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Samstag 27. November 2010
Unser Standort: Vor Anker beim Motu Tar, Maloelap Atoll, Marshall Inseln
Der kleine Motu Tar, hinter dem wir gestern Schutz gesucht haben, ist normalerweise unbewohnt. Doch derzeit camped hier eine Gruppe von sieben Männern und einer Frau um Kopra zu machen. Kopra ist das getrocknete, feste, weiße und sehr ölhaltige Fleisch der Kokosnuß und findet als Rohstoff Verwendung vor allem in der Kosmetik- und der Chemieindustrie. Kopra zu schneiden ist die einzige Einkommensquelle für die Bewohner von Maloelap, die einzige Einkommensquelle für praktisch alle Marshallesen auf den Äußeren Inseln.
Und die Arbeit ist hart. Jeden Tag geht es kurz nach Sonnenaufgang in den Busch, wo heruntergefallene Kokosnüsse eingesammelt und aufgehäuft werden. Sind genügend zusammengetragen, so um die einhundert bis zweihundert, werden sie entbastet. Auch das ein Knochenjob! Die entbasteten Nüsse sehen so aus wie die, die man in Deutschland aus dem Supermarkt kennt. Nun werden die Nüsse in Säcken oder einer altersschwachen Schubkarre zum "Hauptquartier" zurückgeschafft. Dort werden sie in zwei Hälften aufgeschlagen und dann über einem Holzofen einige Stunden getrocknet.
Ist die erste Trocknungsphase vorüber, wird das Fruchtfleisch mit einem Messer aus der Schale geschält und dann auf einem zweiten Ofen nochmals getrocknet. Nun ist es fertig und kann in Säcke verpackt werden, die circa 50kg fassen. Neben dieser Arbeit müssen die Kopra-Macher auch noch ihr komplettes Essen selbst fangen: Fisch aus der Lagune, Kokoskrabben von Land, Langusten vom Riff. Gekocht wird alles natürlich und umständlich auf Feuerholz, was das einzige ist, das nicht herbeigeschafft werden muss - die Kokosschalen eignen sich dafür ganz hervorragend. Geschlafen wird nachts unter freiem Himmel und elektrisches Licht gibt es keines. Klingt alles schön nach Zeltlagerromantik, ist aber vor allem harte Arbeit - für einen Hungerlohn!
Die acht Mann, die hier gerade Kopra machen, brauchten zwei Wochen, um zwanzig Säcke Kopra fertig zu machen. Wenn sie die Säcke dann endlich nach Majuro verkaufen können, erhaalten sie 30 US-Cent pro Kilogramm Kopra. Das sind gerade mal 15 Euro pro Sack! Für die zwei Wochen Arbeit in der Kokosplantage und ihre 20 Säcke erhalten die 8 Mann damit 300 Euro, oder 37,50 Euro pro Kopf. Bei einer Sechstage-Woche und einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 7 Stunden am Tag beträgt der Stundenlohn satte 0,45 Cent!! Davon müssen die Kopra-Macher nun noch das Benzin für das Motorboot bezahlen, das die Säcke hier abholt und zum nächsten Dorf Tjar bringt.
Eine lukrative Tätigkeit. Zumindest für die Abnehmer in Europa, USA und China! Für die Leute hier leider die einzige Möglichkeit, ein kleines bißchen Geld zu verdienen, um sich zum Beispiel Klamotten, Flipflops, Reis, Schulgeld, Tabak, Streichhölzer, eine Taschenlampe oder ähnliches kaufen zu können. Besser, man denkt gar nicht drüber nach...
Bild des Tages:
Frannie und der sechzehnjährige Kaiki schälen das Kopra nach der ersten Trocknung aus den Schalen. Hinter Frannie ist der Ofen zum Trocknen zu erkennen.