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Montag 16. Dezember 2013

Tauchen in Haifischflossensuppe

Unser Standort: Vor Anker bei „Wildlife Island“ im Nuguria Atolls, Papua Neuguinea

 

Ich muss noch einmal auf die Haie zurückkommen, denn das Gemetzel der armen Knorpelfische wegen ihrer Flossen macht ganz schön betroffen und wütend.

 

Warum die Leute auch noch auf dem hinterletzten Atoll Haie jagen, die sie traditionell und auch aktuell nicht essen, sondern einfach nach dem Abschneiden der Flossen ins Meer zurückwerfen, ist ganz einfach. Die Chinesen bewerfen die Leute mit Geld für Haifischflossen. In PNG (Papua Neuguinea) bringt ein Kilogramm getrocknete Haifischflossen der höchsten Güteklasse 700 Kina pro Kilogramm. Das sind umgerechnet 200 Euro für ein Kilo getrocknete Haifischflossen!!

 

Mit nichts, aber auch mit gar nichts anderem können die Locals mehr und schneller Geld verdienen, als mit Haifischflossen. Und das Beste daran ist, dass sich die Flossen getrocknet lange Monate halten, also auch kein zeitnaher Transport nötig ist. Man behält die Flossen einfach auf der Insel, bis einmal im Jahr jemand in ein Regionalzentrum fährt, wo es unter Garantie einen chinesischen Aufkäufer gibt. So hat man genügend Zeit den Ichtiozid an den Haien zu vollziehen.

 

Immerhin haben sie es in Nuguria (noch) nicht ganz geschafft, die Haie auszurotten, wie wir bei unserem Tauchgang am Außenriff feststellen konnten. Noch im Dinghi sitzend sehen wir schon die ersten Haie auftauchen und unter dem Dinghi Kreise drehen. Zuerst denken wir noch, dass die Haie hier ziemlich klein sind. Doch dann wird uns klar, dass das Wasser so glasklar ist, dass wir die Haie in 18 Metern Tiefe von der Oberfläche aus erkennen können. Wahnsinn!

 

Doch wir erhalten auch noch die Gelegenheit, die Haie aus größerer Nähe begutachten zu können. Nachdem hier nämlich nie jemand mit Flaschen taucht und sich daher wahrscheinlich auch noch nie ein Mensch bis auf zwanzig Meter Wassertiefe hinabbegeben hat, sind die Haie mindestens so neugierig wie die Crew und Passagiere der Marunga 2, als sie gestern in die Lagune eindampfte. Einer nach dem anderen taucht aus dem tiefen Blau auf und kommt schon wirklich unangenehm nahe. Ein bisschen noch und ich könnte ihn an der Flosse zupfen. Vor lauter Hai-Verkehr komme ich gar nicht dazu, die Unterwasserlandschaft und die anderen Fische zu geniessen…

 

Bild des Tages:

Von Longlinern abgekupfert: Nicht schlimm genug, dass Longliner mit ihren oftmals kilometerlangen Leinen mit den tausenden Haken die Meere leerräumen. Auch die Locals haben sich diese leider erschreckend effiziente Methode zum Haifischfang angeeignet. So spannen sich an mehreren Stellen lange Leinen über die Lagune von Nuguria, an denen zahlreiche Haken hängen. Wenn sich ein Hai einen Haken schnappt, ertrinkt er jämmerlich, weil die Longlines nur alle paar Tage überprüft und neu mit Köder bestückt werden.