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Samstag 07. Januar 2006

Schade, das Segeln ist vorbei

Unser Standort: Bucht von Palmeira auf Sal/ Kap Verden - Tag sechseinhalb auf See

Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten

 

Heute Nacht haben wir nochmal richtig den Bremsfallschirm ausgefahren. Denn wir wollten partout nicht in der Nacht auf Sal ankommen. Also haben wir zunächst versucht, LA GITANA beizudrehen. Leider wollte die alte Dame nicht so wie wir. Sie stellte sich in eine Position, in der die Wellen ganz fies von schräg achtern an unseren Rumpf klatschten. Eine war sogar so dreist, in unser Cockpit und bis hinunter in die Kajüte einzusteigen. Selbst der PC hat eine Menge Salzwasser abbekommen, aber anscheinend macht ihm das gar nichts aus. Der Beidrehversuch war für uns damit so erfolglos, dass wir LA GITANA unter nur 3 qm Fock sehr, sehr langsam Richtung Sal steuerten. Die Schiffsbewegungen machte diese mickrige Segelfläche allerdings auch nicht besser.

 

Bevor wir gaaaaanz langsam in Sal ankommen, gibt es aber noch eine nette Anekdote: Wachwechsel um 03:00 Uhr. Michaela übergibt an Volker und weißt ihn auf ein Fahrzeug hin. Der typische Fischer. Oben mit Flutlichtern so hell beleuchtet, dass man keine Positionslaternen mehr sieht. Die Entfernung ist schwierig abzuschätzen. Es dürften aber schon noch 3sm sein. Volker beobachtet den Fischer weiter, der auf der Stelle zu stehen scheint. Aber plötzlich hat er seine Flutlichter aus und das zweite Toplicht eingeschaltet. Mist, das ist ja ein Riesentanker, der direkt auf uns zukommt. Beide Toplichter in Linie!! Und das hintere ist bereits mindestens 50m über dem Horizont. Oh oh oh, der ist ja nur noch ein paar hundert Meter entfernt!!! Volker schmeißt den Motor an. Wohin? Er kann keine Positionslichter erkennen. Der mangelt uns unter, schießt es ihm durch den Kopf. Er reißt das Ruder nach Steuerbord, aber die Lichter wandern nicht aus. Also nach Backbord!!! Und da plötzlich wandert das obere Toplich aus und fängt zu blitzen an. Es war ein Flugzeug, das direkt hinter dem Fischer gestartet ist, der inzwischen seine Flutlichter gelöscht hat und von dem wir nur noch das Hecklicht sehen, da er auf Heimatkurs ist. Volker steht mit zitternden Knien im Cockpit und braucht eine Weile, bis er sich beruhigt hat.

 

Um 08:00 Uhr laufen wir kurz nach Sonnenaufgang in die Bucht von Palmeira ein. Und hier liegen mindestens dreissig Schiffe!! Die meisten deutsche. Wir schmeissen im hinteren Ankerfeld unser Eisen. Schon komisch, wenn das Schiff überhaupt nicht mehr schaukelt. Dann gibt es erst einmal das "Landfall-Frühstück": Eine Riesenportion Rühreier.

 

Anschließend machen wir das Dinghy klar, um uns bei unseren Nachbarn nach der Einklarierungsprozedur zu erkundigen. Dabei entdecken wir unsere ersten fliegenden Fische an Deck von LA GITANA. Wir nähern uns nun definitiv der Barfußroute, denn die letzten Tage hat uns bereits das Kreuz des Südens den Weg nach Sal gewiesen. Und das Beste ist: Das in Gran Canaria reparierte Dinghy scheint nun tatsächlich wieder dicht zu sein!

 

Da unsere Nachbarn meinen, man nähme es hier mit dem Einklarieren nicht so genau, kümmern wir uns erstmal um LA GITANA. Volker taucht zur Schraube und stellt fest, dass tatsächlich das Wellenlager ein wenig Spiel in der Vertikalebene hat. Und das nach nur 3.000sm. Das kann doch gar nicht sein. Damit haben wir zwar wahrscheinlich die Ursache für die Geräusche gefunden. Aber was hat bewirkt, dass das Wellenlager nach so kurzer Zeit bereits so stark ausgeschlagen ist?? Da müssen wir die nächsten Tage nochmal ran.

 

Leider haben wir bis heute auch vergeblich versucht, den TO-Stützpunktleiter telefonisch zu erreichen, der uns unter anderem von Peter empfohlen wurde. Wir müssen morgen mal schauen, ob es noch einen andere Möglichkeit außer Telefon gibt, ihn zu erreichen.

 

Nach den letzten unruhigen Nächten auf Meer lassen wir es für heute dann gemütlich angehen und geniessen endlich mal wieder einen Sundowner und Aperitiv in angenehmer Wärme. Morgen geht's dann zum Einklarieren, Charly suchen und der Ursache für die starke Abnutzung unseres Wellenlagers auf den Grund gehen.

 

Nebenbei haben wir dann noch festgestellt, dass der Kühlflüssigkeitsstand im Motor zu stark gesunken ist und das unser Radarreflektor nur noch am seidenen Faden im Rigg hängt. Es gibt für die nächsten drei bis vier Tage also genug zu tun. Wir schätzen, dass wir vor Mittwoch hier wohl nicht wegkommen werden.

 

+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++

Die beliebte Rubrik wird erst wieder vorgesetzt, wenn wir wieder auf dem Atlantik segeln

 

+++ RUBRIK ENDE +++

 

Bilder des Tages:

- Sonnenaufgang über Sal

 

- Die verträumte und einsame Ankerbucht von Sal