar Tage vor Anker liegen, schnorcheln, tauchen, faulenzen. Doch der Reihe nach:

 

Um 07:30 stehen wir heute morgen nur noch ein paar Seemeilen vor dem Pass Arikitamiro, der uns ins Makemo-Atoll führen soll. Alles, was wir in der Hand haben, hat super geklappt. Nur Petrus macht uns einen Strich durch die Rechnung. Anstatt knuffiger Cumulus-Bewölkung hat heute anscheinend jemand Stratonimbus bestellt. Der Himmel ist zugezogen grau in grau. Kein Sonnenstrahl dringt aufs Wasser vor und zu allem Überfluß kübelt und squallt es aus dem grauen Einheitsbrei auch noch in einer Tour. An Riffnavigation ist bei diesem Wetter nicht mal zu denken und die Passdurchfahrt damit unmöglich. Und weil's noch nicht genug ist, setzen die Wetterfaxe von heute Nacht noch eins drauf: In 72 Stunden kommt eine Winddrehung auf West. Schöne Scheiße! Was jetzt?

 

Nach kurzem Hin und Her beschliessen wir, an der Nordküste von Makemo Richtung Westen zu segeln. Dort gibt es noch einen zweiten Pass ins Atoll. Vielleicht klart es ja ein wenig auf bis wir dort sind. Und wenn wir ein hübsches Ankerplätzchen finden könnten, dann wären wir dort auch gut gegen Westwind geschützt. Also Vollzeug hoch, Schluß mit Slowsailing! Und tatsächlich schaffen wir es pünktlich zum Stillwasser an den Pass Tapuhiria. Petrus scheint das positiv zu stimmen und er schickt uns eine kurze Wolkenlücke, so dass die Sicht so passabel ist, dass wir es wagen, in den Pass einzulaufen. Normalerweise soll hier das Wasser mit bis zu 9kn aus der Lagune rausschiessen. Jetzt ist alles still. Anscheinend haben wir das Stillwasser perfekt abgepaßt. In der Lagune sind auch die Riffe nach der Durchfahrt gut betonnt, die Baken haben sogar Radarreflektoren. Auf der Suche nach einem Ankerplätzchen kurven wir ein wenig rum. Allerdings pfeift es nach wie vor mit 6 Beaufort und über die 23sm Seestrecke der Lagune baut sich hier in Lee eine ganz schöne See auf. Dennoch werfen wir mal auf 23m den Anker. Vielleicht bessern sich Wetter und Sicht ja noch ein bißchen, so dass wir uns etwas später ein geschützteres Plätzchen suchen können.

 

Doch auch hier haben wir wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Der Lagunengrund ist ausschließlich Koralle und der Anker weigert sich zu greifen. Wir haben 6 Beaufort auf die Nase, eine Welle von 1,5m und gleich kommt der nächste Squall und dann ist Schluß mit Sicht und lustig. Wir driften gefährlich nah auf die Korallenbank hinter unserem Heck zu. Keine Chance! Der Skipper beendet die Aktion und befiehlt Anker auf und raus aus der Lagune, bevor die Sicht wieder Null ist und das Wasser durch den Pass zu schiessen beginnt. Mag ja schön sein, einen exotischen Ankerplatz auszuprobieren, aber eine Strandung riskieren? Nein danke.

 

Völlig genervt werfen wir auf der Aussenseite des Riffes dann erneut den Anker. Zum Glück gibt es hier eine kleine Flachstelle und wir liegen einigermassen geschützt in Lee des Atolls. Gerade rechtzeitig sind wir nochmal aus der Lagune rausgeschlüpft, denn jetzt schießt das Wasser wie ein reissender Gebirgsbach aus der Lagune. Wir haben erstmal die Schnauze voll und beschliessen hier in Ruhe a) ein Picknick zu machen und b) zu überlegen wie es jetzt weitergeht. Über Nacht können wir hier allerdings nicht bleiben. Eine kleine Winddrehung oder Stromänderung und wir hängen auf dem Riff. Da machen wir kein Auge zu.

 

Hin und her wälzen wir die Optionen. Schließlich entscheiden wir uns für ein kleines, kaum besuchtes Atoll namens Motu Tunga. Dort gibt es einen sogenannten blinden Pass, in dem man liegen kann und der gut geschützt sei. Allerdings ist er nach Nordwesten offen, was bei der angekündigten Winddrehung zum Problem werden könnte. Egal. Wenn es zu heiß wird, können wir immer noch ins nur 20sm entfernte Tahanea segeln. Nach der Entscheidung und kurz vor Sonnenuntergang schickt uns Petrus wie zum Hohn dann noch einen aufgeklarten Himmel. Nichts mehr zu sehen von dem Schietwetter, das wir heute den ganzen Tag hatten.

 

Und damit steht erneut eine Slowsail-Nachtfahrt auf dem Programm, denn es gilt 50sm möglichst sinnvoll auf 10 Stunden zu verteilen, so dass wir wieder bei Stillwasser am nächsten Morgen ankommen. Wir schleichen unter Sturmfock und gerefftem Besan zwischen den Atollen durch. Ganz schön spannend. Zum Teil liegen die Atolle nur 7sm auseinander. Ohne GPS und Radar geht da nachts gar nichts. Aber anscheinend stimmen die Positionen der Atolle doch recht genau mit den elektronischen Seekarten überein, so dass wir auch enge Stellen sicher meistern.

 

Bild des Tages:

23:30 Uhr, zwar scheint der Mond aber dennoch sehen wir nichts. Kein Atoll, kein Motu, keine Brandungswellen. Nur Dank Radar können wir nachts überhaupt durch dieses Labyrinth schleichen. Gerade passieren wir das Atoll Tuanake, das man auf dem Radarbild gut auf unserer Backbordseite in ca. 3sm Entfernung erkennen kann. Überhaupt geben die Kokospalmen auf den Motus hervorragende Radarechos ab. Vielleicht sollten wir uns mal einen Palmwedel als Radarreflektor in den Mast binden...