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LOGBUCH

Dienstag 03. Dezember 2013

Über die Bougainville Straße

Unser Standort: Vor Anker in der Lagune der Government Station Taro, Choiseul Bay, Choiseul, Salomoninseln

 

Tja, so richtig lange dürfen wir unser Inselparadies leider nicht genießen. Die Grib-Files behapten hartnäckig weiter, dass es Ende der Woche eine leichte Nordostströmung geben soll und die wollen wir keineswegs verpassen. Also lichten wir nach der morgendlichen Funkrunde, bei der wir Stevie auf Ironie, der in Gizo auf Wind wartet, mit Wetterinfo versorgen, den Ankern und stecken den Kurs nach Taro auf Choiseul ab.

 

Der Lehrer Robert hatte uns in Shortland Island versichert, dass es in Taro Banken zum Geld wechseln und auch ein Fuel Depot gibt. Und nachdem sich ja nun überhaupt kein Wind blicken lässt, wollen wir wenigstens den seit Gizo verfahrenen Diesel nachbunkern.

 

Die Strecke nach Taro führt quer über die Bougainville Strait, einer Wasserstraße die definitiv zu dem Interessantesten gehört, was wir jemals befahren haben. Auf einer Länge von 20 sm fahren wir über eine Unterwasserlandschaft aus Canyons und spitzen Bergen, tiefen Schluchten und bis weniger als 10 Meter unter die Wasseroberfläche reichenden Spitzen. Das Echolot zeigt mal unendlich, mal nur neun Meter an und das Wasser schimmert grünlich-bräunlich von den Korallen.

 

Und da es noch nicht spannend genug ist, über eine Unterwasserlandschaft zu segeln (ok, zu motorsegeln), bei der man nur inständig betet, dass die Riffe seit der letzten Vermessung nicht in die Höhe gewachsen sind, steht in der Bougainville noch ein satter Strom von bis zu vier Knoten. Dieser Strom läuft im Großen und Ganzen von Südost nach Nordwest, also genau quer zu unserem Kurs. Dies hat zur Folge, dass unser Bug nach Südsüdost zeigt, um unser Ziel im Nordosten anzuliegen. Außerdem sorgt der Strom in den Schluchten unter Wasser für Beschleunigungen, Aufwallungen, Mahlströme, in denen das Wasser nur so kocht und brodelt. Nicht nur einmal wird LA GITANA wie auf dem einem Rangierteller um 90° um die eigene Achse gedreht.

 

Das Sahnehäubchen auf den Stromkabbelungen und den Tide Rips ist jedoch die langgezogene Dünung, die vom Nordostpassat auf der anderen Hemisphäre angefächelt, hier zum ersten Mal Grundberührung hat. So bilden sich auf den flacheren Riffen mächtige Grundseen, die sich hin und wieder sogar brechen. In Summe ergibt das eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Überfahrt und wir sind froh, dass die Bedingungen so ruhig sind. Gar nicht vorstellbar, was hier los wäre, wenn auch noch ein kräftiger Wind gegen den Strom stehen würde. Dann wäre die Bougainville Straße für eine Yacht wohl kaum passierbar.

 

Es ist und bleibt für uns aber ruhig, Doldrums eben, und wir erreichen Taro, das administrative Zentrum von Choiseul Island, nur dank Motorunterstützung. Kaum sitzt der Anker im gut haltenden Sand, machen wir uns auf an Land, um nach Diesel zu suchen und die Bank zum Wechseln aufzusuchen. Doch da ist die Überraschung groß: hier in Taro gibt es keine richtige Bank, sondern nur Agenten, die Überweisungen sowie Ein- und Auszahlungen für die Einheimischen mit Hilfe ihrer Mobiltelefone vornehmen. Dollars oder gar Euro wechseln, will von diesen Agenten keiner. Und einen ATM gibt es hier logischerweise genauso wenig, wie die Möglichkeit, mit Kreditkarte zu bezahlen. Was nun, wie sollen wir denn nun an unseren Diesel kommen??

 

Bild des Tages:

In Taro begrüßen uns diese Jungs, beide im Barcelona Trikot, beide mit der 10 hinten drauf – der doppelte Messi sozusagen…