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Samstag 01. Juni 2013

Arktische Schrumpf-Fuge

Unser Standort: An einer Mooring vor Opua, Bay of Islands, Neuseeland

 

Wer jetzt etwas von oder über Bach erwartet, wird enttäuscht.

 

Als Mann müsste man ja eigentlich wissen, wie kurz Dinge werden können, wenn es kalt wird. Und kalt war es hier jetzt schon in ein paar Nächten. Dennoch war die Überraschung heute groß, als wir etwas an Deck rumgewerkelt haben und ein Blick auf unsere Seitenscheiben fiel.

 

Die Dehnungsfugen zwischen den einzelnen Plexiglasscheiben standen urplötzlich offen, Wasser wurde keinerlei Widerstand mehr entgegengesetzt und beim nächsten Regen hätten wir wahrscheinlich geflucht, weil wir Deutschland im Mai gespielt hätten und überschwemmt worden wären. Die Scheiben hatten wir vor 7 Jahren in Trinidad bei brachialer tropischer Hitze eingeklebt. Mann, war das heiß (und schwül) damals in Trinidad. Wir kommen schon beim bloßen dran denken ins Schwitzen.

 

Ganz als Gegensatz präsentiert sich Neuseeland. Hier war es nachts jetzt ein paarmal um 30° kälter als in Trinidad und das Plexiglas der Seitenscheiben hat sich durch die Kälte offensichtlich ein wenig verkürzt. In Kombination mit einer vermutlich etwas gealterten und damit weniger elastischen Dichtmasse war dies zu viel, die Fuge sprang auf. Problem erkannt, Problem gebannt. Schnell säubern wir die Fugen und verfugen sie neu mit Dichtmasse. Wie war das noch? "Yippie ya ya yippie yippie yeah!"

 

Im Anschluss ging's dann nach Kerikeri, um die revisionierten Tauchflaschen abzuholen und Grünzeug einzukaufen, das wir in der Zwischenzeit beim Warten aufs Wetterfenster aufgefuttert hatten. Und da das Warten aufs Wetterfenster so spannend ist, gibt es ab heute eine neue tägliche Rubrik: "Der Abfahrtstermin des Tages." Hier werden wir ab sofort die jeweils aktuellste Prognose für die Abfahrt aus Neuseeland bekannt geben. Nach heutigem Wetterbericht und Grib-Files sieht es so aus, als wäre Dienstagmorgen ein sehr wahrscheinlicher Startschuss für ein schon beinahe zu geniales Wetterfenster.

 

Womit wir auch schon bei den Yachten wären, die derzeit unterwegs nach Fidschi sind (und vermutlich liebend gerne mit uns warten würden. Zumindest lieber, als jetzt in diese tropische Depression reinzusegeln): Es geht allen gut, sie haben vorsichtshalber Höhe aufgegeben und sind nach West bis Nordwest gesegelt, um möglichst viel Distanz zwischen die Schiffspositionen und der vorausgesagten Zugrichtung des Tiefs zu bringen. Die engste Annäherung an das Tief wird voraussichtlich in der Nacht von Sonntag auf Montag neuseeländischer Zeit stattfinden. Bereits jetzt haben die Yachten 20 bis 30 Knoten Wind, was aber durchaus noch zu verschmerzen ist, allzumal er von hinten kommt. Hoffen wir also mal, dass das Tief keine plötzlichen Richtungsänderungen ausführt oder sich gravierend vertieft.

 

Bild des Tages:

Das erste Foto einer arktischen Schrumpf-Fuge in ihrem natürlichen Habitat